Essen. . Vogelgezwitscher und Jagdgetöse: Essener Philharmoniker spielen mit Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ einen Publikumsrenner, aber auch Unbekannteres.

Ganz im Zeichen der Barockmusik stand das 8. Sinfoniekonzert der Essener Philharmoniker. Unter der Leitung des britischen Gastdirigenten Christian Curnyn, einem ausgewiesenen Spezialisten in Sachen Alte Musik, standen in der Essener Philharmonie nicht nur als Publikumsrenner „Die vier Jahreszeiten“ von Antonio Vivaldi auf dem Programm, sondern auch Unbekannteres von Georg Muffat und mit Hans Werner Henze gar einer der wichtigsten Vertreter der zeitgenössischen Musik.

Dessen „Sonata per arche“ freilich entpuppte sich trotz der Gattungsbezeichnung nicht wie eine vertraut tönende neoklassizistische Rückbesinnung auf die Bach-Zeit, sondern eine quasi überbelichtete, dissonant gebrochene Reflexion, dicht und expressiv fiebrig in der Faktur, von den Streichern des Orchesters ätherisch zart mit fragilen Flageolett-Farben ausgestattet.

Violinpart mit gehöriger Noblesse und Virtuosität

Mit ihrem modernen Instrumentarium konnten die Philharmoniker, wenngleich verstärkt durch Cembalo, Orgelportativ und Theorbe, Muffats Sonate Nr. 5 aus dem „Armonico tributo“ natürlich nicht im historisches Klangbild entfalten, aber dank feiner Artikulation und wohlgestufter Dynamik (samt Echowirkung) eine solide, gediegene Wiedergabe in gemessenen Tempi bieten.

„Le quattro stagioni“, die es ja in unzähligen Einspielungen gibt, konnte nicht durch interpretatorisch Außergewöhnliches hervorstechen. Aber Daniel Bell, seit 2013 erster Konzertmeister der Essener Philharmoniker wusste dem solistischen Violinpart gehörige Noblesse, Virtuosität und Detailzeichnung abzugewinnen und zog vom Frühling bis Winter stolz seine melodischen Bahnen, im lebhaften Dialog mit Konzertmeister Florian Geldsetzer und Cellist Armin Fromm. Curnyn seinerseits formte die vier Konzerte zu eben jenen plastischen Stimmungsbildern, denen das Werk seine Beliebtheit verdankt.