Essen. . Krankenhausreif geprügelter Essener Taxifahrer erlitt schlimme Knochenbrüche im Gesicht. Chef berichtet über den Gesundheitszustand und die Tat.

Der am Sonntagmorgen vor dem Nachtlokal „Michas Kännchen“ von betrunkenen Fahrgästen krankenhausreif geprügelte Essener Taxifahrer ist weitaus schwerer verletzt, als es zunächst den Anschein hatte. „Die Täter haben meinem Mitarbeiter nicht nur den rechten Unterschenkel gebrochen, sondern ihm auch schlimme Knochenbrüche im Gesicht zugefügt“, berichtet Taxiunternehmer Masoud Anjedani. Der 60-Jährige erwähnt einen gebrochenen Kiefer und zertrümmerte Wangenknochen. Ein Indiz dafür, dass die brutalen Täter mit roher Gewalt auf den wehrlosen Taxifahrer Abulsatar I. eingeschlagen haben müssen.

Das rechte Bein in Gips: Die Schläger zertrümmerten den Unterschenkel des Opfers.
Das rechte Bein in Gips: Die Schläger zertrümmerten den Unterschenkel des Opfers. © privat

Die Polizei hatte Sonntagmorgen bereits einen der mutmaßlichen Schläger festgenommen: einen 23 Jahre alten Mann aus Gelsenkirchen, der sich auch gegenüber den Polizeibeamten aggressiv verhalten habe. Wie die Polizei am Montag mitteilt, wird nun nach einem zweiten Tatverdächtigen gefahndet. Die Beschreibung des Flüchtigen: Er wird als südosteuropäisch beschrieben, soll schwarze schulterlange Haare haben und einen Bart tragen. Auffällig müsste seine Kette mit einem Kreuz sein, die er um den Hals trug, heißt es.

Die Polizei geht davon aus, dass die Tatverdächtigen zu einer Gruppe gehören, die Besuchern von Michas Kännchen vor der Tat um 4.20 Uhr aufgefallen sein könnten.

Der Taxifahrer war mit schweren Verletzungen zunächst in die Uniklinik gebracht worden. Am Montag musste er für weitere Untersuchungen einen Spezialisten für Kieferchirurgie in einem anderen Essener Krankenhaus aufsuchen. Operative Eingriffe seien wahrscheinlich.

Unmittelbar nach dem brutalen Überfall hatte der Taxifahrer seinen Chef angerufen. „Er hat das Bewusstsein trotz der schweren Kopf- und Gesichtsverletzungen nicht verloren“, berichtet Masoud Anjedani. Den Tathergang habe ihm der 57 Jahre alte Taxifahrer so geschildert: Er sei an Michas Kännchen vorbeigefahren und eine Gruppe hätte ihn zu sich gewunken. Sechs Personen seien dann in sein Taxi, einen VW Touran, gestiegen. Der Wagen ist ein Siebensitzer. Als sich dann noch ein siebter Fahrgast in den Touran setzte, habe der Fahrer den Transport mit den Worten verweigert: „Entweder Ihr steigt aus oder ich hole die Polizei.“

Daraufhin habe einer der wütenden Fahrgäste angefangen, eine Tür zu demolieren. Die Tatverdächtigen hätten den Fahrer aus dem Wagen gezerrt und ihn mit Faustschlägen und Fußtritten malträtiert. Zeugen beobachteten das Geschehen, mit ihrer Hilfe konnte die Polizei einen Teil der Gruppe auf der nahen Sachsenstraße stellen.

Ein anderer Teil der Gruppe – insgesamt ist von 15 Personen die Rede – soll nach Masoud Anjedanis Angaben in ein Großraumtaxi eingestiegen sein, als sein schwer verletzter Fahrer noch am Boden lag.

Das Opfer, ein kurdischer Iraker, lebt seit mehr als zehn Jahren in Deutschland. Er sei verheiratet und habe keine Kinder. „Ein ruhiger Mensch und absolut zuverlässig“, sagt Anjedani. „Wir hoffen, dass er wieder gesund wird.“ Ob er nach der Genesung aber jemals wieder als Nachtfahrer arbeiten könne, bleibe abzuwarten.

Die Polizei nimmt Hinweise von Zeugen unter 0201 / 8290 entgegen.

>>> DAS SAGT TAXI ESSEN

  • Als Genossenschaft ist Taxi Essen die Nummer eins auf dem Essener Taximarkt. Die Firma Masoud Anjedanis gehört nicht zu diesem Verbund, trotzdem schockiert die ungewöhnlich brutale Attacke Taxi Essen-Geschäftsführer Michael Rosmanek.
  • Eine Zunahme von Gewalttaten gegen Taxifahrer in Essen könne er allerdings nicht feststellen. „Sehr wohl nehmen Beleidigungen und Respektlosigkeiten zu.“