Die Gräben aus dem Wahlkampf sind wieder aufgebrochen. Im Streit um die Schließung des Dellwiger Freibades Hesse stehen sich CDU und Grüne auf der einen sowie SPD, FDP und Linke auf der anderen Seite scheinbar unversöhnlich gegenüber.
Weil der Streit das 15 Millionen Euro schwere Sportinvestitionspaket blockiert, läuft die Suche nach einer Kompromissformel auf Hochtouren.
Stadtdirektor Christian Hülsmann hat die Hauptkampflinie gestern nochmals abgesteckt: Die Bezirksregierung hat dem Masterplan Sport und dem 22,5 Millionen umfassenden Investitionsprogramm nur um den Preis von Schließungen zugestimmt. Sieben Sportanlagen, zwei Turnhallen und drei Bäder stehen auf der Streichliste. Da im November per Ratsbeschluss das Freibad Hesse aus diesem Paket herausgelöst wurde, muss die Stadt nun andere Einsparungen benennen, um jährlich rund 300 000 Euro an Betriebskosten zu sparen. So lange hält die Bezirksregierung den Daumen auf das Investitionsprogramm. Dieser Stopp gefährdet nach Angaben der Sport- und Bäderbetriebe den geplanten Ausbau von vier Sportanlagen im nächsten Jahr. Welche, ist angeblich noch offen.
Hülsmann sieht nach wie vor „keine bessere Lösung, als Hesse zu schließen“. Doch diese Lösung ist durch die politische Frontlage versperrt, sagt Wolfgang Rohrberg, Geschäftsführer des Essener Sportbundes (Espo): „Das kann jetzt nicht mehr kommen.“ Deshalb hat die Suche nach Alternativen begonnen.
Eine Schließung des Werdener Bades, wie von Rot-Grün zumindest verhandelt? Aus Sicht der Bädergutachter reicht das nicht aus, wenn man neben den jährlichen Zuschüssen auch den Sanierungsbedarf mitrechnet. Nur die Schließungen von Nordostbad (Schonnebeck), Borbeck, Friedrichsbad (Westviertel) brächten mittelfristig Einsparungen im geforderten Volumen. Das Nordostbad ist gesetzt, weil dorthin gerade Millionen aus dem Konjunkturpaket II gelenkt wurden. Hülsmann weist zudem darauf hin, dass dieses Bad ganz Katernberg, Stoppenberg und Schonnebeck versorgt.
Das Friedrichsbad schließen? Um Gottes Willen, sagt Rohrberg: „Die haben 3000 Besucher pro Woche.“ Außerdem bedienen Sport- und Gesundheitszentren wie das Friedrichsbad eine Klientel, die von Sportangeboten noch selten erreicht wird. Rohrberg: „80 Prozent der Besucher dort sind weiblich.“
Ein Königsweg ist noch nicht in Sicht und wird doch dringend gebraucht. „Seit September geht gar nichts mehr vorwärts. Uns läuft die Zeit weg“, klagt Rohrberg. Der Espo bittet zur Kompromiss-Findung die Parteien im Januar zum Krisen-Gipfel.