Essen. . Alte Kokerei-Uhr war fast dreißig Jahre lang außer Betrieb. RAG Montan Immobilien hat sie aufwändig restaurieren lassen und wieder aufgehängt.

Seit Ende der 1980er Jahre war die große Außenuhr der Kokerei Zollverein nicht mehr in Betrieb. Nachdem sie gründlich aufpoliert und repariert wurde, zeigt sie seit Dienstagmittag an ihrem angestammten Platz wieder präzise die Zeit an: an der Fassade von Haus 6 nahe dem alten Haupteingang der Kokerei.

Dennie Leonhardt (l.), Monteur der Firma Perrot Turmuhren, und der Uhrmacher Allyn bereiten den Ziffernring für die Montage vor.
Dennie Leonhardt (l.), Monteur der Firma Perrot Turmuhren, und der Uhrmacher Allyn bereiten den Ziffernring für die Montage vor. © Christof Köpsel

„Wir haben den Original-Ziffernring und die Zeiger restauriert, die Neonröhren sind durch moderne LED-Leuchten ersetzt worden“, sagt Monteur Dennie Leonhardt vom Familienbetrieb Perrot Turmuhren GmbH. Eine Spezialfirma aus dem baden-württembergischen Calw, die Kirchenuhren, Glockenspiele und Läuteanlagen wartet, repariert und in die ganze Welt liefert – so auch nach Mekka und Sao Paulo.

RAG Montan Immobilien hat die Häuser 2, 4 und 6 renoviert und sich entschlossen, die markante Außenuhr instand zu setzen. Für den Essener Architekten Sascha Potrafke von GMR-Architekten ist die Inbetriebnahme der alten Zeitmessers ein weiterer Welterbe-Mosaikstein und zugleich Endpunkt der gesamten Renovierungsarbeiten. „Jeder, der hier jemals gearbeitet hat, ist an dieser Außenuhr vorbeigegangen.“

Uhrenliebhaber geraten ins Schwärmen

Mit Hilfe eines Hubsteigers bringen die Monteure das „alte Schätzchen“ an der Fassade von Haus 6 an.
Mit Hilfe eines Hubsteigers bringen die Monteure das „alte Schätzchen“ an der Fassade von Haus 6 an. © Christof Köpsel

Werner Glock, Vorsitzender des Recklinghäuser Uhrenvereins, gerät beim Anblick der reparierten Uhr ins Schwärmen. „Der bloße Anblick dieser Industrieuhr bedeutete für die Kokerei-Beschäftigten den Eintritt in die Welt der Arbeit, man ließ das Private zurück und unterwarf sich dem Takt der Arbeit.“ Er zitiert einen britischen Soziologen, von dem der Ausspruch stammt: „Nicht die Dampfmaschine war der Motor der Industrialisierung, sondern die Uhr.“

Das alte Pförtnergebäude mit der Kaue, die daran angeschlossene Lohnhalle und das Laborhaus bilden zusammen mit der „Blauen Allee“ und den mächtigen Schornsteinriesen eine Flucht. Mittendrin jetzt die Uhr, die für die Beschäftigten wie auch für die Bewohner der nahen Siedlung die Funktion einer Kirchturmuhr übernahm. „Sie war absolut genau, man konnte die eigene Armbanduhr danach stellen“, fügt Bernhard Kennepohl hinzu, ein weiterer Uhrenliebhaber des Recklinghäuser Vereins, der sich diesen feierlichen Moment nicht entgehen lassen will.

„Nicht die Dampfmaschine war der Motor der Industrialisierung, sondern die Uhr“

Die Kokerei-Außenuhr hat Ende der achtziger Jahre aufgehört zu schlagen, weil die so genannte Mutteruhr im Trafogebäude nebenan abgeschaltet wurde. Mutteruhren sind Steueruhren, die elektrische Impulse an alle anderen Nebenuhren („Tochteruhren“) in einem Betrieb leiten und so für einen einheitlich präzisen Takt sorgen.

Das alte Uhrwerk ist durch ein neu angefertigtes Motorzeigerwerk ersetzt worden. Das Ziffernblatt und die Zeiger bestehen aus instandgesetzter Originalsubstanz, um dem hohen kulturellen Wert des Weltkulturerbes gerecht zu werden, betont Frank Schwarz, Sprecher von RAG Montan Immobilien.

>>> ARBEITEN AM RAG CAMPUS SIND BEENDET

  • Mit Inbetriebnahme der Außenuhr sind die Umbau- und Renovierungsarbeiten der drei Häuser auf dem RAG Campus Zollverein abgeschlossen.
  • RAG Montan Immobilien hat darin rund 4,3 Millionen Euro investiert und bislang nicht genutzte Gebäude auf dem Kokerei-Areal des Welterbes zu Büroimmobilien aufgewertet.
  • Das Pförtnerhaus und die alte Kaue (Haus 2) beherbergen jetzt ein Bewegungszentrum für RAG-Mitarbeiter, in Haus 6 sind die RAG-Rechnungsprüfung, die Poststelle und die IT untergebracht.