Essen. Senioren werden immer öfter zu Opfern: Polizei und Sparkasse haben nun über den „Enkeltrick“ und andere Maschen informiert. Erst am vergangenen Monatg ist eine 76-jährige Sparkassen-Kundin in Werden irischen Wanderarbeitern auf den Leim gegangen, die 10.500 Euro in bar verlangten.

Polizei und Sparkasse machen gegen Trickbetrüger mobil. Adressat einer gemeinsamen Aufklärungskampagne sind Senioren. Sie zählen zu den bevorzugten Opfern von Betrügern - und dies immer öfter, warnt Polizeipräsidentin Stefania Fischer-Weinsziehr.

Beispiele gefällig: Eine 76-jährige Sparkassen-Kundin will am vergangenen Montag in Werden 10 500 Euro von ihrem Konto abheben um einen Handwerker in bar zu bezahlen. Aber warum ist der Handwerker gleich mitgekommen? Der Filialleiter wird misstrauisch und informiert die Polizei. Wie sich herausstellt, war die Seniorin irischen Wanderarbeitern auf den Leim gegangen. Für Arbeiten an der Terrasse hatten sie einen „völlig überzogenen Preis verlangt“, so die Polizei.

In der Filiale an der Baumstraße im Südostviertel können Mitarbeiter einen 82-Jährigen davon abhalten, einem Betrüger 2000 Euro für Heizdecken auszuzahlen; der Schwindler hatte sich als Arzt ausgegeben.

100.000 Euro Schaden

In Rüttenscheid verlangt eine Seniorin umgehend eine fünfstellige Summe von ihrem Sparbuch. Die Frau ist sichtlich aufgeregt. Weil das gar nicht zu ihr passt, fragen Angestellte nach. Es zeigt sich: Auch sie Opfer von Telefonbetrügern geworden.

Diese Fälle seien gut ausgegangen, so Sparkassen-Vorstand Hans Martz. Andere hatten weniger Glück. Die Polizei registrierte im vergangenen Jahr 89 Betrugsfälle dieser Art, in elf davon waren die Täter erfolgreich. Insgesamt erbeuteten sie knapp 100 000 Euro. In diesem Jahr zählte die Polizei bereits 22 Fälle, in die Betrüger Erfolg hatten. Insgesamt erbeuteten sie 20 000 Euro. Augenscheinlich geben die Täter sich inzwischen mit kleineren Summen zufrieden, so die Polizei. So erregen sie weniger Misstrauen.

"Enkeltrick" ist besonders beliebt

Eine besonders „beliebte“ und leider immer wieder erfolgreiche Masche ist der so genannte Enkeltrick, mittlerweile ein „Klassiker“ unter den Betrugsdelikten. Der Betrüger oder die Betrügerin gibt sich am Telefon als Freund oder Bekannter des „Enkelsohns“ oder eines anderen nahen Verwandten aus. Dieser befinde sich in einer Notlage und brauche dringend Geld. Da er nicht selbst vorbeikommen könne, um es abzuholen, schicke er jemanden vorbei. Kurz darauf steht der Anrufer oder ein Komplize vor der Tür. Das Geld sehen die Betrogenen nie wieder.

Nach Erkenntnissen der Polizei handelt es sich längst um eine Form von organisierter Kriminalität. Die Täter straff organisiert und in ganz Europa aktiv. Der Gruppe gehören etwa 500 Personen an, gesteuert werden sie aus Osteuropa von einem „big boss“. Natürlich gehöre nicht jeder Trickbetrüger zu dieser Bande. Es gebe genügend Trittbrettfahrer, die nach der gleichen Masche vorgehen.

Ihre Opfer suchen die Betrüger nicht selten nach dem Zufallsprinzip aus, in dem sie Telefonbücher nach Vornamen durchforsten, die für Ältere typisch sind: Franz, Josef, Elisabeth... - einen Kevin oder eine Jennifer dürften die Täter hingegen überblättern.

Auch viele Frauen unter den Betrügern

Viele Anrufe sind vergebene Mühe, sei es, weil der Senior am anderen Ende der Leitung misstrauisch wird oder weil sich der Franz aus dem Telefonbuch doch als kinderloser Mitdreißiger entpuppt. Die Täter nehmen so etwas in Kauf und legen auf. Irgendwann haben sie den Richtigen am Apparat: ihr nächstes Opfer.

Häufig sind es übrigens Frauen, die anrufen. Frauen sind oft einfühlsamer, können sich im Gespräch leichter auf ihr Opfer einstellen. Ob Mann oder Frau - die Betrüger sind so geschickt, dass sie leicht persönliche Dinge erfragen. Selbst Senioren, die von Natur aus misstrauisch sind, ließen sich überreden, ihr sauer Erspartes heraus zu geben.

Sollte man selbst angerufen werden und Zweifel aufkommen, ob es nicht möglicherweise um einen Betrüger handelt, rät die Polizei, unbedingt nach einer Telefonnummer zu fragen: Man rufe gleich zurück. So gewinne man Zeit, um einen klaren Gedanken zu fassen. Auch sollte man eine Person seines Vertrauens informieren, bevor man Geld aus der Hand gibt oder in ein Geschäft einwilligt, dass sich als zwielichtig herausstellt. Reicher ist man hinterher nur an Erfahrung.