Trickbetrüger und -diebe haben in Seniorenheimen leichtes Spiel. Es gibt wenig Kontrolle durch Mitarbeiter und die Bewohner sind wehrlose Opfer.
Sie schleichen sich als angebliche Handwerker an, geben sich als Spendensammler und Zeitungsverkäufer aus oder mimen den harmlosen Besucher, der in Seniorenheimen gern auch mal mit einem kleinen Präsent auftaucht - natürlich nur zur Tarnung: Trickbetrüger machen selbst vor Einrichtungen für ältere Menschen nicht mehr halt, warnt die Essener Polizei, die in einem so aktuellen wie schäbigen Fall ermittelt, der sich jüngst in einer Schönebecker Wohnanlage ereignet hat.
Wie die Behörde jetzt berichtete, täuschte ein unbekannter Ganove am 30. Mai gegen 17.45 Uhr einen Stromausfall vor, indem er die Sicherungen in dem Heim ausschaltete. Gegenüber einem betagten Bewohner des Hauses stellte sich der Mann dann als hilfsbereiter Hauselektriker vor und gelangte so in die Wohnung des Opfers. Eine Herrentasche und wenige Euro Bargeld reichten dem etwa 30 bis 40 Jahre alten Dieb als Beute, bevor er wieder verschwand.
Harte Zahlen für Straftaten in Heimen liegen nicht vor
In solchen Einrichtungen erhoffen sich offenbar immer mehr Ganoven „geringen Widerstand bei ihren Taten gegen ältere Mitbürger“, ist Peter Elke überzeugt. Auch wenn der Polizeisprecher keine harten Zahlen für die besorgniserregende Entwicklung präsentieren kann, weil die Erfassung dieser Delikte nicht dezidiert nach Tatorten unterscheidet, ist sein Bauchgefühl dennoch eindeutig: „Das ist mehr geworden.“
Nicht nur gut organisierte Kriminelle, die sich meist am Telefon als falsche Polizisten, angebliche Enkel oder frühere Arbeitskollegen ausgeben, versuchen vermehrt auf Kosten von Senioren Geld zu machen, sondern auch Einzeltäter, die in den Häusern, auf leichte Beute insbesondere bei dementen Menschen aus sind, um etwa ihre Drogensucht durch die Diebstähle und Betrügereien zu finanzieren.
Das Risiko erwischt zu werden ist gering
Es ist nicht die Aussicht auf die ganz fette Beute, die diese Kriminellen in die Einrichtungen lockt. „Da mal eine Kette, da mal eine Armbanduhr, da etwas Bargeld“ so wie im Schönebecker Fall – „das rechnet sich“, ist Elke überzeugt. Zumal das Risiko erwischt zu werden ein überschaubares ist. Der Personalmangel in der Pflege lässt grüßen: Wenn die Täter die Häuser betreten, „treffen sie seltener auf Mitarbeiter“, ist der Polizeisprecher überzeugt: „Wo solche Räume entstehen, werden sie von Kriminellen gefüllt.“
Die Polizei weiß, dass einige Träger von Wohnheimen bereits dazu übergegangen sind, ihre Gebäude verstärkt durch Kameratechnik überwachen zu lassen. Die Bilder, die die Ermittler zumindest nach bekannt gewordenen Straftaten sichten, führen über öffentliche Fahndungen im besten Fall zum Täter. Sie sind allerdings häufig der einzige Anknüpfungspunkt, den Kriminellen auf die Spur zu kommen. Die Dunkelziffer der Delikte ist jedenfalls hoch, so Elke. Nicht nur, weil sich die oft hochbetagten Opfer nicht selten zu sehr schämen, um eine Anzeige zu erstatten, sondern auch, weil sie oftmals weder Zeit noch Ort einer Straftat eingrenzen können.