Essen. Wissend um eine bevorstehende Pensionierungswelle stellt die Essener Feuerwehr doppelt so viele Kräfte neu ein. Aber geeignete Bewerber sind rar.

Bei der Feuerwehr brennt personell der Baum: Eine bevorstehende Pensionierungswelle noch nicht dagewesenen Ausmaßes steht einer zunehmend überschaubaren Schar geeigneter Nachwuchskräfte gegenüber, und dahinter verschärft die gleichzeitige gesetzliche Verpflichtung, die Wochenarbeitszeit auf 48 Stunden zu senken, die Lage zusätzlich. Der Alarm, den die Gewerkschaft Komba deshalb vor wenigen Tagen mit der - wenn auch nicht ganz flammneuen - Nachricht auslöste, dass landesweit bis zu 15 Prozent der Stellen bei den Berufsfeuerwehren aktuell unbesetzt seien, wurde auch auf der Hauptwache an der Eisernen Hand gehört. „Essen ist genau so betroffen“, bestätigte Thomas Lembeck, Vize-Chef der örtlichen Blauröcke, die Nachricht nun auf Nachfrage. Zuletzt waren 73 Planstellen und damit rund zehn Prozent der Jobs im feuerwehrtechnischen Dienst unbesetzt. Doch Essen kämpfe bereits mit aller Kraft durch Neueinstellungen gegen den Personalnotstand bei weiter steigenden Einsatzzahlen an.

Die Feuerwehr Essen stellt doppelt so viele Kräfte ein wie vor Jahren

So wurden die Ausbildungskapazitäten deutlich aufgestockt. „Wir stellen heute doppelt so viele Kräfte ein, wie noch vor einigen Jahren und inzwischen auch mehr als abgehen“, sagt Lembeck: „Wenn wir diesen Rhythmus beibehalten können, fangen wir das Demografieloch auf“, was sich insbesondere für die Jahre 2024/25 ankündigt. Was heißt: Statt der früher üblichen 18 kann sich die Essener Berufsfeuerwehr pro Jahr inzwischen über 36 „Neue“ freuen.

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Dennoch sei es absehbar, dass es sich um „ein mehrjähriges Projekt“ handele, um eine zukunftsfähige und auch von der Zahl der Köpfe auskömmliche Mannschaft aufzubauen. Bis dahin habe die Behörde nach wie vor gar keine andere Wahl, als die personelle Lücke durch 54 Stunden Wochenarbeitszeit zu schließen und die jeweils sechs überzähligen Stunden jedem Einzelnen weiterhin finanziell zu vergüten.

Viele der Interessenten auf einen Job bewerben sich nicht nur in einer Stadt

Dabei müssen sich die örtlichen Blauröcke nach und nach aus der Misere arbeiten: Denn „70 Kräfte auf einmal einstellen – das gibt der Markt nicht her“, betont Lembeck. Zwar gebe es regelmäßig immer mehr Bewerber als Stellen, doch nicht alle, die gerne zur Feuerwehr kommen würden, sind für den Beruf tatsächlich geeignet. Und viele der Interessenten bewerben sich nicht nur in einer Stadt. Bei der Suche nach passenden Kräften stehe Essen in direkter Konkurrenz zu anderen Kommunen. Die Zahl der Bewerbungen könne man getrost durch fünf teilen, und die Gruppe derer, die am Ende überbleibt „wird merklich kleiner“, gibt der künftige Chef der Essener Berufsfeuerwehr zu bedenken.

Feuerwehr muss sich als attraktiver Arbeitgeber präsentieren

Unabhängig von den identischen Problemen benachbarter Behörden gelte im allgemeinen Ringen um die besten Fachkräfte die Herausforderung für die Feuerwehr, sich wahrnehmbar als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren. Dass Feuerwehranwärter inzwischen mit deutlich höheren Bezügen gelockt werden können, sei in diesem Zusammenhang durchaus förderlich: Statt 1100 Euro bekommen sie dank einer parlamentarischen Initiative auf Landesebene rund 2000 Euro. Das gelte allerdings nicht für die künftigen Feuerwehr-Führungskräfte mit Bachelor- oder Masterabschlüssen. Dass auch sie besser entlohnt werden müssten, steht für Lembeck außer Frage: „Daran arbeiten wir gerade.“ Was der Einsatz bringt, ist allerdings offen.