Essen. Vor dem Großeinsatz in Essens City gab’s Hinweise: Clangrößen aus Berlin reisten an. Zusammenhang mit Gewaltexzess in Altendorf wird geprüft.

Machtdemonstrationen zwischen verfeindeten Familienclans zu verhindern und einen weiteren denkbaren Fall von archaischer Paralleljustiz zu unterbinden – das war offenbar das Ziel des Großeinsatzes der Polizei mit massiven Unterstützungskräften aus anderen Behörden am Donnerstag in der Essener Innenstadt. Nachdem arabisch-libanesische Szene-Größen aus Berlin und Essen am Nachmittag in einer Shisha-Bar an der Kastanienallee kontrolliert worden sind, prüfen die Polizeiexperten der Essener Abteilung der Clankriminalität nun mögliche Zusammenhänge zwischen deren Treffen und dem Gewaltexzess von Altendorf, dessen Videoaufnahmen im Milieu kursieren.

Für die Ermittler geht es unter anderem um den Verdacht, dass ein aus Berlin angereister Friedensrichter diese „Angelegenheit“ aus der Welt schaffen sollte oder wollte, vielleicht auch, um weiteren blutigen Eskalationen zwischen den zwei polizeibekannten Familien vorzubeugen. „Wir prüfen das“, sagte Sandra Steinbrock auf Nachfrage. Die Polizeisprecherin bestätigte, dass es im Vorfeld Hinweise auf den Tross aus der Bundeshauptstadt gegeben habe. Die Behörde war also vorbereitet und setzte deshalb weitaus mehr Kräfte ein als bei den üblichen wöchentlichen bis täglichen Kontrollen im Nordviertel.

Die „Sache“ sollte wohl jetzt in Essen geregelt werden

Dass sich die zerstrittenen Parteien in dem Lokal an der Kastanienallee trafen, halten Szenekenner indes für keinen Zufall: Denn bei dem von einer Gruppe junger Männer vor wenigen Wochen auf offener Straße übel zugerichteten Gewaltopfer von Altendorf soll es sich um den Sohn des Inhabers eben dieser Shisha-Bar handeln. Der angeblich 18-Jährige aus dem Clan R. soll sich für eine junge Frau aus einer anderen arabisch-libanesischen Familie interessiert haben. Die „Sache“ sollte wohl jetzt in Essen geregelt werden, wird vermutet.

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Zudem prüft die Polizei aber auch denkbare Verbindungen zu der jüngsten Clan-Hochzeit in Bottrop, bei der zwei mit Haftbefehlen gesuchte Gäste festgenommen und mehrere Waffen sichergestellt worden waren, darunter Messer, Baseballschläger und Elektroschocker. Der Bräutigam, so ist zu hören, kommt aus Essen.

Ermittlungen wegen des Verdachts des Leistungsbetrugs

Über zwei Stunden war die Polizei am Donnerstag in der Essener Innenstadt im Einsatz, der unterm Strich vergleichsweise ruhig über die Bühne ging – auch wenn es für die Beamten einiges abzuarbeiten war. Es wurden mehrere Clan-Größen kontrolliert und mehr als zwei Dutzend Platzverweise gegen Störer erteilt, die die behördlichen Maßnahmen zu verhindern versuchten. Wie Polizeisprecher Peter Elke zudem bilanzierte, gab es eine Strafanzeige nach einem Widerstand. Nach der Sicherstellung von mehreren hundert Euro wird nun gegen einen Sozialhilfeempfänger wegen des Verdachts des Leistungsbetrugs ermittelt. In zehn Fällen wurden Pfeffersprays und Baseballschläger sichergestellt – auch wenn diese Gegenstände nicht verboten seien, so Elke, hätten diese Maßnahmen der Gefahrenabwehr gedient. Allerdings wurde auch eine eine Anzeige wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz geschrieben – es handelte sich allerdings nicht um eine scharfe Schusswaffe, betonte der Polizeisprecher. Es werde weiter ermittelt.