Essen. . 7. Sinfoniekonzert mit Werken von Ravel und Bruckner. Die französisch-kanadische Mezzosopranistin Julie Boulianne sorgt für reinen Wohllaut.
Die fernen Aromen des Orients waren nicht die Sache des frommen Meisters von St. Florian. Wenn die Essener Philharmoniker in ihrem 7. Sinfoniekonzert nun Bruckner mit Maurice Ravel kombinierten, geschah es wohl aus Gründen des Kontrastes. Hier wie dort freilich dokumentierte das Orchester seine Klasse, diesmal unter der Leitung von Hans Graf.
Ein Auftritt ohne jede eitle Selbstdarstellung
Für den authentischen gesanglichen Teil des Abends setzte die Frankokanadierin Julie Boulianne die Maßstäbe mit ihrem cremig-tragenden, geschliffenen Mezzosopran, der auch bei ausholender Durchschlagskraft nichts von seiner Kultur einbüßte – der reine Wohllaut, ein Genuss. Die schlichten „Cinq mélodies popu-laires grecques“ von Ravel verströmte sie in ruhiger vokaler Linie, formte Wort und Ton zu reizvollen Stimmungsbildern aus und wusste in dem ausladenderen Zyklus „Shéhérazade“ auch die große Szene („Asie!“) und das damals so faszinierende exotische Kolorit herauszustellen. Die Philharmoniker indes ließen keinen Zweifel aufkommen, dass die Musik auch auf Ravels griechisch- persischen Exkursionen im französischen Impressionismus und dem großorchestralen Klangraffinement à la „Daphnis“ verwurzelt war.
Für den authentischen sinfonischen Teil war der österreichische Gastdirigent der kompetente Anwalt in Sachen Bruckner. Dessen „Dritte“, samt Zitaten dem hochverehrten Wagner zugeeignet, hatte Hans Graf ohne jede eitle Selbstdarstellung dramaturgisch souverän in der Hand. Innigkeit und erhabenem Blechbläserchoral gab er ebenso Raum wie der schroffen Kantigkeit, der architektonischen Quaderbildung und den Unisono-Tonsäulen. Aus den Reihen der glänzend disponierten Philhar-moniker seien die wunderbaren Soloeinsätze von Hornistin Clara-Christine Hohorst und Susanne Wohlmacher (Flöte) herausgehoben.