Essen-Katernberg. Bebauung von Industriebrachen statt von Grünflächen: Das fordern Bürger in Katernberg. Das Unternehmen Vonovia plant bis zu 48 neue Wohnungen.
Empört zeigten sich Bürger über die Pläne für bis zu 48 neue Wohnungen am Plänkerweg in Katernberg, die auf einer Grünfläche entstehen sollen. Zahlreiche Mitglieder gleich mehrerer Bürgerinitiativen sind zu einer Diskussionsrunde gekommen, um ihren Unmut gegenüber den Vertretern der Stadtverwaltung zu bekunden. Die Stadt hatte zu der öffentlichen Veranstaltung ins Bürgerzentrum Kon-Takt eingeladen und stellte die möglichen Varianten eines Bebauungsplans „Plänkerweg/Feldwiese“ vor. Gegen diese Pläne hat die Initiative bereits Unterschriften gesammelt.
Wo die Bebauungspläne ausliegen
Der Bebauungsplan wird als sogenannter „Bebauungsplan der Innenentwicklung“ im beschleunigten Verfahren durchgeführt. Aufgrund der kleinen Fläche und weil das Plangebiet im regionalen Flächennutzungsplan bereits für den Wohnungsbau vorgesehen ist, muss keine Umweltprüfung stattfinden. Gutachten zum Grundwasserspiegel und der Bodenbelastung sollen noch erstellt werden.
Die Planungsunterlagen werden noch bis Freitag, 8. November, im Bürgerzentrum „Kon-Takt“, Katernberger Markt 4, ausgestellt. Sie können am Donnerstag von 9 bis 16.30 Uhr und am Freitag von 9 bis 15.30 Uhr eingesehen werden. Außerdem liegen die Pläne im Amt für Stadtplanung und Bauordnung, Lindenallee 10, 5. Etage, Raum 501 aus. Dort können sie montags, dienstags und donnerstags von 8 bis 16 Uhr, mittwochs von 8 bis 15.30 Uhr und freitags von 8 bis 15 Uhr eingesehen werden.
„Wir fordern, dass keine Grünflächen in Katernberg bebaut werden. Es gibt im Stadtteil genügend Alternativen“, meldete sich etwa Dina Jankowski, Sprecherin der Bürgerinitiative „Rettet die Katernberger Grünflächen“, zu Wort. Es sei immer günstiger Grünflächen anstelle von Industriebrachen zu bebauen, lautete ein Vorwurf. „Vonovia, die Eigentümerin des Geländes, wirbt sogar im Internet für bestehende Leerstände im Wohnungsquartier mit der heutigen Grünfläche“, so Dina Jankowski weiter. Als Alternative zur Bebauung nannte sie unter anderem das etwa 22,6 Hektar große Gelände der „Helf Automobil-Logistik GmbH“, das sich unweit der Feldwiese an der Emscherstraße befindet.
Friedhelm Stärk vom Amt für Stadtplanung und Bauordnung entgegnete, dass die genannten Flächen gesondert geprüft werden müssten. Diese seien aber nicht Thema der Veranstaltung. Die Stadtverwaltung sehe auch heute noch einen Neubaubedarf von 16.500 Wohnungen bis 2030. „Davon 12.000 in Mehrfamilienhäusern und 4.500 in Einfamilienhäusern. Deshalb könnte es sogar sein, dass wir nicht nur die eine, sondern beide Flächen brauchen werden“, sagte er.
In allen Varianten des Bebauungsplans ist eine viergruppige Kindertagesstätte vorgesehen. Doch auch den Bedarf an neuen Kita-Plätzen stellten mehrere Anwesende in Frage: „In der Nähe werden bereits zwei Kindertagesstätten gebaut. Dabei mangelt es in vielen Kitas bereits an Personal. Es gibt keinen Bedarf an neuen Plätzen, genauso wie es keinen Bedarf für Wohnungsbau an der Stelle gibt. In der Siedlung stehen viele Wohnungen leer. Diese sollte Vonovia erst einmal sanieren und renovieren, bevor neue Häuser gebaut werden“, sagte eine Bürgerin.
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Vonovia nannte gegenüber dieser Zeitung andere Zahlen: „Der Eindruck ist falsch. Wir haben in diesem Wohnquartier im Schnitt nur knapp drei Prozent Leerstand. Die meisten Wohnungen dort sind zwischen 50 und 80 Quadratmeter groß. Es besteht aber sowohl Bedarf für kleinere als auch für größere Wohnungen“, so Michael Klöpsch, Regionalbereichsleiter der Wohnungsbaugesellschaft. Vonovia wolle im Wohnquartier an der Feldwiese durch den Neubau barrierefreier Wohnungen einen anderen Wohnungsmix schaffen. Dadurch solle das Viertel für ein breiteres Klientel attraktiv gemacht werden.
Obwohl die Fläche im regionalen Flächennutzungsplan bereits für den Wohnungsbau vorgesehen ist, hatte die Bürgerinitiative im Zeitraum vom 25. Oktober bis 5. November bereits rund 1200 Unterschriften gegen die Bebauung gesammelt. „Was wir heute Abend mitnehmen ist, dass die Anwesenden mehrheitlich grundsätzlich gegen eine Bebauung sind. Das haben wir verstanden. Dennoch muss ich sagen, dass wir als Stadtplaner darauf keinen Einfluss haben. Welche Vorschläge der Verwaltung umgesetzt werden, wird letztendlich im Stadtrat abgewogen und entschieden“, zog Andreas Müller, stellvertretender Amtsleiter des Amtes für Stadtplanung und Bauordnung, ein Fazit. Der Bebauungsplan soll im Frühjahr 2020 erarbeitet werden.