Essen-Leithe. Ein riesiger Walnussbaum, Freilandorchideen und 52 Rosensorten erwarten Gäste in Leithe: Hobbygärtner öffnen die Pforte und spenden den Eintritt.

Es war der Wunsch nach einem Hund, der Edeltraud Schimmelpfennig und Thomas Behr vor genau 20 Jahren zum Haus samt Garten verhalf: Vorgefunden haben sie damals eine alte Wiese und kranke Bäume: „Der Zwetschgenbaum ist von allein umgefallen“, erinnern sie sich, da sie hinter ihrem Mietshaus in Leithe längst liebevoll gepflegte Gartenräume geschaffen haben. Dorthin laden sie nun bei der offenen Gartenpforte ein. Das Prinzip: Besucher zahlen zwei Euro, die die Hobbygärtner für den guten Zweck spenden.

Verschiedene Gartenräume gehören zum Konzept des Leither Gartens.
Verschiedene Gartenräume gehören zum Konzept des Leither Gartens. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Die Gäste empfängt im Garten zunächst ein riesiger Walnussbaum, der viel Arbeit macht, wenn im Herbst erst die Nüsse, dann die Blätter fallen und sich nach und nach bis zu 20 Laubsäcke füllen. „Die schönste Zeit im Garten ist daher von November bis März, wenn er keine Blätter trägt“, sagt Edeltraud Schimmelpfennig schmunzelnd. „Er sorgt aber auch für ein ganz besonderes Klima, selbst bei 40 Grad“, ergänzt Thomas Behr, der beruflich als Sozialarbeiter in der Jugendberufshilfe tätig ist und im Garten vor allem für den Gemüseanbau und seit kurzem auch für die Freilandorchideen (darunter Tibet-Orchideen) verantwortlich ist.

Alles ist bio in Leithe – gespritzt werden selbst die Rosen nicht

Erfolgserlebnis beim Gemüseanbau: Thomas Behr ist im heimischen Garten für Karotten, Gurken und Kräuter verantwortlich.
Erfolgserlebnis beim Gemüseanbau: Thomas Behr ist im heimischen Garten für Karotten, Gurken und Kräuter verantwortlich. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Drei Hochbeete gibt es ganz hinten im Garten, in dem etwa Karotten und Kräuter gedeihen – alles bio, denn gespritzt wird nichts. „Für mich ist es ein Erfolgserlebnis, wenn ich die Gurken ernte oder einlege“, sagt der 62-Jährige. Diese Gartenliebe habe er offenbar von seinem Großvater, der in den 1960er Jahren in Schonnebeck mit Hühnern, Kaninchen und großem Garten lebte. „Wenn ich heute eine Möhre ziehe oder eine Erbsenschote öffne, dann erinnert mich das an meine Kindheit“, sagt der Hobbygärtner.

Die gärtnerischen Anfänge des Paares lagen zunächst im Schrebergarten, in ihrem heimischen Garten können sie sich nun die Freiheiten nehmen, alles nach ihren Wünschen zu gestalten. Und so schlängelt sich der Weg vorbei an den Hostas („die haben durch den Hagel Löcher in den Blättern“), den weißen Hortensien und pinkfarbenen Rosen zu den Sitzgelegenheiten am Blumengarten mit Grillkamin oder in den Ruhegarten, wo Edeltraud Schimmelpfennig am liebsten mit ihrer Freundin Kaffee trinkt.

Zur Gartenpforte gibt es Kaffee, Kuchen und Wiedersehensfreude

Diese Gärten öffnen für den guten Zweck

Zur offenen Gartenpforte laden folgende Gärten am Samstag und Sonntag, 3. und 4. August, jeweils in der Zeit von 11 bis 17 Uhr ein:

Familie Kuhnhaus, Brüninghofer Weg 27, 0201/512556, es wartet ein 880 Quadratmeter großer Garten mit Gehölzen und Stauden, ein Kiesgartenbereich mit Gräsern sowie Sonnen- und Schattenplätze unter einer alten Eiche, dazu selbstgetöpferte Kunstobjekte. Keramik und Pflanzen werden verkauft, es gibt Kaffee,Tee und Kuchen.

Familie Brodersen, Am Nachtigallental 18, 0201/713229 zeigt ihren idyllischen Garten am Waldesrand des Nachtigallental, in einem abgeteilten Schattengarten gedeihen Hartriegel, Hostats und Brunnera, aufgestellt sind verschiedene Sitzplätze. Angeboten werden Kaffee, Kuchen und Pflanzenableger

Familie Schmitz, Oberscheidtstraße 6a, 0201/8718164, Besucher sehen einen immergrünen Vorgarten als Kontrast zum sonnigen, romantischen Sammlergarten mit Kletterrosen an Rosenbögen, über 30 Hortensienarten, farblich abgestimmte Staudenbeete und mehrere Sitzgelegenheiten.

Der Eintritt (2 Euro pro Person) und Gartenspenden gehen an die Jugendberufshilfe „jbh“, den ambulanten Hospizdienst des Alfried-Krupp-Krankenhauses, die Essener Gefährdetenhilfe „Übergangswohnheim“ und das Projekt Kinderpatenschaften Hattingen.

Im Vorjahr kamen insgesamt 7500 Euro zusammen, von denen die Hälfte an das Steeler Kinderheim der Fürstin-Franziska-Christine-Stiftung gegangen ist.

Alle Informationen und Termine: www.gaerten-an-der-ruhr.de

Kaffee erhalten auch die Besucher bei der offenen Gartenpforte, dazu gibt es Kuchen und oftmals Wiedersehensfreude. „Ich habe bei dieser Gelegenheit schon ehemalige Schulfreundinnen wiedergetroffen“, berichtet die Gastgeberin. Unerwünschte Gäste seien in diesem Jahr die Maulwürfe, dafür lassen sich keine Schnecken blicken („eine habe ich bislang entdeckt“). Zur Familie gehören indes Barney und Aurora, die beiden Hunde genießen den Garten ebenso wie deren Besitzer. „Es war sogar Barneys Vorfahr, der vor Jahren das Loch für den Eschenahorn mit mir ausgrub“, erinnert sich Thomas Behr, der am Spaten stand, während Charly buddelte.

Hinten im Garten bei Familie Schimmelpfennig/Behr befindet sich das Holzhaus, es ist eine der Sitzgelegenheiten, die die Hobbygärtner geschaffen haben.
Hinten im Garten bei Familie Schimmelpfennig/Behr befindet sich das Holzhaus, es ist eine der Sitzgelegenheiten, die die Hobbygärtner geschaffen haben. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

In den Anfängen ist auch bereits der Teich entstanden, neu ist der Pfad zum Wasser, wo eine weitere Bank wartet. Frisch gepflanzt sind auch die Duftrosen der Sorte Munstead Wood. „Die haben wir kürzlich auf unserer Gartenreise durch England entdeckt, weil die so wunderbar dunkelrot blühen“, sagt die 70-Jährige. Kaum zurück in Leithe, landete diese im heimische Garten. Dort gedeihen allein 52 verschiedene Rosensorten. Auch wenn Besucher die meisten der Blüten derzeit nicht werden sehen können, „irgendwas blüht immer“, versichert Edeltraud Schimmelpfennig.

Die Zeit im Garten bedeutet zwei Drittel Arbeit und ein Drittel Genuss

Vor allem aber, gibt es immer etwas zu tun. Die Zeit im Garten bedeute zwei Drittel Arbeit und ein Drittel Genuss, sagt die Leitherin. Derzeit heißt die Aufgabe vor allem: gießen. Gleichwohl mag sie ihren Einsatz gar nicht als Arbeit betrachten, denn es sei vielmehr ihr großes Hobby.

Dieser Leidenschaft widmet Edeltraud Schimmelpfenning ein paar Minuten oder auch mehrere Stunden am Tag. Denn während es Thomas Behr durchaus gelingt, sich mit einem Buch hinten in die Holzhütten zurückzuziehen, entdeckt Edeltraud Schimmelpfennig stets eine Pflanze, an der sie zupft oder einen Ast, den sie zurückschneidet. „Ich habe ihr eine Stirnlampe geschenkt, damit sie nachts weitermachen kann“, scherzt ihr Partner. Dabei sind die beiden sich völlig einig: „Ein Zuhause ohne Garten – unvorstellbar.“