Essen. Der Bau neuer Lärmschutzwände an der A44 in Kupferdreh verzögert sich. CDU-Ratsherr kritisiert das Land: Mit höheren Wänden ist es nicht getan.
Einmal im Monat, immer dienstags, lädt der Kupferdreher CDU-Ratsherr Dirk Kalweit in eine Gaststätte zum „Klartext-Dialog“ ein, um zu erfahren, was den Bürger unter den Nägeln brennt. Und es vergeht keine Runde, in der nicht Beschwerden über den Lärm auf der A 44 laut werden. In der Wahrnehmung der Menschen hat die Belastung zugenommen, berichtet Dirk Kalweit. Dazu passt offenbar, dass der Landesbetrieb Straßen.NRW seine Planungen für die anstehende Lärmschutzsanierung noch einmal überarbeitet hat – zumindest was den Ablauf der anstehenden Bauarbeiten angeht.
Laut Prognose steigt das Verkehrsaufkommen bis 2025 auf 53.900 Kfz pro Tag
Ursprünglich hatte der Landesbetrieb vorgesehen, während der Bauarbeiten eine Fahrspur pro Fahrtrichtung zu sperren, um Platz für Maschinen und Logistik zu schaffen – zunächst in Fahrtrichtung Velbert, später in Richtung Essen. Die Bezirksregierung Düsseldorf besteht jedoch darauf, dass der Verkehr auch während der Bauarbeiten in beide Richtungen auf jeweils zwei Fahrspuren fließt, erläutert Projektleiterin Jutta Swadlo. Die Aufsichtsbehörde begründe dies mit dem hohen Verkehrsaufkommen auf Basis einer Verkehrszählung von 2015. Damals waren 38.600 Fahrzeuge binnen 24 Stunden gezählt worden. Laut Prognose werden es im Jahr 2025 täglich 53.900 Kraftfahrzeuge sein.
Der Eindruck, dass sich in den vergangenen Monaten auf der Baustelle nichts mehr getan hat, täusche, sagt Jutta Swadlo. Straßen.NRW hat die Zeit genutzt, um in der Mitte der Fahrbahn Übergänge zu schaffen. Eine Fahrspur kann so auf die Gegenfahrbahn verlegt werden. Der Standstreifen fällt dort weg und wird als Fahrspur genutzt.
Die neue, provisorische Verkehrsführung soll noch in diesem Jahr eingerichtet werden. Mit dem Bau neuer Lärmschutzwände will Straßen.NRW im kommenden auf Jahr beginnen und zwar auf der Autobahnseite zu Ruhr und Baldeneysee hin. Ein Jahr später ist die gegenüberliegende Seite dran.
Die alten Lärmschutzwände sollen durch neue, sechs Meter hohe Schutzwände ersetzt werden. Im Kupferdreher Ortskern, wo die Fahrbahn auf Betonpfeilern ruht, fallen die Wände zur Seeseite hin mit drei Metern Höhe niedriger aus. Zum Kupferdreher Markt hin sind 4,50 Meter hohe Schutzwände vorgesehen. Das Brückenbauwerk wird ebenfalls saniert. „Ab dem Moment, wo wir die alten Wände wegnehmen, müssen wir schnell sein“, sagt Projektleiterin Jutta Swadlo über den geplanten Bauablauf. Zu viel Lärm will man den Anwohnern in Kupferdreh, Byfang und Heisingen nicht zumuten.
Das Land investiert 16 Millionen Euro in den Lärmschutz an der A44
16 Millionen Euro lässt sich das Land den Lärmschutz kosten. Begeisterung darüber will bei Dirk Kalweit aber erst gar nicht aufkommen. Im Gegenteil. Denn das Land belässt es bei einer sogenannten Lärmsanierung im Bestand, tut gerade mal das Nötigste. „Für 80 Prozent der Bevölkerung wird das nichts bringen, weil diese oberhalb der Autobahn wohnen“, ist Kalweit überzeugt. Würde es sich nicht um eine Sanierung handeln, sondern um den Neubau einer Autobahn, käme Straßen.NRW damit nicht durch. Die gesetzlichen Standards für den Lärmschutz lägen höher.
Auch die Theodor-Heuss-Brücke wird saniert
Im Zuge der Lärmsanierung an der A44 wird Straßen.NRW auch die Theodor-Heuss-Brücke sanieren. Die Arbeiten sind für 2021 geplant. Noch in diesem Jahr soll die Verkehrsführung auf der Brücke geändert werden. „Wir müssen den Verkehr soweit wie möglich nach innen drücken“, also zur Brückenmitte, sagt Projektleiterin Jutta Swadlo von Straßen.NRW. Die Brückenränder sollen dadurch entlastet werden. Die Kosten für die Sanierung des Bauwerks dürften sich nach Schätzung des Landesbetriebes auf fünf Millionen Euro belaufen.
Bei Kalweit und seinen Mitstreitern hat sich längst Frust breit gemacht. Zuletzt habe die Bezirksregierung den Wunsch, die zulässige Höchstgeschwindigkeit zumindest nachts von 100 km/h auf 80 km/h herabzusenken, zurückgewiesen. Kalweit sieht die Lärmsanierung in Zusammenhang mit der Diskussion über den Ausbau der A52 durch den Essener Norden. Den Landesbehörden wirft der CDU-Politiker eine Salamitaktik vor. Wohl wissend, dass er mit seiner Kritik in seiner Partei ziemlich allein auf weiter Flur steht.
„Wer ernsthaft über eine Nord-Süd-Autobahn nachdenkt, muss sich auch Gedanken darüber machen, wie die Bevölkerung im Ruhrtal vor Lärm geschützt wird. Das geht nicht mit zwei Meter höheren Lärmschutzwänden“, sagt Kalweit und klingt wie ein einsamer Rufer in der Wüste.