Essen. Gegen die Bebauung von Freiflächen demonstrierten am Sonntag etwa 900 Menschen in Essen-Haarzopf. Initiativen fordern ein Manifest der Politik.
„Finger weg, Finger weg!“ Die Botschaft der Demonstranten, die am Sonntag durch Haarzopf zieht, ist unmissverständlich: Weitere Bebauung von Landschaftsschutzgebieten und Freiflächen in Haarzopf und Fulerum kommt für sie nicht in Frage. Nach Schätzungen der Polizei sind 900 Personen dem Aufruf der Initiative „Finger weg von Freiluftflächen“ gefolgt, um für den Erhalt von Freiflächen, Landschaftsschutzgebieten und regionalen Grünzügen zu kämpfen.
„Das Gallische Haarzopf“, „Stoppt den Horror“ und „Prima Klima“ steht auf den Schildern, die aus der Menge, die sich am Bürgerpark in Haarzopf getroffen hat, emporragen. „Statt leere Flächen zu bebauen, sollten leerstehende Gebäude und Brachflächen genutzt werden“, sagt Monika Grande. „Außerdem werden wieder keine dringend benötigten Sozialwohnungen sondern Eigentumswohnungen gebaut.“ Davon habe man in Haarzopf genug, so die Anwohnerin. Laut Dewer Schaeffer, die ebenfalls in Haarzopf wohnt und mit ihrem Kind zur Demo gekommen ist, setze die Stadt falsche Signale. „Sich Grüne Hauptstadt nennen und dann aber alle Grünflächen bebauen, die es noch gibt – das passt nicht zusammen.“
Mehr Teilnehmer bei der Demonstration in Essen-Haarzopf als erwartet
Die Ergebnisse des Bürgerworkshops
Der Wunsch, sich gegen die Bebauung von weiteren zusammenhängenden Freiflächen in den Stadtteilen zu engagieren, ist bei der Bürgerversammlung im Rahmen des Haarzopfer Sommerfestes (Gesofe) entstanden.
Dort waren die Ergebnisse des städtischen Bürgerworkshops „Wo wollen wir wohnen?“ vom November 2018 diskutiert worden. Die dort für eine Bebauung favorisierten Flächen waren im Januar 2018 von den Teilnehmern eines anderen Workshops, den der Bürgerverein Haarzopf-Fulerum organisiert hatte, abgelehnt worden.
Jörn Benzinger nennt den städtischen Bürgerworkshop und dessen Ergebnisse eine „reine Katastrophe“.
An der Demo, die eine Stunde lang durch den Stadtteil zieht, nehmen nicht nur Mitglieder der Haarzopfer-Initiative und Anwohner teil. Demonstranten aus Katernberg, Rüttenscheid und Ickten sind ebenfalls mit von der Partie. Über den regen Zulauf freut sich besonders Jörn Benzinger, Mitinitiator der Bürgerinitiative, die sich das Motto „Finger weg von Freiluftflächen! Für eine zukunftsorientierte und klimaschützende Wohnbauentwicklung in Haarzopf und Fulerum“ gegeben hat.
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„Dass so viele Leute kommen, hätten wir uns nicht träumen lassen“, sagt er bei seiner Begrüßung. Das zeige, dass die Bebauung von Freiflächen längst nicht mehr nur ein Haarzopfer Thema sei, sondern über die Stadtteilgrenzen hinaus Wellen schlage.
Auch in der Politik tue sich endlich etwas. „Die SPD hat bereits eine Kehrtwende gemacht, die Grünen und die Tierschutzpartei sind ebenfalls auf unserer Seite“, so Benzinger. Auch der Ortsverband der CDU Haarzopf/ Fulerum äußerte sich am Freitag zu den Bebauungsplänen. „Mit der massiven Inanspruchnahme von Grünflächen - so wie es die Stadtverwaltung vorsieht – werden die beiden Stadtteile ihren hohen Lebenswert einbüßen“, teilt der Ortsverband mit.
Haarzopfer Initiative fordert ein Manifest der Politik
Die Initiative fordert nun ein Manifest der Politik, in dem sich die Parteien dazu verpflichten, die genannten Flächen nicht zu verändern und bereits bestehende Siedlungen nicht zu erweitern. „Alles andere wären für uns nur leere Worte und Wahlkampf“.
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Am 7. November sollen die vom städtischen Bürgerforum „Wo wollen wir wohnen“ priorisierten Flächen im Stadtplanungsausschuss diskutiert werden. Dann will die Initiative eine Unterschriften-Liste mit bereits 5000 gesammelten Unterschriften dem Oberbürgermeister überreichen. „Außerdem werden wir mit einigen Mitgliedern der Initiative am Stadtplanungsausschuss teilnehmen“, so Benzinger. „Wir wollen ein Zeichen setzen: Wir sind noch lange nicht am Ziel.“
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