Ruhrgebiet. . Bei einem Unglück können Kleinigkeiten Leben retten. Tipps für alle: Von der Ansprache an das Unfallopfer bis zur stabilen Seitenlage.
Ein Unfall, jemand ist verletzt. Nicht nur bei dem Betroffenen selbst breiten sich Panik, Angst und Schrecken aus. Oft ist die Lage auch für Beobachter nicht einfach. Dabei sind sie gerade jetzt gefragt. Nicht zu helfen, ist der größte Fehler, den Menschen machen können. Da sind sich Rettungsexperten einig. „Es gibt keinen Grund, Angst zu haben, etwas falsch zu machen. Die grundlegenden Dinge sind einfach“, sagt Dennis Bohnen, Notfallsanitäter und Ausbilder bei der Johanniter-Unfall-Hilfe.
Schon Kleinigkeiten können Leben retten
Auch wenn der letzte Erste-Hilfe-Kurs Jahre zurückliegt und die Situation am Unfallort verstörend ist: Schon Kleinigkeiten können Leben retten. Der Landesverband der Johanniter hat die fünf wesentlichen Maßnahmen zusammengestellt:
1. Überblick verschaffen. Ersthelfer sollten versuchen, trotz der vielleicht erschreckend erscheinenden Unfallsituation ruhig zu bleiben. Wichtig ist ein Überblick: Was ist passiert? Gibt es Gefahrenstoffe, zum Beispiel auslaufendes Benzin? Ist jemand verletzt? Wenn ja, wie viele Verletzte gibt es? Sind diese ansprechbar? Sind schon andere Helfer aktiv? „Entscheidend ist es, dem Verletzten klar zu machen, dass man da ist und die Dinge regelt“, sagt Bohnen.
Dennis Bohnen ist als Notfallsanitäter und Ausbilder bei den Johannitern im Einsatz. Foto: Stefan Arend 2. Sich selbst und andere schützen. Dem Unfallopfer ist nicht geholfen, wenn man als Helfer von einem Auto erwischt wird. Also: Auf einer Straße das Warnblinklicht einschalten und langsam an die Unfallstelle heranfahren. Das Warndreieck aufbauen und möglichst hinter einer Leitplanke zur Unfallstelle laufen. Dann die Zündung des Unfallwagens abschalten. „Achten Sie auf Anzeichen eines entstehenden Brandes“, so die Johanniter.
Im Notfall kommt der Rautek-Rettungsgriff zum Einsatz
3. Retten aus dem Gefahrenbereich. Droht dem Verunglückten eine Gefahr durch Feuer oder Rauch, sollte er mit Hilfe des sogenannten Rautek-Rettungsgriffs zu einer sicheren Stelle gebracht werden. Dazu greift der Helfer mit beiden Händen von hinten unter den Achseln des Verletzten durch und umfasst einen möglichst unverletzten Arm mit beiden Händen.
4. Notruf absetzen. Um diese kurze Zahlenkombination zu wählen, ist kein Erste-Hilfe-Kurs notwendig. Sie ist aber ein entscheidender Schritt, um Leben zu retten: Unter 112 den Rettungsdienst alarmieren. „Das ist das Minimum. Das kann wirklich jeder“, sagt Dennis Bohnen. In Notfallsituationen entpuppe sich das Handy als wertvoller Begleiter. Früher sei bei der Suche nach einer Notrufsäule häufig Zeit verloren gegangen.
Wichtige Fragen der Leitstelle beantworten
Der Leitstelle sollten folgende Fragen beantwortet werden: Wo ist etwas passiert? Was ist passiert? Wie viele Verletzte gibt es? Welche Art von Verletzungen? Wer meldet den Unfall? Wichtig: Nicht auflegen, auf Rückfragen warten.
5. Selbst Hand anlegen. Die Johanniter raten, das Erste-Hilfe-Wissen alle zwei Jahre aufzufrischen. Im Ernstfall sollten Helfer so vorgehen: Prüfen, ob der Verletzte bei Bewusstsein ist und ob er atmet. Ist er ohne Bewusstsein, die Atmung aber normal, kommt die stabile Seitenlage zum Einsatz (siehe Grafik). „Die stabile Seitenlage wird europaweit einheitlich geregelt“, sagt Johanniter-Mann Dennis Bohnen.
Atmet der Betroffene nicht oder ungleichmäßig, muss umgehend mit der Wiederbelebung begonnen werden. Dabei sollte auf die konsequent und möglichst lückenlos durchgeführte Herzdruckmassage geachtet werden (siehe Grafik) – 100 bis 120 mal pro Minute. Auch der Einsatz eines Automatisierten Externen Defibrillators kann in diesem Fall lebensrettend sein.