Essen. Anbieter Lime reicht die Rechnungen nach Verkehrsverstößen an die Roller-Nutzer weiter. Polizei Essen verfolgte bislang 113 Ordnungswidrigkeiten.

Umgeschmissene Leihroller auf Bürgersteigen und in Fußgängerzonen, so gefährliche wie verbotene Ausflüge zu zweit oder angetrunken auf den zwei kleinen Rädern sogar über rote Ampeln hinweg und weitere Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung: Wer einen Blick auf die in Essen weiter steigende Flut von E-Scootern wirft, dem bleibt die regelmäßige Missachtung der Vorschriften im Straßenverkehr kaum verborgen. Den Verleihern erst recht nicht. Essens erster Anbieter Lime will dem Treiben nicht weiter tatenlos zusehen.

Zwar hat das Ordnungsamt der Stadt nach Auskunft von Stadtsprecherin Jasmin Trilling noch keine Bußgelder wegen Verstößen im ruhenden Verkehr verhängt. Die vor allem für den fließenden Verkehr zuständige Polizei hat jedoch seit dem Start des Geschäfts mit den Elektro-Flitzern im Sommer bereits 113 Ordnungswidrigkeiten geahndet. Da kommt eine rechte stolze Knöllchen-Summe zusammen.

Das ordnungsgemäße Abstellen der Roller ist mit einem Foto zu dokumentieren

Zumindest der Scooter-Verleiher Lime scheint den Kaffee jetzt auf zu haben und sagt den Rüpeln unter seinen Kunden den Kampf an: Wer sich weiterhin nicht an die Vorschriften hält, muss diejenigen „Knöllchen“, die bei dem Unternehmen aufschlagen, ab sofort selbst zahlen. Denn Lime kündigte jetzt an, alle auflaufenden Verwarn-, Buß- und Strafgelder sofort an die Nutzer weitergeben zu wollen. Mehr noch: Die Kunden werden sogar verpflichtet, das ordnungsgemäße Abstellen ihres Gefährts per Handy-Foto zu dokumentieren. Wer sich nicht daran hält, kann als Nutzer gesperrt werden.

Welche Bußgeld-Beträge tatsächlich durch die Vielzahl der mittlerweile in Essen angezeigten Verstöße zusammengekommen sind, wollte Lime auf Nachfrage nicht mitteilen. Allerdings erklärte Jashar Seyfi, General Manager von Lime Deutschland, dass das Unternehmen mit der konsequenteren Gangart die Behörden entlasten sowie die Nutzer für richtiges Verhalten sensibilisieren möchte. Denn die Polizei Essen beklagt bereits: „Durch die hohe Anzahl der Verstöße und die präventive Arbeit hat die Belastung der Sachbearbeiter merklich zugenommen“, sagt Polizeisprecherin Sylvia Szapiewski.

Polizei Essen erwischte 57 Alkohol- und Drogensünder auf E-Scootern

Unter den bislang 113 Ordnungswidrigkeiten, die die Ordnungshüter geahndet haben, sind allein 57 Fahrten unter Alkohol oder Drogen. Erst am Wochenende hatte die Polizei Essen im Stadtteil Rüttenscheid ein betrunkenes Pärchen auf einem E-Scooter aus dem Verkehr gezogen. Das Duo fiel einer Streife am späten Samstagabend auf einem Radweg in Richtung Innenstadt auf. Beiden 23-Jährigen wurde eine Blutprobe entnommen. Zudem wurden in den vergangenen Wochen 15 Roller ohne Versicherungsschutz ausgebremst, was aber nicht für die Fahrzeuge der professionellen Verleiher Lime, Tier und Circ gelten dürfte. Zudem finden sich drei Unfälle mit E-Scootern in der Polizeistatistik.

Die Stadt hat darauf hingewiesen, dass wegen des Weihnachtsmarktes derzeit ausgeweitete Sperrzonen für die Benutzung der E-Scooter in der Innenstadt gelten – der Willy-Brandt-Platz ist zum Beispiel aus Sicherheitsgründen derzeit nicht befahrbar, auch die Westseite des Kennedyplatzes ist nicht, wie sonst üblich, freigegeben für Räder oder Roller.