Frohnhausen. „Frohnhausen for Future“ rettete Lebensmittel. Im Westpark engagierten sich nun junge Klimaschützer mit einem Abendessen auf der Wiese.

„Wollen Sie auch unsere Suppe probieren?“, fragt das blonde Mädchen mit den großen, runden Augen. Auf Picknickdecken haben es sich etwa 15 Kinder und Erwachsene auf einer großen Wiese im Westpark an der Hildesheimer Straße in Essen-Frohnhausen bequem gemacht. Vom Spielplatz nebenan dringt fröhliches Geschrei. Die Sonne am frühen Samstagabend hat viele nach draußen gelockt.„Überschüssige Lebensmittel wegzuwerfen, ist blöd!“, fährt das Mädchen fort. Sie heißt Marlene Behr. Mit einigen Freundinnen hat sich die lokale Umwelt-Aktivistin und Gründerin der Stadtteil-Initiative „Frohnhausen für Future“ deshalb heute engagiert. Als Lebensmittelretterin.

„Frohnhausen for Future“

Nichts Besonderes in Zeiten vieler Klimaschutz-Aktionen? Doch. Denn das Mädchen mit dem ernsten Blick ist gerade einmal acht Jahre alt. Jeden Freitag auf die Demo in der Innenstadt und dafür Unterricht verpassen, wollte die Schülerin nicht. Ein paarmal ist sie dort gewesen. „Und es war cool, vor allem die Kundgebung zum Weltklimatag am Freitag in der Essener City.“

Um trotzdem Gutes für die Zukunft der Erde tun zu können, hat Marlene sich mit ihren Freundinnen beraten. Dann haben Idje, Mila und Greta im vergangenen Mai „Frohnhausen für Future“ gegründet und Ideen gesammelt: etwa für die jüngste, ein Abendessen im Westpark. Hierfür streiften die Mädchen am Samstag kurz vor Ladenschluss über den Frohnhauser Markt und baten an den Ständen um nicht mehr benötigte Waren.

20 Liter Suppe haben dje Wolter, Marlene Behr und Mila Nowak (v.l.) für ihr Gratis-Essen mit in den Westpark gebracht.
20 Liter Suppe haben dje Wolter, Marlene Behr und Mila Nowak (v.l.) für ihr Gratis-Essen mit in den Westpark gebracht. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Das Ergebnis war beachtlich. „Die Händler gaben uns Kürbis, Brokkoli, Paprika, Tomaten und verschiedene Brotsorten, aber auch ganz viel Obst“, erzählt die Viertklässlerin. Und damit nicht genug: Am Stand von Bauer Hanke holten die Kinder mit Hilfe einiger Eltern danach am Rüttenscheider Markt weitere Lebensmittel ab. „Mehrere Kisten Gemüse und Obst kamen dabei zusammen“, berichtet Marlenes Mutter, Friederike Behr.fridays for future- klimastreik sprengt erwartete dimension

Auch sie staunte über die große Menge. Im Lastenfahrrad brachte sie die Spenden nach Hause. Dann ging es für Klein und Groß ans Schnibbeln. „Schon vor der Aktion hatten wir uns überlegt, aus den Lebensmitteln ein Essen zuzubereiten“, fügt die zehnjährige Idje hinzu. Schnell fiel die Wahl auf Suppe als Hauptgericht. Berge von Gemüse wurden gewaschen und gekocht. Mit den fertigen Speisen zog man am Nachmittag in den Westpark. Drei Variationen Suppe - Kürbis, Brokkoli und Gemüse gemischt – standen zur Auswahl. Als Nachtisch gab einen Salat aus geretteten Äpfeln, Ananas, Bananen, Birnen, Mandarinen und Nektarinen.

Mit dem Verlauf sind die jungen Klimaschützer zufrieden. Auch wenn von 20 Litern Suppe in den Töpfen noch einiges übrig blieb. „Die Kinder hatten vorher etwa 20 Flyer im Stadtteil verteilt“, sagt Friederike Behr. Das hatte einige Bürger angelockt, die zum Gratis-Essen im Westpark vorbeischauten. Auch mit Passanten sei man ins Gespräch gekommen.

Treffen donnerstags im Lüttringhaus

„Frohnhausen für Future“ trifft sich donnerstags von 16.30 bis 18 Uhr im Institut für Sozialraumorientierung, Quartier- und Case-Management (DGCC) Lüttringhaus, Gervinusstraße 6.

Im Frühling 2020 soll ein fleischfreies Picknick veranstaltet werden. Bundesweit setzt sich seit 2012 die Organisation „Foodsharing“ gegen Lebensmittelverschwendung ein.

Das Mehrgenerationenhaus, Kerckhoffstraße 22b, vermittelt als aktiver „Foodsharer“, bzw. „Fair-Teiler“ solche Waren.

Dass der Nachwuchs sich so für die Umwelt engagiert, kommt im Quartier gut an. Marlene: „Am 18. Mai haben wir auf dem Markt unsere erste Aktion durchgeführt.“ Eine Art Klimaschutz-Sprechstunde. Kurz darauf stattete „Frohnhausen für Future“ der Bezirksvertretung III einen Besuch ab. Bezirksbürgermeister Klaus Persch (SPD) und die anderen Politiker aus dem Stadtteil hörten die Kinder an. Weniger Autofahren, Energie sparen, Ressourcen schonen, Fleischverzehr und Plastikmüll vermeiden – sie haben große Ziele. Und Mut genug, sie öffentlich zu erklären. Für „ihre“ Welt möchten sie sich weiterhin einsetzten. Denn sie wissen: Es gibt nur diese.

Das leben sie auch selbst. „Eltern-Taxis gibt es bei uns nicht, wir gehen zu Fuß.“ Und „coole“ Klamotten kaufen sie second-hand.hier gibt es mehr artikel, bilder und videos aus essen