Essen. Essener waren 2018 häufiger arbeitsunfähig als im Vorjahr. Sie liegen zudem knapp über dem Landesdurchschnitt. Besonderes Problem: die Sucht.

Berufstätige Essener fielen zuletzt häufiger erkrankt aus. Das belegt eine neue Statistik der Krankenkasse DAK-Gesundheit. Demnach stiegen die Fehltage im Job von 4,0 Prozent im Jahr 2017 um 0,4 Prozentpunkte auf 4,4 Prozent im Jahr 2018. Zudem gab es in Essen im vergangenen Jahr einen etwas höheren Krankenstand als im Landesdurchschnitt (4,3 Prozent).

Das heißt: An jedem Tag des Jahres waren in Essen von 1000 Berufstätigen 44 krankgeschrieben. In der Statistik sind nur Patienten erfasst, die von einem Arzt aus dem Verkehr gezogen wurden. Wer einen Tag oder zwei Tage ohne Attest zu Hause geblieben ist, konnte seine Arbeitskraft ebenfalls nicht zur Verfügung stellen, taucht aber in diesen Zahlen nicht auf.

Riskanter Alkoholkonsum

Die Gesundheitserhebung hat gezeigt, dass jeder achte Arbeitnehmer hierzulande einen riskanten Alkoholkonsum an den Tag legt. Doch was verstehen Experten unter einem riskanten Alkoholkonsum?

Laut DAK beginnt dieser, wenn Männer beispielsweise täglich mehr als zwei 0,3-Liter-Gläser Bier trinken, bei Frauen reichen schon 0,3 Liter Bier aus, um dazuzuzählen.

Der höchste Krankenstand wurde NRW-weit mit 5,7 Prozent in Gelsenkirchen und Bottrop verzeichnet, der niedrigste mit 3,6 Prozent in Gütersloh und Düsseldorf.

Zahl der Verletzungen und Erkrankungen der Nerven stark gestiegen

Die Haupt-Ursachen für die Fehlzeiten bei den Essenern sind im Vergleich der Jahre 2017 und 2018 gleich geblieben. Bei rund jedem fünften Arbeitsausfall ging es um Schmerzen im Muskel-Skelettsystem (Stichwort Rücken), das bedeutet Platz eins. In der Rangliste folgen psychische Erkrankungen wie Depressionen sowie Atemwegserkrankungen, zu denen unter anderem die Bronchitis zählt. Auf psychische Erkrankungen und Probleme mit den Atemwegen entfallen jeweils rund 16 Prozent. Auffallend sei, dass die Zahlen der Verletzungen und der Erkrankungen des Nervensystems überproportional gestiegen sind im Vergleich zum Vorjahr, so Alexander Löhr, Chef der DAK-Gesundheit in Essen.

Alexander Löhr leitet die DAK-Gesundheit in Essen.
Alexander Löhr leitet die DAK-Gesundheit in Essen. © DAK

Er sagt auch: „Rückenschmerzen zählen zu den größten Problemen der Arbeitnehmer. Grundsätzlich sind von Erkrankungen des Muskel-Skelettsystems sowohl Berufstätige in einem Bürojob betroffen, als auch hart körperlich Arbeitende.“ Diese Analyse helfe, um gezielter beim betrieblichen Gesundheitsmanagement anzusetzen und Arbeitgebern Hilfe anbieten zu können.

20 Prozent der Arbeitnehmer rauchen regelmäßig

Einen Schwerpunkt bei ihrer Untersuchung legte die DAK dieses Mal auf das Konsumverhalten in Sachen Alkohol, Tabak oder auch Computer. Dazu hatte das Forschungsinstitut IGES eine repräsentative Befragung von Beschäftigten in NRW gestartet. Das Fazit: Hunderttausende Arbeitnehmer in Nordrhein-Westfalen haben demnach ein Suchtproblem. So kam bei rund jedem achten Beschäftigten ein riskanter Alkoholkonsum zu Tage. Knapp 20 Prozent rauchten regelmäßig. Ungefähr jeder 16. gilt als anfällig, wenn es um Computerspiele und Internet geht.

„Keine Droge verursacht so umfangreiche soziale und gesundheitliche Schäden in der Gesellschaft wie der Alkohol. Das riskante Trinken bleibt ein zentrales Problem im Westen, das auch gravierende Folgen in der Arbeitswelt hat“, sagt Alexander Löhr. Laut DAK-Gesundheitsreport fehlen Arbeitnehmer mit Suchtproblemen deutlich häufiger am Arbeitsplatz als ihre Kollegen. Sie fallen aber nicht nur wegen Einschränkungen aus, die in direktem Zusammenhang zu ihrer Sucht stehen. Sie kommen in allen Erkrankungsgruppen auf mehr Fehltage. Besonders deutlich wird dieser Unterschied bei den psychischen Leiden. Hier sind es dreimal so viele Fehltage wie bei Beschäftigten ohne Suchtprobleme. Die DAK bietet neuerdings ein kostenloses Online-Selbsthilfeprogramm bei Alkoholproblemen an. Anmeldung unter www.dak.de/vorvida

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