Essen. Die Kirche wollte lärmgeplagten Anwohnern helfen. Damit hat sie aber auch an der Dorfidylle gerüttelt und viele Burgaltendorfer entsetzt.

Rasch und entschlossen haben die Verantwortlichen der katholischen Gemeinde in Burgaltendorf den neuen Nachbarn geholfen und deren Nachtruhe gerettet. Gleichzeitig haben sie aber große Unruhe ins Dorfleben gebracht und manches langjährige Gemeindemitglied vor den Kopf gestoßen. Womöglich haben sie unterschätzt, wie sehr den Burgaltendorfern Traditionen am Herzen liegen. Und seien es nächtliche Glockenschläge.

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Dabei kann das eigentlich nicht verwundern: Burgaltendorf ist ein dörflich geprägter Stadtteil, den Alteingesessene sowie Zugezogene genau wegen dieser Atmosphäre mögen. Wer an dieser Dorfidylle rüttelt, verletzt auch Gefühle und beschädigt das Zuhause, wie es die Burgaltendorfer lieben. Das erklärt die emotionale Diskussion, die nun losgebrochen ist.

Neue Nachbarn dürften von dem Glockengeläut nicht überrascht sein

Zumal die neuen Nachbarn von dem Glockengeläut, das sie nun beklagen, nicht überrascht sein dürften. Wer geräuschempfindlich ist, sollte seinen Wohnort nicht nahe einer Autobahn, eines Flughafens – oder eben neben einer Kirche mit nächtlichem Geläut wählen, lauten nachvollziehbare Argumente.

Die Kirche scheint diese Argumente aber nicht gehört oder nicht entsprechend gewichtet zu haben. Vielmehr ließen sich die Verantwortlichen von den Klagen der neuen Anwohner überzeugen, dass ihre Nachtruhe geschützt werden müsse. Aus dem Blick geriet dabei, dass die handstreichartige Aufgabe einer 115 Jahre währenden Tradition viele Burgaltendorfer regelrecht entsetzt hat.

Möglicherweise sind die Zuständigen der Gemeinde jetzt selbst von den heftigen Reaktionen überrascht. Aber es ist ja nicht zu spät, die Tradition ins 116. Jahr und darüber hinaus zu retten.