Essen-Heidhausen. Die geplante Baumfällung auf einem Spielplatz in Heidhausen hat die Aktivisten von „Parents for Future“ auf den Plan gerufen. Die Einzelheiten.

Großer Aufruhr im beschaulichen Heidhausen am Mittag des 14. Oktober. Auf dem Spielplatz am Brosweg sprühen Mitglieder der Baum-AG von „Parents for Future“ die Worte „Hilfe Fällung“ auf den Bürgersteig – direkt unter einem beliebten Kletterbaum. Anwohner hatten in den Sozialen Medien einen Hilferuf gestartet, weil die alte Hainbuche gefällt werden soll.

Die Reaktionen waren überwältigend – und ein Signal für die frisch gegründete Gruppe von „Parents vor Future“. Christiane Gregor gehört dieser Gruppe an. Sie ist fest überzeugt, dass nur noch gemeinsames Handeln hilft: „Das sind bisher so Einzelkämpfergeschichten hier in Essen. Wir müssen uns aber zusammenschließen und eine zentrale Stelle finden, wo man geplante Fällungen melden kann.“

In Zeiten des Klimawandels sind Bäume Verbündete des Menschen

Der Hilferuf der Heidhauser Spielplatzpaten habe die Baum-AG zu einer Protestaktion inspiriert. Die Protestler wollen erreichen, dass in Essen radikal umgedacht wird. In Zeiten des Klimawandels seien Bäume Verbündete des Menschen. Nicht nur als der einzige momentan funktionierende CO2-Speicher, sondern auch als Windschutz und Erholungsraum. Und gerade auf Spielplätzen müsse doch Schatten sein.

Mit einer Sprühaktion machen die Aktivisten der Baum-AG auf die geplante Fällung aufmerksam.
Mit einer Sprühaktion machen die Aktivisten der Baum-AG auf die geplante Fällung aufmerksam. © Socrates Tassos

Das finden auch die Paten des Spielplatzes am Brosweg – und hatten in der vergangenen Woche Alarm geschlagen. Eine ihrer Ansicht nach völlig gesunde Hainbuche sollte nach ihrer Kenntnis gefällt werden. Ein von ihnen beauftragtes Gutachten sage aber aus, dass der Stamm gesund sei und keine Schäden aufweise. Das Forstamt wurde kontaktiert, ein Ortstermin für den 16. Oktober vereinbart.

Halteverbotsschilder kündigen Baumpflegearbeiten an

Soweit so gut. Doch dann sahen die Anwohner Ende der Woche die Halteverbotsschilder und bekamen von Grün und Gruga die Information, am Dienstag seien Baumpflegearbeiten vorgesehen. Schnell machten Mutmaßungen die Runde, das Forstamt wolle wohl vollendete Tatsachen schaffen.

Unterstützung der Jugendbewegung

„Parents for Future“ ist eine Gruppe von Eltern und anderen Erwachsenen, die in Solidarität zu der Jugendbewegung „Fridays for Future“ stehen und den jungen Menschen Rückendeckung geben wollen. Es wurden seit Jahresbeginn bereits über 60 Ortsgruppen in Deutschland gegründet.

Die Baum-AG von „Parents for Future“ in Essen wird im Internet, aber auch auf Schildern und Plakaten vor Ort auf bevorstehende Baumfällungen im Stadtgebiet aufmerksam machen.

Ein erstes Aktionstreffen findet statt am Donnerstag, 17. Oktober, um 17 Uhr in der „Fun Food Factory“ im Erdgeschoss der VHS am Burgplatz.

Nähere Informationen sind bei Stefanie Norden unter stefanie.norden@arcor.de zu erhalten.

Oberbürgermeister Thomas Kufen wurde über Facebook in Kenntnis gesetzt und antwortete den aufgebrachten Bürgern, dass die Hainbuche durch einen Gutachter bei den letzten Kontrollen als Risikobaum eingestuft und eine Fällung entsprechend vorgeschlagen wurde. Nicht vor dem Ortstermin am 16. Oktober, wie der OB betont. Die angesprochene Baustelleneinrichtung stehe auch nicht im Zusammenhang mit der Risikoeinstufung des Spielplatzbaumes. Sie sei vielmehr für anstehende Baumpflegearbeiten erfolgt.

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Aktionsgruppe will ein Zeichen setzen

Dennoch will die Aktionsgruppe der Essener „Parents for Future“ an diesem Montag ein Zeichen setzen. Als Sprecherin der Baum-AG fordert Maria Lüttringhaus daher einen Essener Baumgipfel: „Solche Beispiele erschüttern das Vertrauen. Die Stadt muss den Reset-Knopf drücken. Sofort Stopp machen mit den Fällungen. Wir möchten, dass die Stadt mit den Bürgern in einen wirklichen Dialog tritt.“

Das Forstamt handle nach veralteten Fachkonzepten, erklärt Maria Lüttringhaus. In den Listen habe man bislang in sechs Stadtbezirken 1563 Fällungen gefunden, aber nur 275 Neupflanzungen: „Nur ein Sechstel. Das ist Verhöhnung.“ Und die Liste des hier betroffenen Bezirkes IX sei zum Beispiel gar nicht öffentlich zugänglich. Die Baum-AG sei bereit zu weiteren Aktionen, öffentlichkeitswirksame Baumbesetzungen wie etwa in Castrop-Rauxel seien da nicht ausgeschlossen.

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