Altenessen. Bürger sammeln mit städtischen Ämtern und Grün und Gruga Vorschläge zur Umgestaltung des Altenessener Parks. 600.000 Euro stehen zur Verfügung.
Müll, freilaufende Hunde, fehlende oder marode Spielgeräte für Kinder, der runtergekommene Minigolfplatz und die karge Beleuchtung im Tunnel Richtung Stoppenberg: Es gibt Probleme und hässliche Ecken im Kaiser-Wilhelm-Park. Aber auch viel Schönes. Seine Markenzeichen sind die weiten Rasenflächen und der prächtige Baumbestand. Nun soll das rund 120 Jahre alte Volksareal mitten im Wohngebiet verschönert werden. 600.000 Euro fließen dafür zu 90 Prozent aus Landes- und EU-Mitteln.
60 Bürger erarbeiteten Vorschläge für neue Attraktionen
Vor allem an heißen Sommertagen freuen sich viele Altenessener über den wohltuenden Schatten unter den vielen hohen Bäumen. Ein Ort zum Verweilen, der mit einigen Attraktionen auch Menschen aus anderen Stadtteilen in den Norden locken könnte. Bei einem Treffen mit Vertretern von Stadt und Grün und Gruga wurden jetzt einen Nachmittag lang Ideen gesammelt. In vier Gruppen erarbeiteten rund 60 Bürger Vorschläge. Die Liste reicht vom Kiosk mit Biergarten über Blumenwiesen und Sanitäranlagen mit Wickelstationen und einer Aufwertung des 100 Jahre alten Ententeichs zum Biotop bis hin zu weiteren Kunstwerken und einem Fest. Ausgefallener sind Wünsche wie die Leinwand fürs Open-Air-Kino oder gar die Surferwelle wie im Englischen Garten in München.
Mit solchen Attraktionen könnte der zum 100-jährigen Geburtstag von Kaiser Wilhelm I. eingeweihte Park über das Stadtgebiet hinaus punkten. Das würde vielen Anwohnern gefallen, denn sie sind stolz auf ihre grüne Lunge. Die alten Bahntrassen am Rand bieten Radfahrern eine gute Verbindung. An der Jugendfarm vorbei geht`s bis in den Grüngürtel zwischen Essen und Gelsenkirchen.
Eine eingezäunte Hundewiese steht auf der Wunschliste
Auch für Kinder und Vierbeiner könnte der Aufenthalt attraktiver werden. Bärbel (6) wohnt gleich um die Ecke und kommt täglich mit der Mutter und dem Familienhund her. Einen Gegenwert für die vergleichsweise hohe Hundesteuer, die sie an die Stadt zahlt, wünscht sich Gabriele Tarrach (43): „Eine eingezäunte Hundewiese wäre dringend nötig“, betont sie. Dreimal täglich führt sie den anderthalbjährigen Leo an der Leine aus. Dass die Französische Bulldogge nie freilaufen darf, ärgert sie. Denn: „Leo ist ein ganz Lieber und verträgt sich mit allen.“ Für seine „Geschäfte“ hält die Altenessenerin immer Kotbeutel parat. Da bleibt kein Haufen liegen.
Vögel, Affen und ein Tanzsaal
Der Park wurde zum 100-jährigen Geburtstag von Kaiser Wilhelm I. eingeweiht. Bis heute erhalten ist der Ententeich. Früher hatte die rund sechs Hektar große Anlage am Eingang Tiefenbruchstraße auch Gehege mit Vögeln und Affen.
Zeitweise war der Eintritt kostenpflichtig. Nach 1904 wurde der Kahnteich mit Roseninsel angelegt. Auf der gab es bis 1927 Tennisplätze, bis in die 50er wurden auch Ruderboote vermietet.
Einst im Zentrum stand der 1903 eröffnete Tanzsaal, zerstört im Zweiten Weltkrieg und nicht wieder aufgebaut.
Zwei Denkmäler gibt es bereits: Das am ehemaligen Brunnen zeigt einen Bergmann und einen Hüttenarbeiter. Die Steingruppe des persischen Künstlers Oveis Saheb Djawaher stammt aus den 80er Jahren: drei Steinsäulen aus Basaltlava, die viele kleine Steine festhalten.
Dem Pfingststurm Ela fielen 94 Parkbäume zu Opfer, 65 wurden neu gepflanzt.
Allerdings fragt sie sich – und steht auch damit nicht allein – warum es auf der weiten Fläche nicht einen Tütenspender gibt. Für die Tafel, auf der die Wünsche der Bürger gesammelt wurden, hat sie diesen Punkt notiert. Nach rund zwei Stunden Brainstorming an vier verschiedenen Orten sind viele bunte Papierkreise bei den Organisatoren eingegangen. Ludger Niermann, Projektleiter von Grün und Gruga, freut sich über die gute Beteiligung. „Der alte Baumbestand erfüllt eine wichtige Funktion!“, sagt er. Blumenwiesen bilden Rückzugsorte für Vögel. Früher habe man hier seltenen Pflanzen eine Heimat gegeben. Auch heute könne man die Artenvielfalt fördern, nicht nur am und im Teich, der ebenfalls umgestaltet werden soll.
Ein Wunsch: Mehr Kunst im Grünen
Eine Idee sind Trittsteine für den Weg zum Wasser. Umliegende Schulen wie das Leibniz-Gymnasium, so Niermann weiter, haben bereits Interesse an neuen Naturräumen bekundet. Marita Kemper wohnt seit 32 Jahren an der Stankeitstraße und ist eifrige Besucherin. Die 63-Jährige wünscht sich mehr Kunst im Grün. Ihre Vorstellungen sind sehr konkret: Eine Skulptur des Gelsenkirchener Bildhauers Johannes Brus soll her, etwa wie das 1988 errichtete Nashorn im Niemandsland vor der Autobahn im Essener Norden. Ob ihre oder eine der anderen Bitten in den kommenden Jahren erfüllt werden, wird nun geprüft. „Der nächste Bürger-Termin ist im Frühjahr 2020!“, erklärt Ingrid Ratay, Fachfrau für Stadtteilentwicklung bei der Stadt Essen. Auch die Universität Essen ist mit dem Institut für Stadtteilentwicklung, Sozialraumorientierte Arbeit und Beratung (ISSAB) am Quartiersprojekt beteiligt.