Essen. Mit dem Hoppeditz-Erwachen hat die Karnevalssession begonnen: Das alte Prinzenpaar hatte seinen letzten Auftritt – das neue Motto steht fest.
Essen Helau! Pünktlich um 17.11 Uhr hat in der Ruhrmetropole die fünfte Jahreszeit begonnen: mit dem traditionellen Hoppeditz-Erwachen auf dem Kardinal-Hengsbach-Platz vis-à-vis der Münsterkirche. Ein Sessionsauftakt, bei dem der Spielmannszug „Krayer Krähen“ den Ton angab. Begleitet wurde der noch schlummernde Hoppeditz beim kurzen Umzug vom Willy-Brandt-Platz durch die City von den amtierenden Prinzenpaaren, Abordnungen der Karnevalsvereine und dem Festkomitee Essener Karneval (FEK).
„Essen – Stern des Westens“ – unter diesem Motto steht die närrische Session 2019/2020, es löst den alten Wahlspruch „Essen zeigt Herz“ ab. Für Volker Saßen, den Vorsitzenden des Festkomitees, ist das Sternen-Thema eine nahe liegende Wahl. „Schließlich ist Essen im Westen der hellste Stern am närrischen Firmament“, sagt der FEK-Chef mit dem Brustton der Überzeugung. Und erinnert daran, dass Essen auch auf anderen Feldern spitze ist. „Wir waren Europäische Kulturhauptstadt und Grüne Hauptstadt Europas.“
Hoppeditz-Erwachen: Stadtprinzenpaar zum letzten Mal im Scheinwerferlicht
Ein letztes Mal steht das alte Stadtprinzenpaar Berni I. und Katrin I. beim Hoppeditz-Erwachen im Scheinwerferlicht.
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Bei der Prinzipiade am Samstag,16. November (Weststadthalle, 19 Uhr) geben die Tollitäten das Zepter weiter an Andreas I. und Heike I. Das neue Prinzenpaar mit dem Familiennamen Kaliga ist auch im zivilen Leben ein Paar. An ihrer Seite steht das Kinderprinzenpaar Noah I. und Jilian-Alica I., das bei der Kinder-Prinzipiade tags darauf (Weststadthalle, 17. November, 19 Uhr) feierlich proklamiert wird.
Närrische Brauchtumspflege mit Tradition: „Der Advent ist karnevalsfreie Zeit“
In der kurz darauf folgenden Adventszeit verschwinden die prachtvollen Ornate erst einmal in den Kleiderschränken. „Der Advent ist karnevalsfreie Zeit“, betont Saßen, der der traditionellen närrischen Brauchtumspflege einen hohen Stellenwert einräumt. „Wir singen im August keine Weihnachtslieder und feiern auch keinen Sommerkarneval.“
Das närrische Trömmelchen wird erst am zweiten Samstag im neuen Jahr wieder angeschlagen. Bei der närrischen Ratssitzung stehen 30 Tollitäten benachbarter und befreundeter Verbände von Duisburg über Wuppertal, Bocholt und Mülheim parat. Schauplatz des Prinzentreffens ist der große Ratssaal im Essener Rathaus, das dann zum zwanzigsten Mal stattfindet und ein kleines Jubiläum feiert.
Terminkalender der Tollitäten ist prall gefüllt mit 200 Veranstaltungen
Ausgelassene Gala, große Bühne und schunkelnder Saal – das ist die glanzvolle Seite des Karnevals. Volker Saßen erinnert auch an die soziale Seite, an die weniger sichtbaren Besuche der Tollitäten in Senioren- und Pflegeheimen, in Kindergärten und Jugendheimen. „Von den 200 Auftritten der Prinzenpaare in einer Session entfallen allein zwei Drittel auf solche sozialen Veranstaltungen.“ Es seien wertvolle Auftritte, die die Heime keinen Cent kosteten, aber ihre Bewohner – wenn auch nur für einen kurzen Moment – aus der Monotonie des Alltags herausrissen, so Saßen.
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Weil die närrische Brauchtumspflege immer mehr Geld koste, etwa in puncto Sicherheit, versucht das Festkomitee als Dachverband von 30 Karnevalsgesellschaften, verstärkt Unternehmen aus Wirtschaft und Industrie als neue Sponsoren zu gewinnen.
Festkomitee-Chef: „Wir müssen Jugendlichen mehr bieten als drei Tage Pappnase“
Das andere Ziel ist die Nachwuchsförderung. „Wir müssen jungen Menschen mehr geben, als nur an drei Tagen die Pappnase aufzusetzen“, argumentiert Saßen.
Das Festkomitee selbst sehe sich in der glücklichen Lage, 10 bis 15 aktive Jugendliche und junge Erwachsene in den eigenen Reihen zu haben. Die Jüngsten seien elf, die Ältesten Mitte 20, die meisten von ihnen hätten als Kinderprinzenpaare schon reichlich närrische Erfahrung gesammelt. Die glorreichen Zeiten, als drei Generationen einer Familie im Karneval mitmischten – Großeltern, Eltern, Kinder – seien längst vorbei. Saßen: „Wenn wir verhindern wollen, dass der Jüngste im Elferrat 70 ist, müssen wir den Kindern und Jugendlichen was bieten.“
Höhepunkt des närrischen Treibens ist in dieser Session der 24. Februar: Dann zieht der große Rosenmontagszug durch Rüttenscheid.
Karneval im Rathaus