Essen-Bedingrade. Der Bedarf an Wohnplätzen für Demenzkranke ist immens. In Essen-Bedingrade entstehen jetzt zwei weitere Wohngemeinschaften
Zwei weitere Wohngruppen für Demenzkranke in Essen eröffnet in Kürze die ANW – Alternativ Wohnen GmbH. Während sie am Nienhuser Busch in Katernberg eng mit der Wohnungsgesellschaft Vonovia zusammenarbeitet, errichtet sie derzeit in Bedingrade ein eigenes Wohnhaus. Knapp 3 Millionen Euro investiert das Gelsenkirchener Unternehmen an der Frintroper Straße und expandiert damit weiter. ANW betreibt demnächst 42 Wohngemeinschaften in Nordrhein-Westfalen. „Der Bedarf ist nicht annähernd gedeckt. Im Prinzip hat jede Familie Berührungspunkte mit dem Thema Demenz“, sagt Geschäftsführer Dennis Ludwig. „Es gibt in Nordrhein-Westfalen knapp 600 Wohngemeinschaften, das Zehnfache wird aber gebraucht.“
Zehn Bewohner auf jeder Etage
Die beiden Wohngemeinschaften im Erdgeschoss und in der 1. Etage sind für jeweils zehn Personen ausgelegt. Jeder Bewohner hat sein eigenes Zimmer, das Bad teilen sich allerdings jeweils zwei von ihnen. Die Bäder sind allein schon aus Sicherheitsgründen über den zentralen Flur zu erreichen. Der Lebensmittelpunkt soll der große Gemeinschaftsraum mit Küche werden. „Hier wird zentral gebrutzelt, gelacht und gelebt“, erhofft sich Dennis Ludwig ein möglichst harmonisches Miteinander. Und er ist aus Erfahrung optimistisch, dass das auch klappt: „Demenzkranke sind großzügiger als unsereiner. Gibt es mal einen Streit, dann ist er nach zehn Minuten vergessen.“
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Beide Wohngemeinschaften werden jeweils von mindestens zwei Mitarbeitern eines Pflegedienstes betreut, etwa von Altenpflegern, Krankenschwestern oder Betreuungsassistenten. Auch nachts ist – für eine Demenz-WG selbstverständlich – jemand an Bord. „Aber Zeit zu schlafen hat die Nachtwache nicht. Dafür ist immer viel zu viel zu tun“, sagt der Geschäftsführer.
Persönliche Erfahrungen
Anlass der Gründung der ANW Alternativ Wohnen GmbH war eine persönliche Erfahrung in der Familie von Geschäftsführer Dennis Ludwig. Sein Großvater sei urplötzlich „in die Demenz gerauscht“.
Am Anfang war die Gelsenkirchener Firma ein Dienstleister, der etwa bei Umzügen half. Daraus entstand vor zehn Jahren das Konzept, eigene Wohngemeinschaften zu gründen.
Wohnungsgesellschaften legen bereits seit Jahren in ihrem Bestand Wohnungen zusammen und schaffen so Platz für Gemeinschaften. Doch angesichts des immer knapper werdenden Wohnraums rücken sie nach seiner Erfahrung von diesem Konzept ab. Deshalb errichtet ANW jetzt, wie in Bedingrade und demnächst auch in Frillendorf, eigene Häuser. Dennis Ludwig: „Dadurch ändert sich die räumliche Struktur. Im Wohnungsbestand sind die Räume unterschiedlich groß, während wir hier von vornherein auf die Bedürfnisse der Bewohner hin planen können.“ Alle Zimmer sind mit Telefon, TV-Anschluss und Wlan ausgestattet, gleichwohl sollen die Bewohner möglichst nicht allein auf ihren Zimmern hocken, sondern die Tage gemeinsam gestalten, auch mit Spielenachmittagen, Karnevalsfeiern, Grillabenden oder Ausflügen.
Bis auf drei Plätze sind beide Wohngemeinschaften ausgebucht
Das neue Gebäude nahe des Wasserturms wurde in nur einem halben Jahr hochgezogen. Denn es ist bis auf zentrale Wände und den Aufzug komplett in Holzbauweise errichtet. „Das verbessert das Raumklima, und die Baustelle ist auch viel sauberer“, fügt Prokurist Dirk Bohlmann hinzu.
Die Wohngemeinschaft im Erdgeschoss ist komplett vermietet und wird am 15. September eröffnet. In der oberen Etage seien noch drei Plätze zu vergeben, sagt Dennis Ludwig. Ihre Eröffnung ist für den 1. Oktober geplant.