15 Teilnehmer der Aktion „WAZ öffnet Pforten“ wurden im Schloss Hugenpoet fürstlich aufgenommen und besichtigten Zimmer, Festsäle und die Küche.

Essen. Nachts putzt der Schlossgeist die Schuhe der Gäste, tagsüber lesen rund 80 Mitarbeiter ihnen die Wünsche von den Augen ab - dass es hinter Kettwigs Schlossgemäuer vornehm zugeht, hatten die Teilnehmer der Aktion „WAZ öffnet Pforten“ bereits vermutet. Aber der Blick hinter die noblen Kulissen übertraf alle Erwartungen. Und bei 35 Grad im Schatten schmeckt das eisgekühlte Mineralwasser im Schlosshof wie Champagner.

Schon im Jahr 778 erstmals erwähnt

Vor romantischer Kulisse begrüßt Hotel-Concierge Vivian-Jessica Schiller die Leser. Die Historie des ehemaligen Rittergutes ist lang und kaum in Kürze zu erzählen. Nur eine winzige Prise: Schon 778 wurde das Anwesen als Königsgut Karls des Großen erwähnt, im Mittelalter kauften es die Herren von Nesselrode, genannt Hugenpoet. Das heutige Schloss entspricht im Wesentlichen dem von 1647. Damals, nach dem 30-Jährigen Krieg, ließen die Nesselrode-Hugenpoets das vorherige Gebäude abreißen und neu errichten. Knapp zwei Jahrhunderte später (1831) erwarben es die Fürstenbergs. Sie besitzen es bis heute.

Das Äußere des von Wassergräben geschützten Anwesens ist seit 1647 im wesentlichen unverändert.
Das Äußere des von Wassergräben geschützten Anwesens ist seit 1647 im wesentlichen unverändert. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Helmut Kohl, Peter Ustinov und Senta Berger schliefen hier

Die stellvertretende Hoteldirektorin öffnet der Gruppe die schwere Tür zur Nobelherberge. Vermögende Privatgäste, Prominente und Geschäftsleute schätzen das 1955 eröffnete Fünf-Sterne-Superior-Haus gleichermaßen. Unter den strengen Augen der Fürstenberg-Ahnen, die in Öl gebannt von hohen, ockerfarbigen Wänden herabschauen, geht es in den ersten Stock. Wo schon Alt-Kanzler Helmut Kohl, Schauspieler Sir Peter Ustinov (nach ihm wurde die Turm-Suite benannt) und Film-Diva Senta Berger nächtigten, sorgt das Blitzlichtgewitter unseres Fotografen für noch mehr VIP-Feeling. „So viele Erinnerungsfotos!“, freut sich Leserin Gisela Proske.

Im Herrenzimmer sind mittlerweile auch Damen erlaubt

Sie betrachtet beeindruckt das Treppenhaus aus schwarz-weißem Marmor hinter dem imposanten Innentor. Nicht aus Carrara, sondern aus Ratingen stammt der Stein dafür, wie Schiller verrät. In der oberen Hotelhalle, wo dicke Teppiche die Schritte dämpfen, liegen Gesellschaftsräume, Festsäle und die Zimmer. Im Herrenzimmer sind auch Damen erlaubt. Hier lädt der Billardtisch zum Spiel. Die Partie kann gleich beginnen, Queues und Kugeln – alles bereit. Früher durfte hier geraucht werden. Zigarren- und Zigarettenschwaden haben der Seidentapete zugesetzt. Heute steht sie unter Denkmalschutz, wurde 2018 gereinigt und ist nun wieder eine Zierde.

Hotels, die etwas auf sich halten, haben heutzutage ein Design-Konzept. Auf Hugenpoet dominieren eindeutig warme Farben.
Hotels, die etwas auf sich halten, haben heutzutage ein Design-Konzept. Auf Hugenpoet dominieren eindeutig warme Farben. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Einen edlen Rahmen bietet der anschließende Saal für Feiern mit bis zu 120 Personen. Schmuckstücke sind die Leuchter aus Murano-Glas an der prunkvollen Stuckdecke. Noch ein schneller Blick hinaus – eine traumhafte Aussicht in den Schlosspark! – schon geht die Besichtigung weiter. Die Neugierde steigt: Wie sehen wohl die Hotelzimmer aus?

Sanftes Licht durch breite Fenster fällt auf die Sitzmöbel

Vorbei an der eisernen Ofentafel, von den Eigentümern aus Schloss Horst in Gelsenkirchen nach Kettwig gebracht, führt uns die Concierge zu einem Superior Doppelzimmer. Sanftes Licht fällt durch das breite Fenster zwischen rot-weißen Vorhänge, passend zur Chaiselongue. Ein Ehepaar probiert das bequeme Sitzmöbel gleich aus. Auch das französische Bett lädt mit duftig-weichen Kissen zum Träumen ein. Ab 180 Euro pro Nacht kann man hier im Luxus schwelgen. Die Junior Suite gleich nebenan ist ab 295 Euro zu haben, ohne Frühstück.

Ein vier Meter hoher Kamin mit Troja-Pferd

Der Grüne Salon sieht aus, wie er heißt: Grünes überwiegt. Und er hat eine tolle Akustik, die für Konzerte genutzt wird. „Meine Schwester hat hier ihre Hochzeit gefeiert“, erzählt Werner Schmidt, Leser aus Rüttenscheid. Imposant ist der vier Meter hohe Kamin mit Troja-Pferd. Der spendet an kalten Tagen ordentlich Wärme. Doch jetzt im Sommer locken die Schattenplätze auf der Terrasse vor dem Wintergarten mit Frühstücksraum.

Früher in vielen Hotels üblich, heute eher selten: ein Billardsaal.
Früher in vielen Hotels üblich, heute eher selten: ein Billardsaal. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Dass es sich in Essens schönstem Wasserschloss nicht nur fürstlich wohnen, sondern ebenso speisen lässt, ist kein Geheimnis. Aber wie es im Reich der Sterneköchin Erika Bergheim aussieht, weiß kaum jemand. So ist der Küchen-Einblick ein wahrer Höhepunkt.

Erika Bergheim kocht seit 1997 auf Hugenpoet

Seit 1997 kocht Bergheim hier auf hohem Niveau, seit 2017 erhielt sie sogar erneut wieder einen Michellin-Stern. Nach einer Umstrukturierung der Gastronomie ist jetzt das „Laurushaus“ in der ehemaligen Zehntscheune von Hugenpoet ihr Domizil. Hier kreiert sie Sieben- bis Zehn-Gang-Menüs. Vermutlich ist der Schlossgeist mit den Schuhen nicht ausgelastet, denn auch hier ist alles blitzblank sauber: Herd, Töpfe und Küchenmöbel wirken wie gerade erst aufgestellt. Die Freundinnen Gisela Proske und Ingrid Heuting sind begeistert.

Unvergessen bleibt am Ende noch die Hauskröte. Sie hockt als Figur unter Glas auf dem Originalfußboden der Remise, dem alten Stall. Der Lurch gehört zum Schloss wie das kühle Nass drumherum. „Huge“ heißt altdeutsch „Kröte“. Und „Poet“ steht für „Pfütze“ oder „Pfuhl“.

Hotel hat 36 Zimmer und Suiten

Das Hotel auf Schloss Hugenpoet in Kettwig bietet 36 Zimmer und Suiten, zwei Restaurants, eine Bar, Festsäle und Salons. 18 Zimmer liegen im Haupthaus. In der Remise und im Torhaus gibt es weitere 17 Luxusunterkünfte. Die „Villa Türmchen“ in der Vorburg mit Kamin und Terrasse wird für längere Aufenthalte vermietet.

Besitzer des Schlosses ist Baron Maximilian von Fürstenberg (46), der mit seiner Familie in Düsseldorf-Angermund lebt.