Essen. Peter Kraus begeistert Fans auf seiner fünften Abschiedstour in der Grugahalle. Repertoire reicht von Hits wie „Sugar Baby“ bis zu Elvis-Songs.
Wenn er auf die Bühne tritt, hat er erst mal einen Hocker unterm Arm. Aber keine Bange: Der Stuhl ist für den Bassisten und Peter Kraus ist auch auch mit 80 Jahren alles andere als ein Sitzriese im deutschen Unterhaltungsgeschäft. Der Rock’n’Roll kennt eben kein Renteneintrittsalter. Und so begeistert der immer noch jugendliche Entertainer sein Publikum auch auf seiner mittlerweile fünften (!) Abschiedstournee in der gut besuchten Grugahalle.
80 Jahre ist er im März dieses Jahres geworden und hat mit Ehefrau Ingrid Goldene Hochzeit gefeiert. Was liegt da näher, als das Jubiläums-Jahr mit einer ausgedehnten Tournee zu beenden, um mit seinen Fans noch einmal die größtem Erfolge zu feiern. Und nicht nur die eigenen Hits wie „Sugar Baby“. „Schwarze Rose Rosemarie“, „Mit siebzehn“ oder „So wie ein Tiger“ erklingen, sondern auch echte Rock-Klassiker wie „Rock Around The Clock“. „Tutti Frutti“ oder „Roll over Beethoven“. Denn eigentlich wäre der drahtige Schlaks in Bluejeans lieber ein echter Rock’n’Roller wie Chuck Berry geworden. Doch der Produzent habe damals abgewunken. „Zu wild! Meine Songs würden vor allem von jungen Mädchen gekauft und die wollten lieber sanft und nett eingelullt werden“, habe man im erklärt. „Also lullte ich!“, lacht Peter Kraus.
Nur Schlüpfer fliegen heute nicht mehr auf die Bühne
Aber der temporeiche Abend wird alles andere als eine gemütliche Rückschau auf über 60 Jahre Musikgeschäft. Es wird ordentlich gerockt und mit Hinhabe getwistet. Peter Kraus erzählt von damals, vom Herzklopfen bei der ersten Studioaufnahme und den Schlüpfern, die bei seinen Auftritte auf die Bühne geflogen sind. Aber die Stimme und Musik klingen dabei ganz frisch und heutig. Was auch an seiner famosen achtköpfigen Band (Extralob an den Gitarristen und die seelenvollen Mundharmonika-Soli) und dem dreiköpfigen Background-Chor liegen, die Kraus mit Charme und Spielfreude durch den Abend begleiten.
Evergreens vom Bill Ramsey bis Vico Torriani
So bekommen auch Evergreens von Kollegen wie Bill Ramsey („Ohne Krimi geht die Mimi“) oder Vico Torriani („Sieben Mal in der Woche“) neuen Schwung. Am Ende fliegen zwar keine Höschen mehr, aber vor der Bühne feiern die Damen im gesetzten Alter den Mann mit dem legendären Hüftschwung immer noch stürmisch.
Der Weinberg, auf dem Peter Kraus seinen Moscatella anbaut, wird also wohl noch eine Weile auf den fitten Winzer warten müssen. „Wir wollen niemals auseinander gehen“, haben sie im Saal gleich zu Anfang aus voller Seele gesungen. Es klang wie eine große Bitte. Und noch ist Peter Kraus für jede Zugabe zu haben.