Essen. Die Razzien gegen den Dellwiger Gewerbesumpf sorgen für Verdrängungseffekte. Neue schmutzige Standorte entstehen. Die Stadt will dagegen halten.
Der jahrelange Kampf der Behörden gegen den wilden Gewerbesumpf an der Ripshorster Straße in Essen-Dellwig kommt nach dem Kauf dreier Grundstücke im Januar merklich voran, und die Politik der Nadelstiche bleibt nicht ohne Wirkung. Dennoch reißen die Meldungen von ausländischen Zollstellen über illegale Abfallexporte aus Essen nicht ab – im Gegenteil: Sie legen weiter zu.
Was auf den ersten Blick widersprüchlich erscheint, hat einen so einleuchtenden wie alarmierenden Grund: Die Razzien an der Ripshorster Straße haben Verdrängungseffekte auf Kosten anderer Standorte in der Stadt massiv befördert. Denn die aus Dellwig vertriebenen Verwerter von Altautos und ausrangierten Elektrogeräten suchen sich nun neue Grundstücke für ihre nicht allzu sauberen Tätigkeiten. Das schmutzige Geschäft, das die Grenze zur Umweltkriminalität zu oft überschreitet, lohnt sich offenbar mehr denn je: Der afrikanische Markt, wissen Kenner der Szene, ist längst noch nicht satt, sondern vielmehr ein zunehmend dankbarer Abnehmer für ausrangierte Fahrzeugteile und alte Kühlschränke.
Eine neue Problemlage „muss unter allen Umständen verhindert werden“
Dieser Entwicklung wirksam etwas entgegenzusetzen ist zeit- als auch personalintensiv, also mit herkömmlichen Verwaltungsstrukturen kaum zu leisten, ist die Stadt überzeugt und plant deshalb nach Informationen dieser Zeitung eine regelrechte Task-Force gegen illegales Gewerbe. Eine schlagkräftige Sondereinheit aus einer handvoll Experten aus mehreren Stadtämtern also, die nicht nur immer wieder mehr oder weniger effektiv anlassbezogen auf Beschwerden an einem Standort reagiert, sondern möglichst das gesamte Stadtgebiet ständig im Auge hat, um potenziellen Umwelt-, Gewerbe- und Steuerkriminellen rechtzeitig das Handwerk legen zu können.
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„Es muss unter allen Umständen verhindert werden, dass eine neue Problemlage wie in der Ripshorster Straße entstehen kann“, heißt es unmissverständlich in einem Papier, mit dem sich jetzt der städtische Verwaltungsvorstand beschäftigt hat. So soll der Flohmarkt am Autokino stärker kontrolliert, neue Gewerbeanmeldungen für den Handel mit Autos und Altgeräten sofort überprüft werden. Auch die Überwachung des Internethandels soll illegale Demontagen aufdecken. Die Zusammenarbeit der Stadt mit der Polizei, der Staatsanwaltschaft, dem Zoll und den Finanzbehörden muss auch gegen illegale Gewerbe intensiviert werden, heißt es in Zeiten feinnerviger Umweltsensibilität.
Neue Wertstoffannahmestellen im Stadtgebiet sind in Planung
Doch nicht nur repressiv, sondern auch vorbeugend will die Stadt aktiv werden, um Entsorgung wirksamer zu steuern: So benötigen die Entsorgungsbetriebe Essen zusätzliche Kapazitäten, um Elektro-Altgeräte vorschriftsmäßig zwischenlagern zu können. Angedacht sind zu diesem Zweck sowohl neue kleine Wertstoffannahmestellen, die sich über das gesamte Stadtgebiet verteilen. Zudem soll aber auch an der Pferdebahnstraße ein großer Recyclinghof entstehen.
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Altgeräte müssen fachgerecht und zeitnah entsorgt werden können
Nach Überzeugung der Stadt müssen Bürger ihre Geräte fachgerecht und zeitnah los werden können. Auch ein größeres Angebot beuge illegaler Entsorgung vor, deren Beseitigung und Nachverfolgung am Ende einen deutlich höheren Aufwand mit sich bringt, wie es heißt.