Essen. Der Essener Nachtklub „Lucy“: Ein Disco-Gast ärgert sich darüber, dass in der Herrentoilette Porno-Zeichentrickfilme über die Wand flimmern.
Robert Nolle ist regelmäßiger Gast der Rüttenscheider Diskothek „Lucy“, einem der angesagten Nachtklubs in Essen. Doch neuerdings fühlt er sich dort ziemlich unwohl. Stein des Anstoßes: Nolle ärgert sich maßlos darüber, dass pornografische Zeichentrickfilme an die Wand der Herrentoilette geworfen werden. „Es macht mich betroffen, ich finde das verstörend und beleidigend“, empört sich der Essener.
Er verweist zugleich darauf, dass dergleichen auf der Damentoilette nebenan nicht ausgestrahlt werde. Für Robert Nolle sind die anzüglichen Comicfilmchen mehr als ein Verstoß gegen den guten Geschmack: Er sieht darin einen Affront gegenüber dem männlichen Geschlecht. Denn vorwurfsvoll wirft er die Frage auf: „Soll es heißen, dass Männer in die ‘Pornoschublade’ gesteckt werden?“
Ein pikanter Vorwurf, den die Inhaberin der Diskothek „Lucy“ am Rüttenscheider Stern jedoch entschieden zurückweist. „Wir sind ein Nachtclub und keine Kirche.“ Die Geschäftsfrau bestätigt, dass die erotischen Zeichentrickfilme seit gut einem halben Jahr auf der Männertoilette im Souterrain ihres Klubs ausgestrahlt werden. Und nur dort, nicht aber für weibliche Gäste.
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club-türsteher in essen bittet gast- „kreuz hinters t-shirt“ club-türsteher in essen bittet gast- „kreuz hinters t-shirt“Aus ihren Absichten macht sie überhaupt kein Hehl, freimütig bekennt sie sich zu ihrer unkonventionellen Idee des „Guerilla-Marketing“: „Natürlich will ich provozieren und Aufmerksamkeit erregen, langweilig kann jeder.“
Für weibliche Gäste gibt’s Flügel an der Wand, die sie auf Fotos zu Engeln machen
Die meisten Hauptdarsteller der „Lucy“-Pornos sind Charaktere, die denen aus amerikanischen Zeichentrickfilm-Produktionen sehr stark ähneln. Mal tritt Abu der Affe in Aktion, mal eine Meerjungfrau. Die Dramaturgie dieser Streifen und die Handlungen sind ähnlich simpel und billig wie bei den Klassikern dieses Genres.
Um die umstrittenen Videoclips einzuordnen, erläutert die „Lucy“-Inhaberin die Philosophie ihrer Diskothek. „Es geht um Tanzen, es geht um Spaß und darum, den Stress abzulegen, der sich im Laufe einer Woche angesammelt hat.“ Überraschendes zu bieten, gehöre deshalb dazu. Für weibliche Gäste habe sie deshalb zwei große Flügel an die rosafarbene Wand geworfen. Jede Frau, die sich davorstellt, verwandelt sich beim Fotografieren in einen Engel. Die Zeichentrickfilme seien ein Spaß-Angebot speziell für die männliche Gäste. Es wird auch darauf hingewiesen, dass Disco-Gäste mindestens 18 Jahre alt und damit volljährig sind.
Klub-Inhaberin: „Ich will Männer nicht in eine Schublade stecken“
Robert Nolle hingegen findet es „völlig daneben“, sich die Filme ansehen zu müssen und „gleichzeitig das Gefühl zu bekommen, dass die Verantwortlichen anscheinend meinen, dass mir als Mann damit ein Gefallen getan wird“. Und er fügt sarkastisch hinzu: „Vielleicht bin ich auch einfach zu konservativ oder ich habe den neuesten hirnrissigen Trend nicht mitbekommen.“
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Die Diskothek selbst reagiert mit Ironie und einem Augenzwinkern auf die geballte Kritik ihres Gastes. „Ich will die Männer nicht in eine Schublade stecken, sondern ihren Kurzaufenthalt im WC-Bereich amüsanter und aufregender gestalten“, sagt die Inhaberin. Eine Frau, die großen Wert darauf legt, ihre Gäste nach Möglichkeit persönlich zu kennen. Auch der Beschwerdeführer in Sachen Videofilme sei ihr nicht unbekannt. „Deshalb bin ich überrascht über seine Reaktion.“
Bei den weiblichen Gästen habe sich natürlich längst herumgesprochen, dass ihnen etwas vorenthalten werde. Die Inhaberin: „Etliche Frauen haben sich schon beschwert, sie wollen auch so was Witziges haben.“