Essen. . Zwischen Strapaze und Glücksgefühl: Im Juni radeln Klaus Wermker (76) und Arndt Paykowski (50) für die Essener Ehrenamt-Agentur über die Alpen.
Sie könnten Vater und Sohn sein, doch Klaus Wermker (76) und Arndt Paykowski (50) sind seit vielen Jahren als Sportsfreunde unterwegs: Zig mal haben sie mit den Rädern die Alpen überquert, zahllose Kilometer abgerissen, Höhenmeter bewältigt, in Schweiß und Endorphinen gebadet. Wenn sie in diesem Juni wieder zur Transalp aufbrechen, sollen auch andere an ihren Glücksgefühlen teilhaben: Die Ruhrmasters, wie sie sich nennen, sind diesmal als Spendensammler für die Essener Ehrenamt-Agentur unterwegs.
Die Radsportler unterstützen das Projekt Glückskind, bei dem sich Erwachsene als Paten um Grundschüler kümmern: In einem betreuten Programm sind Kinder und Ehrenamtliche gemeinsam unterwegs, entdecken den Stadtteil, befassen sich mit Kinderrechten oder Kreativität. In einem halben Jahr sollen so Patenschaften wachsen, die auch ohne die Betreuung weiterbestehen: „Glückskinder“ mit starken Partnern.
„Marathon? Das haben wir schon hinter uns“
Den Wert der Partnerschaft kennen auch Wermker und Paykowski. „Ich habe Lust auf so extreme Sachen“, sagt Wermker, der mit der Statur des Ausdauersportlers gesegnet und offensichtlich dem Leitspruch „höher, schneller, steiler“ verpflichtet ist. Er sammelt Tour-de-France-Pässe wie Urlaubssouvenirs, hat allein 30 mal den als „Gigant der Provence“ bekannten Mont Ventoux bewältigt. „Ich habe mich erst getraut, ihn anzusprechen, als ich den ersten Marathon in der Tasche hatte“, sagt Paykowski, der mit Wermker zuvor nur beruflich zu tun hatte.
Seit 1998 sind die beiden dann zusammen gelaufen, 2003 hatte Wermker die Idee, gemeinsam über die Alpen zu radeln. „Der Marathon ist für viele der ultimative Männlichkeitsgewinn – das hatten wir hinter uns.“ Wenn Paykowski von der ersten Transalp im Jahr 2004 berichtet, klingt es nicht unbedingt so, als habe er eine neue Herausforderung gebraucht. Erst sei er beeindruckt gewesen von der Kulisse beim Start in Oberammergau, danach vom Tempo der anderen Teilnehmer: „Mann, sind die fix unterwegs. Bergauf!“ Bald habe er zarte Gedanken an eine Jause in idyllischer Bergkulisse zugelassen. „Stattdessen aßen wir Energy-Riegel und Bananen – während der Fahrt.“
Mit bis zu 78 Stundenkilometer auf dem Fahrrad
Als sie nach der Tour heimfuhren, erfasste Paykowski eine schwere Wehmut: „Es war vorbei und nicht mal klar, ob wir das wieder machen.“ Das ist inzwischen keine Frage mehr: Wenn sie in diesem Jahr vom 23. bis 29. Juni die 800 Kilometer und 18.000 Höhenmeter zwischen Innsbruck und dem Gardasee bewältigen, ist das ihre zwölfte Transalp. „Und die einzige Zeit im Jahr, in der ich nicht erreichbar bin“, sagt Paykowski. Wie auch: Um halb sechs stehen sie auf, um 17 Uhr steigen sie vom Rad, nur hungrig und müde.
Dazwischen haben sie traumschöne Landschaften gesehen und körperliche Grenzen erreicht, andere Radler und ihre Schicksale kennengelernt, haben gebremst, bis ihnen die Hände wehtaten, wenn es mal kilometerlang bergab ging. Paykowski hat morgens eine Tageslosung ausgegeben wie „Life is a mountain, not a beach“ (Das Leben ist ein Berg, kein Strand) und Wermker abends beim Blick auf den Tacho festgestellt, „dass meine Tageshöchstgeschwindigkeit bei 78 Stundenkilometern lag“.
Sponsoren können die Transalp im Blog verfolgen
Auch mit 76 Jahren wäre es Klaus Wermker nicht lieb, wenn der andere schneller wäre als er. Nein, es gehe nicht allein um Wettbewerb, sondern auch um eigene Schwächen, darum absteigen, schieben zu müssen – und den Pass beim nächsten Mal zu bezwingen. „Mit einem Partner geht das besser.“ Sie sind immer im Gespräch, sammeln gemeinsame Erinnerungen, die sie schon seit Jahren mit ein paar Freunden teilen. „Unsere Follower“, sagt Wermker. Diesmal sollen es mehr werden: Paykowski will einen Blog über die Tour schreiben, so dass auch die Sponsoren wissen, welche Strapazen die beiden auf sich nehmen. Für sich und Essens Glückskinder.
>> RUHRMASTERS HELFEN EHRENAMT-AGENTUR
- Wer die Alpen-Überquerung der Ruhrmasters als Sponsor unterstützen möchte, um das Projekt Glückskind der Ehrenamt-Agentur Essen e.V. zu fördern, findet alle Infos auf: https://www.ehrenamtessen.de/ruhrmasters/
- Nachfragen beantwortet die Ehrenamt-Agentur auch unter: Tel. 0201 – 839 149 87 oder per Mail: info@ehrenamtessen.de
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Die Transalp ist eine Rennrad-Etappenfahrt für Zweierteams quer über die Alpen: Die Strecke führt über sieben Etappen von Österreich über die Alpen bis an den nördlichen Gardasee.