Essen. Ein Autofahrer wird in der Buderuskurve (A40) geblitzt, aber die Stadt Essen schickt ihm zwei Knöllchen. Ein Irrtum, wie sich herausstellte.

Mehr als 70.000 Autofahrer werden Jahr für Jahr in der gefürchteten Buderuskurve auf der A40 geblitzt und dann von der Stadt Essen zur Kasse gebeten. Jetzt hat die Abteilung Verkehrsüberwachung einen Fall in Arbeit, der ausgesprochen kurios ist: Ein Autofahrer sollte für ein einziges Delikt zwei Mal ein Bußgeld zahlen.

Am 14. April um 9.30 Uhr mit 107 km/h geblitzt: Dafür schickt die Stadt Essen zwei Knöllchen

Ulrich Knille (72) aus der Reginenstraße in Rüttenscheid war am 14. April mit seiner silberfarbenen A-Klasse, amtliches Kennzeichen E – ME 22, auf der „BAB 40 in Fahrtrichtung Bochum“ unterwegs. Die zulässige Geschwindigkeit beträgt hier 100 km/h, doch Knille fuhr geringfügig schneller: mit exakt gemessenen 107 km/h. Der Laserblitz in Essen-Kray tat seine Pflicht. Keine 14 Tage später rieb sich der 72-Jährige verwundert die Augen, als er im Briefkasten nicht einen Brief, sondern zwei vorfand – mit zwei Knöllchen: für dasselbe Auto, dieselbe Uhrzeit (9.30 Uhr) und denselben Fahrer.

Zur Erinnerung: Der Landesbetrieb Straßen NRW hat im November 2015 in der Buderuskurve in beide Fahrtrichtungen je zwei Laserblitzer aufgestellt – einen für die rechte, den anderen etwas versetzt für die linke Spur. „Ich bin zwei Mal geblitzt worden“, berichtet Ulrich Knille. Und ärgert sich übers rätselhafte Doppel-Strafmandat. „Wenn die Geschwindigkeit am ersten Blitzer überschritten wurde, ist es sehr wahrscheinlich, dass diese Geschwindigkeit auch am nächsten Blitzer noch die gleiche ist“, beschwert sich der Essener in einem Brief an die Redaktion.

Autofahrer: „Alle wissen, dass die Stadt stark verschuldet ist, aber so wird die Stadtkasse kaum saniert werden“

Sieben Kilometer zu schnell gewesen zu sein, nun, das geht nicht sonderlich ins Geld: Der Verwarngeldbetrag liegt in diesem Fall bei 10 Euro. Die Abteilung Verkehrsüberwachung verlangt in der Summe also 20 Euro. Knille sieht sich gleichwohl als Opfer eines unfaires Verfahrens und hält der klammen Stadt vor, sich auf Kosten der Bürger bereichern zu wollen. „Alle wissen zwar, dass die Stadt stark verschuldet ist, aber mit 10-Euro-Verwarnungen wird die Stadtkasse wohl kaum saniert werden können.“

Ulrich Knille, ganz braver Bürger, bezahlt erstmal beide Knöllchen und legt dann erst Beschwerde bei der Stadt ein. Mit Erfolg. „Das hätte nicht passieren dürfen“, entschuldigt sich die Stadtsprecherin.

Offenbar hat der Autofahrer die Spur gewechselt und so den zweiten Blitzer ausgelöst

Doch was ist nun exakt schief gelaufen? „Offenbar hat der Autofahrer gleich nach dem ersten Blitzer die Fahrspur nach links gewechselt und dadurch den zweiten Blitzer ausgelöst“, erklärt die Sprecherin. Der Blick auf die beiden Verwarnungsbögen zeigt: Der erste Laserblitzer steht bei „Kilometer 63 + 522“, der zweite – nur 205 Meter weiter – bei „Kilometer 63 + 727“.

So blitzt die Stadt Essen

Die Stadt Essen setzt im Stadtgebiet fünf mobile Radarwagen ein. Im Jahr 2017 registrierten sie 92.110 Geschwindigkeitsverstöße, dafür bezahlten die Autofahrer 1,462 Millionen Euro.

Die stationäre Blitzanlage in der Buderuskurve (A40) stellte im vergangenen Jahr mehr als 72.000 Geschwindigkeitsverstöße (2017: 79.228) fest. Dort lagen die Einnahmen bei rund 770.000 Euro.

Mögliche Fehlerquelle Nummer zwei: Weil zwei Fotos von ein und demselben Delikt existierten, sei der Fall Knille offenbar von zwei unterschiedlichen Sachbearbeiterinnen abgearbeitet worden. „Wäre der Fall in einer einzigen Hand geblieben, wäre das Versehen bestimmt sofort aufgefallen“, sagt die Stadtsprecherin und fügt hinzu: „Das ist ein kurioser Fall, sowas hatten wir noch nicht.“

Fazit: Die Stadt erkennt an, dass Ulrich Knille zuviel gezahlt hat. „Die Abteilung Verkehrsüberwachung schickt dem Autofahrer einen korrigierten Bescheid.“ Abschließend weist die Sprecherin darauf hin, dass der erste Brief keine Zahlungsaufforderung ist, sondern lediglich ein Anhörungsbogen. Ihre Empfehlung an den Bürger: Die Anschreiben der Stadt gründlich lesen und auf Fehler hinweisen.