Essen. Nach mutmaßlich verbotenem Rennen in Essen hat die Justiz die Sportwagen noch nicht herausgegeben. Auch die Führerscheine werden einbehalten.

Knapp zwei Monate nach dem mutmaßlich illegalen Straßenrennen auf der Margarethenhöhe sind die beschlagnahmten PS-Boliden weiterhin unter Verschluss. Auch die Führerscheine der beiden 52 und 25 Jahre alten Fahrer aus Essen bleiben vorläufig entzogen, sagte ein Sprecher der Essener Staatsanwaltschaft jetzt auf Nachfrage dieser Zeitung. Dies habe das Amtsgericht so beschlossen.

Nach wie vor laufen die Ermittlungen – das gilt ebenfalls für den tödlichen Unfall mit einem McLaren am 20. März auf der Autobahn 52 zwischen Essen-Süd und Essen-Kettwig. Dabei kam eine 18 Jahre alte Beifahrerin aus Mülheim ums Leben. Die Staatsanwaltschaft wartet weiter auf das verkehrsanalytische Unfallgutachten eines unabhängigen Sachverständigen.

Noch gebe es keine weiterführenden Erkenntnisse zum genauen Hergang des Unfalls oder zur Geschwindigkeit des Fahrzeugs.

Die Leitplanke in Richtung Düsseldorf durchbrochen

Der Sportwagen hatte am späten Abend die Leitplanke in Richtung Düsseldorf durchbrochen. Die Beifahrerin wurde aus dem Auto herausgeschleudert und starb noch an der Unfallstelle. Gegen den 23 Jahre alten Fahrer wird seitdem wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung ermittelt.

Inzwischen sagt die Polizei, dass es trotz der zeitlichen Nähe keine Verbindung zwischen den beiden Zwischenfällen auf der Autobahn und der Sommerburgstraße gebe. Zunächst war ein möglicher Zusammenhang nicht ausgeschlossen worden, nachdem die Polizei am 23. März, also drei Tage nach dem tödlichen Unfall, einen Lamborghini Huracan und einen Ferrari 488 Pista des 52 Jahre alten Esseners auf einem Tankstellengelände an der Sommerburgstraße aus dem Verkehr gezogen hatte.

Teilweise fuhren die Boliden in den Gegenverkehr, sagten Zeugen

Wie die Polizei einen Tag später berichtete, hatten Zeugen gegen 11.15 Uhr an jenem Samstag beobachtet, wie die beiden Boliden nebeneinander beschleunigten und teilweise in den Gegenverkehr fuhren.

Der 470 Kilowatt starke rote Lamborghini Huracan sei von seinem 52-jährigen Besitzer gefahren worden. Seinen gelben Ferrari 488 Pista hatte er dem 25 Jahre alten Essener überlassen.

Wie schnell die Rennwagen letztlich auf den innerstädtischen Straßen unterwegs waren, ist noch nicht bekannt. An den Autos befanden sich laut Polizei nicht alle vorgeschriebenen amtlichen Kennzeichen.

Polizei ist überzeugt: Es gibt keine Raserszene in Essen

Ebenfalls noch nicht abgeschlossen sind die Ermittlungen nach dem Horror-Unfall mit sechs Verletzten am Berliner Platz in der Innenstadt. Seit mittlerweile über einem Jahr gehen die Behörden dem Verdacht eines illegalen Autorennens nach. Und seitdem widerspricht die Essener Polizei der in der Stadt viel diskutierten These, es gebe in der Innenstadt und teils auch im Essener Süden eine Raser-Szene, die häufiger illegale Rennen fahre.

„Es gibt in Essen keine feste Raser-Szene, es gibt eine Poser-Szene“, ist Wolfgang Packmohr, Chef der Verkehrsdirektion der Polizei, überzeugt. Sollten die Ermittlungen ergeben, dass am Berliner Platz tatsächlich ein illegales Rennen stattfand, so müsse – was Essen betrifft – von einem Einzelfall ausgegangen werden, sagte der Polizeidirektor.