Essen. . Essens Kulturdezernent sieht derzeit kaum Chancen für mögliche Finanzierung. Museumsbetreiber hofft noch auf Gespräch mit der Bezirksregierung.

Sie haben die Geister nicht gerufen. Und doch würden Essens Kulturpolitiker den Zauber gerne bewahren. Ein neues Voodoo-Museum für Essen – das klingt ebenso verlockend wie ungewöhnlich. Doch der seit nunmehr sieben Jahren diskutierte Umzug des Rüttenscheider Soul of Africa-Museums in ein ehemaliges Schalthaus an der Martinstraße, das RWE-Tochter Innogy dem privaten Betreiber zu Sonderkonditionen überlassen will, scheint mehr denn je in weite Ferne gerückt.

Ein Anlaufpunkt in Essen: Der Altar der Göttin Mami Wata.
Ein Anlaufpunkt in Essen: Der Altar der Göttin Mami Wata. © Heidrich

Nach einem jüngsten Gespräch zwischen Henning Christoph, dem Betreiber des Museums, und Kulturdezernent Muchtar Al Ghusain mochte der Beigeordnete den Kulturausschuss-Mitgliedern in der vergangenen Woche wenig Hoffnungen machen, dass sich das ambitionierte Projekt in absehbarer Zeit realisieren ließe. Als Grund führt Al Ghusain vor allem die nach wie vor komplett ungesicherte Baufinanzierung an. Bislang hatte der Ethnologe Henning Christoph vor allem auf Mittel aus dem NRW-Bauministerium gehofft. 80 Prozent der bislang mit 850.000 Euro kalkulierten Summe sollten aus Düsseldorf kommen, dazu jeweils zehn Prozent von der Stadt und dem Träger selber.

Standortverlagerung nicht ausgeschlossen

Für die Annahme, dass diese Zuschüsse fließen könnten, fehle momentan allerdings jede Grundlage, erklärt Al Ghusain nach Gesprächen mit der Bezirksregierung. Auch die Aussicht auf Städtebaufördermittel sei im nun mal wenig erneuerungsbedürftigen Rüttenscheid nahezu hoffnungslos. Bliebe entweder die Suche nach einem neuen, möglicherweise förderwürdigeren Standort, oder die Hoffnung, dass das Kulturministerium in die Förderung einsteigt.

Nach Angaben von Ralph Zinnikus, Dezernent für Weiterbildung und Kultur bei der Bezirksregierung Düsseldorf, soll es noch in diesem Monat ein entsprechendes Gespräch mit den Museumsbetreibern geben. Klar scheint dabei: Auch die Soul-of-Africa-Betreiber müssten wohl in mancher Hinsicht über ihren Schatten springen, wenn das Vorhaben überhaupt noch eine Chance haben soll. Nicht nur, was eine mögliche Standort-Verlagerung angeht. Auch konzeptionell scheint das Fortkommen des Projekt bislang an einer gewissen Beratungsresistenz zu haken. Ein integriertes Handeln sei unumgänglich. Es gehe schließlich um viel Geld, und es gebe immer noch viele offene Fragen, betont Zinnikus.

Die Stadt wird kein neues Museum betreiben

Für Kulturdezernent Al Ghusain bleiben bei aller Faszination für die Sammlung jedenfalls viele Bedenken, auch was die Unterstützung der Stiftungen angeht, die nach dem Gebäudeumbau noch einmal eine weitere Million für die Einrichtung des seit Jahren leerstehenden Transformatorenhäuschens bereitstellen sollen. Auch die Frage, wie man das Haus langfristig betreibe und finanziell unterhalte, sei trotz einer inzwischen vermutlich schon überholten Machbarkeitsstudie nicht wirklich geklärt. Die Stadt jedenfalls habe derzeit keine Absicht, ein neues städtisches Museum zu gründen, betont Al Ghusain.

Afrika-Experte Henning Christoph immerhin hat inzwischen signalisiert, dass er von dem bislang favorisierten Standort Martinstraße abrücken könnte. Die von Vorgänger-Dezernent Andreas Bomheuer mehrfach ins Spiel gebrachte Variante in der Nordstadt lehnt der 74-Jährige allerdings weiterhin aus Kosten- und Umfeldgründen ab. Über die Debatte habe man nun aber wertvolle Jahre verloren, klagt Christoph, der sein Lebenswerk gut untergebracht sehen möchte. Die Sammlung mit den zigtausend Exponaten, Kostümen, Kultfiguren und Voodoo-Puppen, die über Kunst, Medizin und Religion der afrikanischen Völker informieren, gilt als einzigartig.

Das Stöckchen ein bisschen höher hängen

Essens Kulturpolitik schätzt das ehrenamtliche Engagement des Ethnologen, der in seinem seit 2000 an der Rüttenscheider Straße betriebenen Museum auf bislang gerade 70 Quadratmetern immerhin 300 Besucher pro Monat begrüßt. Doch auch hier sieht man den begrenzten Handlungsspielraum. Es könne nun aber der Eindruck entstehen, „dass das Stöckchen immer höher gehängt wird“, fürchtet Grünen-Politikerin Lisa Mews.

RWE-Tochter Innogy übt sich noch Geduld. „In den vergangenen Jahren haben wir das ehemalige Schalthaus an der Martinstraße in Rüttenscheid jederzeit für das Museum bereit gehalten. Eine schnelle Entscheidung ob unsere Liegenschaft für diesen Zweck genutzt werden soll, würden wir begrüßen“, heißt es auf Nachfrage. „Cominig Soon“ wirbt das kunstvolle bemalte Gebäude dort schon seit Jahren für seine neue museale Bestimmung. Doch selbst die Farbe ist schon ein wenig abgeblättert.