Essen. Die Mineralwasserfabrik „Schloss Quelle“ investiert am Stammsitz in Essen-Borbeck 1,2 Millionen Euro in eine neue Glasflaschen-Abfüllanlage.
Das expandierende Essener Traditionsunternehmen „Schloss Quelle“ reagiert auf die Renaissance der Glasflasche: Rund 1,2 Millionen Euro investiert der Betrieb am Stammsitz Borbeck in eine neue Abfüllmaschine in der Glasanlage. „Am Brunnenstandort Essen füllen wir Mineralwasser inzwischen in zwei von drei Flaschen aus Glas ab“, sagt der Geschäftsführende Gesellschafter Jörg Mellis. Nur noch rund 33 Prozent sind PET-Flaschen. Zum Vergleich: Deutschlandweit liegt die Plastikflasche in der Verbrauchergunst mit einem Anteil von rund 70 Prozent noch weit vorn.
Genau eine Woche dauert die Installation der neuen Anlage, in dieser Zeit kommt die Produktion in der gesamten Glas-Abfüllanlage zwangsläufig zum Erliegen. Nur die Abfüllung in PET-Flaschen in der Halle nebenan läuft weiter.
Auch interessant
Damit die durstige Kundschaft trotzdem beliefert werden kann, hat Schloss Quelle in den vergangenen Wochen Zusatzschichten eingelegt und den Mineralwasserausstoß deutlich erhöht. Die Folge: Auf dem Firmengelände an der Flurstraße wird nahezu jeder freie Quadratmeter genutzt, um palettenweise Mineralwasser-Vorräte anzulegen. Die wendigen Gabelstapler bewegen sich zwischen mehreren Meter hohen Wänden, zu denen die Mineralwasserkästen jetzt aufgetürmt sind.
Neuer Abfüllanlge besteht aus viel Edelstahl, aber sie ist 20 Tonnen leichter als die alte
In den Sommermonaten, wenn der Mineralwasserabsatz in die Höhe schnellt, arbeitet die Schloss Quelle an sechs Tagen rund um die Uhr im Drei-Schicht-System. In der kühleren Zeit werde die Produktion auf zwei Schichten heruntergefahren. Das Unternehmen macht keinen Hehl daraus, dass es vom Gesundheitstrend profitiert. Während der Alkoholkonsum seit Jahren rückläufig ist, erleben die Mineralbrunnen einen prickelnden Boom. Jeder Deutsche trinkt im Jahr mittlerweile nahezu 150 Liter Mineralwasser. Die wachsende Abneigung gegenüber Plastik verstärke die Vorliebe des Verbrauchers für Mineralwasser aus der Glasflasche.
Die neue Abfüll-Anlage in Borbeck besteht überwiegend aus Edelstahl, trotzdem ist sie nur noch 22 Tonnen schwer, 20 weniger als die alte. Mächtige Teleskopkräne mussten anrollen, um die alte Anlage ab- und die neue ebenfalls übers Dach einzubauen. Sie ermögliche in Zukunft einen Ausstoß von 38.000 Glasflaschen pro Stunde, so Jörg Mellis. Die Gebindegrößen reichen von der handlichen Viertelliter- bis zur großen Literflasche. Ihr Premium-Getränk „Feine Perle“ füllen die Essener in dekorativen Gourmetflaschen ab, die gerne in Restaurants mit kulinarischem Anspruch kredenzt werden.
Hersteller der Hightech-Abfüll-Anlage, im Branchenjargon nur „Füller“ genannt, ist der in Bayern ansässige Weltmarktführer Krones. Krones-Monteure und Schloss-Quelle-Mitarbeiter arbeiten in diesen Tagen in der großen Halle Hand in Hand, um den „Füller“ bis zum anvisierten Neustart am kommenden Montag betriebsbereit zu machen.
Mit 200 Millionen Füllungen im Jahr ist die Schloss Quelle mitführend im Ruhrgebiet
Brunnenstandort – das ist in der Borbecker Flurstraße wörtlich zu verstehen. „Wir entnehmen das Wasser der Erde, es befindet sich direkt unter uns in bis zu 100 Metern Tiefe“, sagt der Schloss-Quelle-Inhaber. Das Brunnenwasser gelange ungefiltert in die Flasche.
Zu Spitzenzeiten konkurrierten in Essen zwanzig Mineralwasser-Abfüller miteinander. Die Schloss Quelle ist mittlerweile das einzige Unternehmen am Ort. Mit 200 Millionen Füllungen im Jahr ist es mitführend im Ruhrgebiet, bundesweit gehört es zum vornehmen Klub der Top 25.
Heimatverbunden, innovativ und gesund – Image fördernde Attribute wie diese stellt Schloss Quelle gerne in den Vordergrund. Einen geschmacklichen oder gar qualitativen Unterschied zwischen Plastik- und Glasflasche sieht Geschäftsführer Jörg Mellis trotz sich verändernder Verbraucher-Vorlieben nicht. „Egal ob PET oder Glas: Die ursprüngliche Reinheit des Mineralwassers geben wir jedem Kunden frei Glas.“