Essen/Gladbeck. Bei der Doku über den Fashion Week-Auftritt des Gladbecker Modelabels wird auch das Kino zum Catwalk. 2021 gibt es ein neues Fernziel.
Wenn das Leben auf einmal wie ein Film an einem vorbeirauscht, kann es nicht schaden, die Kamera drauf zu halten. Gut also, dass Grubenhelden-Gründer Matthias Bohm im Februar dieses Jahres nicht nur das ganze Team und die angesagte Kumpelklamotten-Kollektion mit zur Fashion Week nach New York genommen hat, sondern auch Filmemacher Mirko Witzki und seine Leute.
So gibt es nun auch den Grubenhelden-Film. „Raus in die Welt“ wurde am Montagabend in der Essener Lichtburg gefeiert. Und Bohm hat für 2021 schon ein neues Fernziel auf der Agenda. Der Aufstieg des Gladbecker Modelabels ging dabei so schnell, dass man das Ganze eigentlich in Zeitlupe zeigen müsste. 2016 aus der Taufe gehoben, gab’s ein Jahr später bereits den Gründerpreis vom Marketing-Club Ruhr und das Versprechen: „Die Grubenhelden gehen nach New York, auf die große Mode-Bühne, zur Fashion Week. Als Dankeschön für die Kumpel.“
Arschleder-Röcke mit Steigerlied-Text und T-Shirts mit Schlägel und Eisen
Viele hätten damals geschmunzelt, manche gelacht, erinnert sich Matthias Bohm an diese ehrgeizige Ankündigung - die knapp zwei Jahre später schon Wahrheit wurde. Im Februar 2019 stiegen Bohm und sein Team in einen Flieger nach New York. Im Gepäck hatten sie nicht nur die stylischen Hoodies, die modisch aufgepeppten Bergbaukittel Marke „Aloys“, die T-Shirts mit Schlägel und Eisen und Arschleder-Röcke mit eingenähtem Steigerlied-Text, sondern auch Grubenlampen, Kauenkörbe und jede Menge Euphorie.
Die war auch am Montagabend in jedem Moment spürbar, als Matthias Bohm den großen Auftritt in New York und die immensen Vorbereitungen in der Lichtburg noch einmal als Kinodoku vor großem Publikum Revue passieren ließ. Wirkungsvoll unterbrochen von einer Live-Grubenhelden-Modenschau, die auch das Kino zum Catwalk machte. Die Eurowings-Crew, die die Grubenhelden vor ein paar Monaten zum Big Apple geflogen hat, war dabei ebenso zur Filmpremiere gekommen wie eine Abordnung der RAG.
Grubenlampe am Times Square: „Glück auf, der Steiger kommt“ als Flashmob
Die Geschichte der Bergleute auch nach dem Aus für die deutsche Steinkohle weiter in die Welt tragen zu dürfen, das ist Bohm schließlich ein Anliegen. Auf dem New Yorker Time Square haben sie im Februar natürlich die Grubenlampen angeknipst: „Glück auf, der Steiger kommt“ als Flashmob. Für 2021 ist bereits das nächste große Ziel ins Auge gefasst. Dann wollen die Grubenhelden ihre Bergbau-Mode in Tokyo vorstellen, ließ Bohm am Montagabend wissen. Weitere Store-Eröffnungen stehen außerdem im Oberhausener Centro und im Berliner Bikinihaus kurz bevor, wie im Abspann zu erfahren war.
Dass der Bergbau noch mal so richtig in Mode kommt - das hätten auch Klaus Pütz und seine drei Bergmanns-Kollegen nicht gedacht, die bei der Fashion Week-Show mit auf der Bühne standen. Inmitten einer nachgebauten Waschkaue und zwei Dutzend internationaler Models, die wohl das erste Mal neben Rouge auch ein bisschen Ruß auf die Wangen gepinselt bekamen. Von dem filmreifen Auftritt, sagt Pütz, wird er seinen Enkeln noch erzählen: „Wann kommt ein Bergmann sonst schon mal auf die Fashion Week.“