Essen. Immer mehr Essener gehen davon aus, dass sie „hochsensibel“ sind und Reize stärker wahrnehmen als andere. Es gibt schon fünf Selbsthilfegruppen.

Immer mehr Menschen halten sich für „hochsensibel“. Das registriert die Essener Beratungsstelle „Wiese e.V.“, die die Arbeit von rund 300 Selbsthilfegruppen in Essen koordiniert. „Hochsensibilität ist ein Thema, das derzeit viele Menschen bewegt, entsprechend groß ist die Zahl der Anrufe“, sagt Gabriele Becker von der „Wiese e.V.“.

Hochsensibilität ist keine anerkannte Diagnose und gilt als umstritten unter Wissenschaftlern. Doch das Phänomen rückt seit einigen Jahren stärker in den Fokus; Medien berichten darüber. „In Essen gibt es mittlerweile fünf Selbsthilfe-Gruppen von Hochsensiblen“, sagt Gabriele Becker. Hochsensible empfinden Reize wie Licht, Gerüche und Geräusche stärker als andere und können sich schlecht davon abkapseln. „Viele Betroffene erfahren jetzt vom Thema Hochsensibilität und haben erstmals das Gefühl, eine Erklärung für ihre Probleme zu haben, die seit Jahren da sind.“

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Depression bleibt das größte Thema in Essens Selbsthilfegruppen

Die meisten Selbsthilfegruppen in Essen träfen sich jedoch wegen des Themas Depression: „Diese Krankheit macht seit Jahren eine ganz eindeutige Mehrheit aus“, sagt Gabriele Becker. Der neue „Selbsthilfe-Wegweiser“ für Essen, der soeben erschienen ist, verzeichnet allein 25 Gruppen im Essener Stadtgebiet für Betroffene – viele Gruppen machen dabei spezielle Angebote, richten sich zum Beispiel nur an Frauen, Frauen aus ehemaligen oder aktuellen Kriegsgebieten, und auch für Studierende mit Depression gibt es einen regelmäßigen Selbsthilfetreff in der Stadtmitte von Essen.

Der Wegweiser, 5000 Exemplare wurden gedruckt, listet alle Themen auf, bei denen Essener Selbsthilfegruppen Hilfe für Betroffene oder Angehörige geben: Schlaganfall, Schmerzen, Krebs, viele seltene Krankheiten – und nicht zuletzt Sucht-Probleme führen in Selbsthilfegruppen Betroffene zusammen. Die Treffen finden häufig in den Gruppenräumen von Krankenhäusern statt, denn in Essen sind die Hospitäler dazu verpflichtet, Selbsthilfegruppen kostenlos Raum zu bieten.

Die „Wiese e.V,.“ ist übrigens im Herbst umgezogen und hat nach 27 Jahren ihr Büro im Haus der Arbeiterwohlfahrt (AWo) am Pferdemarkt (Nähe Viehofer Platz) verlassen. Das neue Domizil ist an der Eulerstraße 17 in Altendorf, im Haus des Arbeiter Samariter Bundes (ASB).

Kontakt zu „Wiese e.V.“: 0201 207676; www.wiesenetz.ruhr