Essen. Vor dem Gastspiel des Zirkus Charles Knie fordern Tierschützer die Stadt Essen auf, ein Verbot für Zirkusauftritte mit Tieren zu erlassen.

Der Auftritt von Dompteur Alexander Lacey und einer Raubtiergruppe ist eine der Attraktionen im Zirkus Charles Knie, der ab Samstag, 1. Juni, am Krupp-Park in Altendorf gastiert. Noch bevor es dort zum ersten Mal heißt „Manege frei“, beschäftigt sich der Rat der Stadt in seiner Sitzung am Mittwoch mit dem Gastspiel. In einer Anfrage an das Stadtparlament fordert die Tierschutzpartei Essen von der Stadtverwaltung ein rechtssicheres Verbot für Zirkusaustritte mit Tieren zu erlassen, zumindest aber ein Verbot für Auftritte mit Wildtieren.

Löwen, Wildkatzen, Dromedare und andere Exoten gehören nicht in eine Zirkusarena, sondern in die freie Wildbahn. Auf diesen kurzen Nenner lässt sich die Forderung der Tierschutzpartei bringen. „Die Ratsgruppe Tierschutz/BAL im Rat der Stadt Essen mit unseren Parteimitgliedern Elisabeth Maria van Heesch und Marco Trauten hat das Thema Wildtierverbot in Essener Zirkusbetrieben bereits wiederholt aufgegriffen.“ Bislang ohne Erfolg, beklagt die Tierschutzpartei Essen in einer Stellungnahme. Das Gastspiel des international renommierten Zirkus Charles Knie in Altendorf nimmt die Tierschutzpartei nun zum willkommenen Anlass, es erneut zu versuchen.

Der Zirkus Charles Knie weist daraufhin, dass keines der Tiere der freien Wildbahn entstamme

Laut Julia Kahle-Hausmann, Mitglied der SPD-Fraktion im Stadtrat und dort Leiterin des Arbeitskreises „Tiere“, hat sich dieser des Themas bereits vor etwa zwei Jahren angenommen. „Wir haben von der Verwaltung die Auskunft bekommen, dass wir kein rechtssicheres Verbot hinbekommen“, so die Ratspolitikerin. Geforderte Standards, was die Unterbringung und Haltung von Tieren angeht, seien in der Vergangenheit von den in Essen gastierenden Zirkusbetrieben stets eingehalten worden. Nach Angaben des Veterinäramtes habe es keine Beanstandungen gegeben, so Kahle-Hausmann. Der Zirkus Charles Knie weist außerdem daraufhin, dass keines seiner Wildtiere der freien Wildbahn entstamme. Die Tiere seien seit Generationen in Zoos, Zirkusbetrieben und Aufzuchtstationen zuhause. Und: Die Dressurarbeit basiere auf natürlichen Verhaltensweisen. Tierschützer stellen dies in Abrede. Zirkusauftritte werden immer wieder von Protesten begleitet und geben Anlass zu Kontroversen.

Die Stadt Krefeld ist jüngst mit einem Wildtierverbot vor dem Verwaltungsgericht gescheitert

Die Stadt Krefeld war erst jüngst mit einem Verbot gescheitert. Die Seidenstadt wollte dem Zirkus Charles Knie keine Fläche für einen Gastauftritt zur Verfügung stellen, weil der Zirkus in seinem Programm auch Wildtiere zeigt. Charles Knie klagte vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf und bekam in einer Eilentscheidung Recht. Das Gericht verwies auf die Regelungen des Tierschutzgesetzes. Das von der Stadt Krefeld erlassene Verbot stelle eine unzulässige Beschränkung der Berufsfreiheit dar und sei zudem willkürlich. Anderen Zirkusbetrieben hatte die Stadt offenbar sehr wohl einen Platz überlassen, auch Betrieben mit Wildtieren.

„Das Urteil bedeutet nicht, dass ein Wildtierverbot nicht rechtssicher und gerichtsfest seitens eines Stadtrates beschlossen werden kann“, kommentiert Elisabeth van Heesch, von Hause aus selbst Juristin, das Urteil. Es lege durchaus berechtigt die Messlatte für ein städtisches Konzept hoch. Insbesondere der Grundsatz der Gleichbehandlung von Betrieben müsse gewährleistet sein. Willkürliche Einzelgenehmigungen kontra Einzelverboten seien rechtlich per se nicht haltbar.

Für ein bundesweites Wildtierverbot für Zirkusbetriebe bedürfe es allerdings einer Änderung des Tierschutzgesetzes, also von Bundesrecht, betont auch die Tierschutzpartei. Eine solche Änderung scheitere bislang „an der Untätigkeit der Bundesregierung wie des Bundesrates“. Einzelne renommierte und bundesweit auftretende Zirkusbetriebe hätten bereits von sich aus in den letzten Jahren auf Wildtiere verzichtet und seien kommerziell trotzdem weiter erfolgreich.