Essen-Gerschede. Gegen Pläne, 120 Wohnungen auf den letzten freien Grundstücken rund um die Kamerunstraße zu errichten. wehrt sich eine Eigentümergemeinschaft.

Aufregung in der Wohnsiedlung rund um die Kameruner Straße in Gerschede. Mehr als 120 Eigentumswohnungen sollen nach Informationen der Eigentümergemeinschaft Woltersberg 1-3 auf den letzten verbliebenen Grundstücken errichtet werden. Gegen einen Vorbescheid für den Bau eines Mehrfamilienhauses mit sechs Wohnungen kündigen die Anwohner in einem Protestbrief an Oberbürgermeister Thomas Kufen bereits eine Klage an.

Offiziell sind die Baupläne noch nicht

Wegen des vielen Grüns in der Siedlung sind die Anwohner nach Gerschede gezogen. Das sehen sie in Gefahr.
Wegen des vielen Grüns in der Siedlung sind die Anwohner nach Gerschede gezogen. Das sehen sie in Gefahr. © Rüdiger Hagenbucher

Offiziell sind die angeblichen Baupläne einer Investment-Firma noch nicht. Weder in der Borbecker Bezirksvertretung IV noch im Planungsausschuss des Rates sind sie bisher vorgestellt worden. Dort hat allerdings Ronald Graf, Leiter des Amtes für Stadtplanung und Bauordnung, bereits vor zwei Jahren im Rahmen der Diskussion um die Nachverdichtung von Wohngebieten mitgeteilt, dass es für die Kamerunstraße eine genehmigte Voranfrage als Gesamtkonzept gebe.

Ob dieses komplett umgesetzt werden kann, diskutieren derzeit die Stadtverwaltung, die Essener Stadtwerke und der Bauherr. Denn es gibt in dem Wohngebiet – neben einem enormen Parkdruck – auch massive Entwässerungsprobleme. Bereits vor Jahren wurde in der Bezirksvertretung darüber „aufgeregt“ diskutiert, wie sich Grünen-Bezirksvertreter Bernhard Vornefeld erinnert: „Damals hieß es, dass die Kanalisation nicht ausreicht, um die Wohnhäuser aufzustocken.“ Die Fraktionen hätten dazu sogar einen Arbeitskreis gebildet, „doch Offizielles habe ich noch nicht wieder gehört“, berichtet er.

Bauherr bewirbt ihre Wohnungen mit „in guter Lage“

Die Deutsche Invest Immobilien bietet Wohnungen an der Kamerunstraße, am Woltersberg und am Steinpfad zum Kauf an. Zu finden sind die Angebote auf www.dii.de. Sie seien „in guter Lage am Rande eines kleinen Naherholungsgebiets“, in der Wohnbebauung mit Grünanlagen dominiere.

Das Unternehmen bietet außerdem Wohnungen in Kettwig, Schönebeck, Bergerhausen, Holsterhausen und in Horst zum Verkauf an.

Anwohner wurden nur zufällig auf den Pläne aufmerksam

Auch hinter diesen Häusern am Woltersberg sollen neue Wohnhäuser errichtet werden. Die Anwohner beklagen schon jetzt fehlende Parkplätze.
Auch hinter diesen Häusern am Woltersberg sollen neue Wohnhäuser errichtet werden. Die Anwohner beklagen schon jetzt fehlende Parkplätze. © Rüdiger Hagenbucher

Dass ist nicht verwunderlich, denn auch die Anwohner sind nur durch Zufall auf das Thema aufmerksam geworden. „Wir interessierten uns für den Kauf eines Grundstücks, um dort Stellplätze zu errichten, da die Parkplatzsituation in unserer Straße bereits jetzt schon absolut inakzeptabel ist. In diesem Zuge erfuhren wir, dass die gesamte Siedlung mit etlichen Mehrfamilienhäusern mit bis zu 24 Wohneinheiten zugepflastert werden soll“, sagt ein Mitglied der Eigentümergemeinschaft. Er fühlt sich hintergangen: „Vor mehr als vier Jahren haben wir unsere Penthouse-Wohnung im Woltersberg gekauft und fühlen uns sehr wohl im schönen Gerschede. Der Hauptgrund für den Kauf war die wunderschöne, ruhige Wohnlage, umgeben von Bäumen, einigen Wiesen und Erholungsflächen.“ Als Eltern einer zweijährigen Tochter mache es sie fassungslos, dass auch noch ein Spielplatz mit 18 Wohneinheiten bebaut werden soll.

Stadt und Bauherr suchen nach „Teillösungen“

Die Stadt versuche nun, so Stadtsprecherin Jasmin Trilling, zu „Teillösungen“ zu kommen. Das könnte weniger Wohneinheiten als geplant und den Verzicht von Garagen zugunsten von Stellplätzen bedeuten. So könnte das Niederschlagswasser versickern und damit die Kanalisation entlasten.

Ob sich auf diesem Weg die Aufregung in der Siedlung legt, ist allerdings fraglich.