Essen. Die EWG soll künftig nicht nur Gewerbeflächen vermitteln, sondern gleich auch die Arbeitskräfte mit. Dafür gibt es eine neue strategische Allianz.
Die Essener Wirtschaftsförderung (EWG) erweitert ihren Aufgabenbereich und soll sich künftig auch um das Thema Arbeitsmarktförderung kümmern. Mit Blick auf die hohe Arbeitslosigkeit in Essen sagte EWG-Geschäftsführer Andre Boschem: „Die Herausforderungen sind unbestritten. Wir als EWG nehmen uns da nicht raus.“ Künftig soll die EWG daher Unternehmen noch enger betreuen, die sich in Essen ansiedeln oder erweitern wollen. Ihnen will die EWG nicht nur passende Flächen - wie in der Vergangenheit - vermitteln, sondern gleich noch ein passendes Fachkräfte-Paket schnüren. Ansiedlungen ganzheitlich denken, lautet die Devise.
Die Expertise dafür holt sich die Wirtschaftsförderung, indem sie Partner wie Jobcenter und Arbeitsagentur einbindet. Denn es gelte, Parallelstrukturen zu vermeiden. Stattdessen sollen bestehende Netzwerke besser genutzt werden. Dafür gibt es eine neue strategische Allianz: Die Regionalagentur MEO ist seit 1. Juli zur EWG gewechselt. Bislang war sie an der Industrie- und Handelskammer Essen angedockt. Seit den 1990er Jahren schon soll sie das Bindeglied zwischen NRW-Arbeitsministerium und regionalen Akteuren der Städte Mülheim, Essen, Oberhausen (MEO) sein und beispielsweise politische Ziele und Förderprogramme der Landesregierung in den Regionen begleiten. Doch in der Vergangenheit waren ihre Rolle und ihr Wirken großenteils unbekannt.
Das soll sich ändern und dafür steht auch eine Personalie: Bodo Kalveram, der vormals im Jobcenter Essen arbeitete und somit die Materie bestens kennt, ist der neue Geschäftsführer. „Es gibt unheimlich viele Akteure in der Region, und die wollen wir nun bündeln. Wir wollen eine Drehscheibe für Projekte werden“, sagte Kalveram.
Paketdienstleister GLS bekommt in Essen ein Rund-um-sorglos-Paket
Ein praktisches Beispiel gibt es bereits: Der Paketdienstleister GLS baut derzeit im Essener Norden ein neues Paketzentrum und braucht dafür 165 neue Mitarbeiter. Um die Gewinnung der Fachkräfte und die mögliche Qualifizierung im Vorfeld kümmert sich die neue Abteilung der EWG unter Leitung von Kalveram. „Dieser Servicegedanke für Unternehmen ist einzigartig“, sagt er. Seine Abteilung zählt zwölf Mitarbeiter, davon kommen drei aus dem Jobcenter. Eventuell schickt auch die Arbeitsagentur noch Verstärkung ins Team.
Deren Chefin Andera Demler verspricht sich von der neuen Struktur, dass die Partner unter dem gemeinsamen Dach schnell agieren und „wir damit spürbar mehr Bewegung für die Menschen, die arbeitslos sind, bekommen.“
Die neuen Strukturen zielen dabei aber nicht nur auf die Stadt Essen ab. Da die Regionalagentur auch für Mülheim und Oberhausen zuständig ist, sind beide Städte mit im Boot. „Nur weil sie bei der EWG untergekommen ist, heißt das nicht, dass wir Mülheim und Oberhausen vernachlässigen“, betonte Essens Sozialdezernent Peter Renzel. Der Arbeitsmarkt der Einpendlerstadt Essen höre schließlich nicht an den Stadtgrenzen auf.