Essen. Im Rahmen von „WAZ öffnet Pforten“ erhielten Leser in Essen zum letzten Mal Führungen im Essener Funke-Druckhaus. Bald wird in Hagen gedruckt.

Ein kurzer Piepton, ein gelbes Warnlicht, dann setzt sich um 20 Uhr die gewaltige Maschine in Gang. Zunächst langsam, dann immer schneller ziehen die Papierbahnen durch den Druckturm, sauber gefaltet und in schöner Regelmäßigkeit kommen unten die ersten Zeitungen an. Drucker prüfen das Ergebnis der ersten Essener Ausgabe des Abends, justieren nach, wenn zum Beispiel farblich etwas noch nicht ganz stimmt. Solange nicht alles zufriedenstellend ist, landen die Exemplare im Altpapier. Erst wenn alles drucktechnisch perfekt ist, gehen sie auf die lange Reise über Transportketten zur Versandabteilung, dann zu den wartenden Lkws, dann zu den Boten und schließlich zum Leser. Auch im digitalen Zeitalter eine immer noch faszinierende Technik, die jüngst wieder mehrere Gruppen im Rahmen von WAZ öffnet Pforten im Funke-Druckhaus an der Schederhofstraße aus der Nähe kennenlernten.

Ein Drucker spannt die fertigen Druckplatten in die Maschine ein. Kurz darauf liegen die ersten fertigen Zeitungsexemplare vor.
Ein Drucker spannt die fertigen Druckplatten in die Maschine ein. Kurz darauf liegen die ersten fertigen Zeitungsexemplare vor. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Verschiedenste Gruppen hinter die Kulissen geführt

Einer, der nun schon im 14. Jahr Gruppen durch das Essener Großdruckerei führt, ist Rainer Kupfer. Der 78-Jährige hat bis 2006 im zweiten Funke-Druckhaus in Hagen die Druckplattenherstellung geleitet und sich dann gerne als eine Art Gäste- und Technikführer in die Pflicht nehmen lassen. „Das hat immer Spaß gemacht, gerade weil die Gruppen so völlig unterschiedlich sind“, sagt Kupfer. Der gebürtige Thüringer hat die Teilnehmer von Chirurgen-Kongressen ebenso hinter die Kulissen der Zeitungsproduktion geführt wie Landtagsabgeordnete, Delegationen aus China oder auch eine Gruppe von Gehörlosen.

An diesem Tag sind es ganz normale WAZ- und NRZ-Leser, die von Kupfers Leidenschaft für seinen früheren Beruf profitieren, den er 45 Jahre lang ausübte. „Ich bin Zeitungsmann durch und durch, war immer mit Herzblut dabei“, sagt er. Die Führung startet im Papierkeller, wo sich Türme aus Papierrollen stapeln. Anderthalb Tonnen wiegt jedes Band, einige Hundert werden werden pro Tag benötigt, weshalb auch das große Lager nur den Bedarf von rund drei Wochen vorrätig halten kann.

Ordnung und Überblick sind in der Druckplattenherstellung besonders wichtig

In der Druckplattenherstellung erklärt Rainer Kupfer die Vorstufe, die notwendig ist, damit überhaupt druckfähiges Material vorliegt. Sobald die fertigen Seiten die Redaktionen verlassen, müssen sie so präpariert werden, dass die Drucker sie in die Druckmaschinen einspannen können. Da viele Seiten im Laufe der Nacht wegen notwendiger Aktualisierungen mehrfach erstellt werden müssen, sind Ordnung und Überblick wichtig. Der gnadenlos strenge Druckplan und die Zustellungsabläufe setzen allerdings Grenzen. So kommt es, dass manchmal ein Elfmeterschießen in der Champions League leider nicht mehr alle Leser erreicht.

Eine verwirrende Menge an Transportbändern prägen die Halle des Zeitungsversands, wo jede einzelne Zeitung komplettiert und fertig gemacht wird für die Boten.
Eine verwirrende Menge an Transportbändern prägen die Halle des Zeitungsversands, wo jede einzelne Zeitung komplettiert und fertig gemacht wird für die Boten. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Was heute größtenteils am Computer passiert, war früher ein komplexes und vielstufiges Handwerk, das Kupfer von der Pike auf erlernte. „Als ich anfing, haben wir noch Bleiplatten gemacht, wie zu Gutenbergs Zeiten.“ Johannes Gutenberg lebte im 15. Jahrhundert in Mainz und gilt als Erfinder der Buchmacherkunst und der Druckmaschine. In kaum einer Branche hat es dann ab den 1970er Jahren innerhalb weniger Jahrzehnte derart umwälzende technische Revolutionen gegeben, die den Untergang traditionsreicher Berufe wie Schriftsetzer zur Folge hatten.

8000 Meter Transportbänder, jeder Meter hat mal 1200 Franken gekostet

Im Zeitungsversand, der nächsten Besucherstation, schlängeln sich die Transportbänder durch die Halle. Noch ist hier die Ruhe vor dem Sturm, ab 22 Uhr wird es richtig lebhaft, wenn parallel mehrere Stadtausgaben von WAZ und NRZ den Auslieferungsprozess durchlaufen. „Rund 8000 Meter messen die Bänder insgesamt, jeder Meter hat mal 1200 Schweizer Franken gekostet“, erzählt Kupfer. Alle Maschinen und alles Zubehör wie etwa die Bänder stammen von der Schweizer Firma Ferag, einem Weltmarktführer der Drucktechnik.

Einblicke in die Zeitungsproduktion im Essener Druckhaus

Im Rahmen von „WAZ öffnet Pforten“ erhielten Leser in Essen zum letzten Mal Führungen im Essener Funke-Druckhaus. Bald wird in Hagen gedruckt.
Im Rahmen von „WAZ öffnet Pforten“ erhielten Leser in Essen zum letzten Mal Führungen im Essener Funke-Druckhaus. Bald wird in Hagen gedruckt. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos
Im Rahmen von „WAZ öffnet Pforten“ erhielten Leser in Essen zum letzten Mal Führungen im Essener Funke-Druckhaus. Bald wird in Hagen gedruckt.
Im Rahmen von „WAZ öffnet Pforten“ erhielten Leser in Essen zum letzten Mal Führungen im Essener Funke-Druckhaus. Bald wird in Hagen gedruckt. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos
Im Rahmen von „WAZ öffnet Pforten“ erhielten Leser in Essen zum letzten Mal Führungen im Essener Funke-Druckhaus. Bald wird in Hagen gedruckt.
Im Rahmen von „WAZ öffnet Pforten“ erhielten Leser in Essen zum letzten Mal Führungen im Essener Funke-Druckhaus. Bald wird in Hagen gedruckt. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos
Im Rahmen von „WAZ öffnet Pforten“ erhielten Leser in Essen zum letzten Mal Führungen im Essener Funke-Druckhaus. Bald wird in Hagen gedruckt.
Im Rahmen von „WAZ öffnet Pforten“ erhielten Leser in Essen zum letzten Mal Führungen im Essener Funke-Druckhaus. Bald wird in Hagen gedruckt. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos
Im Rahmen von „WAZ öffnet Pforten“ erhielten Leser in Essen zum letzten Mal Führungen im Essener Funke-Druckhaus. Bald wird in Hagen gedruckt.
Im Rahmen von „WAZ öffnet Pforten“ erhielten Leser in Essen zum letzten Mal Führungen im Essener Funke-Druckhaus. Bald wird in Hagen gedruckt. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos
Im Rahmen von „WAZ öffnet Pforten“ erhielten Leser in Essen zum letzten Mal Führungen im Essener Funke-Druckhaus. Bald wird in Hagen gedruckt.
Im Rahmen von „WAZ öffnet Pforten“ erhielten Leser in Essen zum letzten Mal Führungen im Essener Funke-Druckhaus. Bald wird in Hagen gedruckt. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos
Im Rahmen von „WAZ öffnet Pforten“ erhielten Leser in Essen zum letzten Mal Führungen im Essener Funke-Druckhaus. Bald wird in Hagen gedruckt.
Im Rahmen von „WAZ öffnet Pforten“ erhielten Leser in Essen zum letzten Mal Führungen im Essener Funke-Druckhaus. Bald wird in Hagen gedruckt. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos
Im Rahmen von „WAZ öffnet Pforten“ erhielten Leser in Essen zum letzten Mal Führungen im Essener Funke-Druckhaus. Bald wird in Hagen gedruckt.
Im Rahmen von „WAZ öffnet Pforten“ erhielten Leser in Essen zum letzten Mal Führungen im Essener Funke-Druckhaus. Bald wird in Hagen gedruckt. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos
Im Rahmen von „WAZ öffnet Pforten“ erhielten Leser in Essen zum letzten Mal Führungen im Essener Funke-Druckhaus. Bald wird in Hagen gedruckt.
Im Rahmen von „WAZ öffnet Pforten“ erhielten Leser in Essen zum letzten Mal Führungen im Essener Funke-Druckhaus. Bald wird in Hagen gedruckt. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos
Im Rahmen von „WAZ öffnet Pforten“ erhielten Leser in Essen zum letzten Mal Führungen im Essener Funke-Druckhaus. Bald wird in Hagen gedruckt.
Im Rahmen von „WAZ öffnet Pforten“ erhielten Leser in Essen zum letzten Mal Führungen im Essener Funke-Druckhaus. Bald wird in Hagen gedruckt. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos
Im Rahmen von „WAZ öffnet Pforten“ erhielten Leser in Essen zum letzten Mal Führungen im Essener Funke-Druckhaus. Bald wird in Hagen gedruckt.
Im Rahmen von „WAZ öffnet Pforten“ erhielten Leser in Essen zum letzten Mal Führungen im Essener Funke-Druckhaus. Bald wird in Hagen gedruckt. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos
Im Rahmen von „WAZ öffnet Pforten“ erhielten Leser in Essen zum letzten Mal Führungen im Essener Funke-Druckhaus. Bald wird in Hagen gedruckt.
Im Rahmen von „WAZ öffnet Pforten“ erhielten Leser in Essen zum letzten Mal Führungen im Essener Funke-Druckhaus. Bald wird in Hagen gedruckt. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos
Im Rahmen von „WAZ öffnet Pforten“ erhielten Leser in Essen zum letzten Mal Führungen im Essener Funke-Druckhaus. Bald wird in Hagen gedruckt.
Im Rahmen von „WAZ öffnet Pforten“ erhielten Leser in Essen zum letzten Mal Führungen im Essener Funke-Druckhaus. Bald wird in Hagen gedruckt. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos
Im Rahmen von „WAZ öffnet Pforten“ erhielten Leser in Essen zum letzten Mal Führungen im Essener Funke-Druckhaus. Bald wird in Hagen gedruckt.
Im Rahmen von „WAZ öffnet Pforten“ erhielten Leser in Essen zum letzten Mal Führungen im Essener Funke-Druckhaus. Bald wird in Hagen gedruckt. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos
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Die fertigen Ausgaben verlassen den zehn Meter hohen Druckturm.
Die fertigen Ausgaben verlassen den zehn Meter hohen Druckturm. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Hinter einer Glaswand beobachten die Leser dann zum Schluss den „Andruck“ in den Drucktürmen, kurz darauf hält jeder ein frisches Zeitungsexemplar in der Hand. Rainer Kupfer grüßt diesen oder jenen der hier diensttuenden Männer (es sind wirklich nur Männer) und fragt nach der Zukunft. Für einige ist das Ende des Arbeitslebens nah, denn das Essener Druckhaus wird bald schließen.

Wenn die Firma ruft, ist Rainer Kupfer auch künftig an Deck

Die WAZ-Ausgaben im westlichen Ruhrgebiet und die gesamte NRZ, die bislang in Essen entstehen, werden voraussichtlich ab Frühjahr 2020 in Hagen gedruckt. „Im Oktober 2019 sind hier die letzten Führungen“, sagt Kupfer. Auch für ihn endet dann eine Ära. Obwohl: „Wenn die Firma fragt, ob ich auch in Hagen Führungen mache, bin ich dabei, solange ich noch fit bin.“ Einmal Zeitungsmann, immer Zeitungsmann.

Verlagsgründung im Jahr 1948

Das Essener Druckhaus der Funke-Mediengruppe (früher WAZ-Mediengruppe) entstand in den 1970er Jahren an der Schederhofstraße und ersetzte die zu klein gewordene Druckstraße am früheren Hauptsitz im Zeitungsviertel Friedrichstraße/Sachsenstraße. Bis 1953 war die WAZ noch in Bochum ansässig und wurde dort auch gedruckt, bis schließlich der Umzug nach Essen erfolgte, wo dann auch eine eigene Druckerei gegründet wurde. Die NRZ hatte dort bereits ihren Sitz. Im Zuge sinkender Auflagen schließt das Essener Druckhaus im Jahr 2020.

Die WAZ wurde 1948 von Erich Brost und Jakob Funke gegründet und entwickelte sich zu einem der größten Medienkonzerne in Deutschland. Seit Anfang 2019 hat das Unternehmen, zu dem zahlreiche andere Zeitungen und Zeitschriften mitsamt ihrer Digitalausgaben gehören, seinen Sitz im Univiertel am Berliner Platz (Adresse: Jakob-Funke-Platz 1 und 2). Dem Ausscheiden der Brost-Erben war die Umbenennung in Funke-Mediengruppe gefolgt.