Essen. Eine landesweit erste und bislang einmalige „Woche des Schulschwimmens“ ist beendet. 850 Essener Schüler gingen täglich für 60 Minuten ins Wasser.

850 Essener Schüler haben in dieser Woche einen neuartigen Intensiv-Schwimmkurs erhalten. Sie gingen täglich während der Schulzeit für eine Stunde ins Wasser. Beteiligt waren 28 Schulen aus dem gesamten Stadtgebiet. Essen ist somit die erste Kommune in NRW, in der der „Aktionsplan Schwimmen lernen“ der Landesregierung konkret umgesetzt wurde. Am Freitag besuchte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) das Sportbad im Thurmfeld, um für ihren Aktionsplan zu werben.

Etwa 17 Prozent der Essener Schulkinder können nicht schwimmen. Das ist ein vergleichsweise guter Wert, während anderswo von rund 40 Prozent die Rede ist. Doch grundsätzlich betroffen sind vor allem Kinder aus sozial schwachen Familien und Migranten. Die hohe Zahl von Flüchtlingen, die ab 2015 nach Essen kamen, hat das Problem noch mal verschärft. „Wir erfahren von Grundschul-Lehrern, dass Erstklässler häufig noch nie Schwimmen waren“, sagt Marc Roschanski von der „Landesstelle für den Schulsport“, die der Düsseldorfer Bezirksregierung zugeordnet ist. „Das Thema fängt also viel früher an – und zwar im Kleinkind- und Kindergartenalter.“

17 Prozent der Essener Schüler können nicht schwimmen

Anfang der vergangenen Woche hatte die NRW-Landesregierung ihren „Aktionsplan Schwimmen lernen in NRW“ vorgestellt – mit Essen als Pilot-Stadt. Beteiligt waren in dieser Woche 18 Grund- und zwei Förderschulen, jeweils eine Haupt- und eine Realschule sowie fünf Gymnasien. Sie schickten seit Montag ganze Klassen in eins von drei Schwimmbädern im Stadtgebiet, dort leiteten Sport-Leistungskurs-Schüler des Rüttenscheider Helmholtz-Gymnasiums die Schwimm-Anfänger an. „Die Vorkenntnisse waren ganz unterschiedlich, doch das Ziel heißt, dass jeder Viertklässler im Land sicher schwimmen kann“, erklärt Roschanski. „Sicher“ bedeutet: auf dem Niveau des „Bronze“-Abzeichens. Und das heißt: Unter anderem 200 Meter Schwimmen in höchstens 15 Minuten.

30 Stunden pro Schüler sind zu wenig

Grundsätzlich wird an den Schulen zu wenig Schwimmunterricht erteilt, um Kindern sicheres Schwimmen beizubringen: „Es sind etwa 30 Stunden, die ein Grundschüler mitbekommt“, sagt Roschanski. Wobei eine Stunde faktisch nur 30 Minuten im Wasser bedeuten – denn Zeit für die An- und Abreise sowie das Umziehen müssen noch abgezogen werden. Unterm Strich bedeutet das: Kinder aus Familien, in denen sich die Eltern nicht in Privat-Initiative darum bemühen, dass der Nachwuchs schwimmen lernt, sind benachteiligt.

Der Intensiv-Kurs in dieser Woche, für den sich Essener Schulen anmelden konnten, birgt einen weiteren Vorteil: „Es ist ein Unterschied, ob man einmal pro Woche oder mit noch größerem Abstand Schwimmen lernt, oder ob man mehrere Tage hintereinander ins Wasser geht“, berichtet Henning Lambertz, der viele Jahre als Schwimm-Bundestrainer gearbeitet hat und den Landes-Aktionsplan unterstützt. „Die hohe Frequenz ist Gold wert.“

„In Essen gibt es eine gute Infrastruktur“

Essen wurde übrigens deshalb als Pilot-Kommune ausgewählt, „weil es hier eine gute Infrastruktur mit starken Vereinen und genügend Bädern gibt“, sagt Marc Roschanski. Der Aktionsplan des Landes soll nach Angaben von Schulministerin Yvonne Gebauer bis 2022 laufen „und ausgeweitet werden“, und Wiederholungen von Intensiv-Schwimmzeiten für Schüler, auch in Essen, seien nicht ausgeschlossen. „Es muss allerdings das Interesse der Schulen vorliegen“, sagt Marc Roschanski.