Essen. . „Liebe, Web und Zärtlichkeit“ heißt das Motto des diesjährigen Barcamp Ruhr im Essener Unperfekthaus. Die WAZ ist Premiumsponsor.
Zum zwölften Mal findet das Barcamp Ruhr in Essen statt – und zum dritten Mal ist die WAZ Premiumsponsor. Unter dem Motto „Liebe, Web und Zärtlichkeit“ treffen sich rund 200 Teilnehmer Ende März im Unperfekthaus zu dieser besonderen Konferenz. Die Veranstaltung ist ausverkauft. Wir haben mit den beiden Organisatoren, Berthold Barth und Maik Wagner, gesprochen.
Was ist ein Barcamp?
Berthold Barth: Ein Barcamp ist eine selbstorganisierte Konferenz von Menschen, die an verschiedenen Themen interessiert sind – der Schwerpunkt liegt im Bereich Web, Medien und Technik. Die Teilnehmer erarbeiten am Morgen jeweils eine gemeinsame Agenda, über welche Themen sie sprechen möchten. Jeder kann eine Session zu einem Thema, das ihn interessiert, anbieten.
Maik Wagner: Das Format wirkt von außen immer recht abstrakt und seltsam. Deswegen kann ich nur empfehlen, es einmal selbst auszuprobieren. Wenn man am eigenen Leib erfahren hat, wie gut das „System Barcamp“ funktioniert, möchte man es immer wieder tun. Wir freuen uns immer auf Barcamp-Einsteiger auf unserem Barcamp, die dann mit dem Virus infiziert werden.
Barcamp-Sessions „Bring den Nerd zum Tanzen“ und „betreutes Trinken“
Welche Leute kommen zum Barcamp Ruhr? Und was verbindet diese Leute?
Barth: Alle haben die Motivation, ihr Wissen zu teilen und von dem Wissen anderer zu profitieren. Im Gegensatz zu einer normalen Konferenz geht es weniger um das Prestige auf einer Bühne zu stehen oder gar um ein Honorar.
Wagner: Vielen Leuten und auch uns geht es um einen Austausch auf Augenhöhe. Keiner der Teilgeber – wir nennen sie nicht Teilnehmer, weil ein Barcamp nur funktioniert, wenn sich jeder mit dem, was er weiß oder sie kann, einbringt – ist besser, wertvoller oder schlauer als die anderen.
Barth: Und die Leute sind auch an verschiedenen Arten des Zusammenarbeitens interessiert. Viele arbeiten selbstständig oder in großen Unternehmen und versuchen das, was sie auf dem Barcamp lernen, dort einzubringen. Es geht auch darum, andere Arbeitsformen zu erlernen. Unsere Lebensrealität hat sich mit der Zeit weiterentwickelt: Früher gab es kein Internet und kein Handy. Heute hat Wissen einen anderen Stellenwert. Acht Stunden an einem Schreibtisch zu sitzen, das wird der Komplexität unserer Lebens- und Arbeitswelt nicht mehr gerecht. Die Art, wie ich lerne und arbeite, muss mit der immer komplexeren Welt mithalten.
Um welche Themen geht es beim Barcamp Ruhr?
Barth: Die Themen beim Barcamp ergeben sich aus dem, was die Leute als Interessen mitbringen. In den Anfängen von Social Media ging es zum Beispiel darum, wie man damit seinen Lebensunterhalt verdienen kann. Wir stellen aktuellen einen starken Schwung in Richtung Diversität fest, im Arbeitsumfeld aber auch im Privaten. Das Internet beschäftigt sich nicht mehr nur mit sich selbst und der Technik dahinter, sondern es geht auch darum, auf der Werteebene zusammenzufinden – da spielt zum Beispiel das Thema Hasskommentare eine große Rolle. Es gibt aber auch Menschen, die beim Barcamp über ihre vergangene Reise berichten. Uns war auch schon jemand live aus dem Irak zugeschaltet, der von den Zuständen vor Ort berichtet hat.
Wagner: Das Barcamp Ruhr ist auch ein bisschen berühmt dafür, dass es viele Sessions abseits der üblichen Themenfelder gibt. Gerne erinnere ich mich an „Improvisationstheater“, „bring den Nerd zum Tanzen“, „Chatroulette“, „betreutes Trinken“ oder die „Serienjunkies“.
Manche haben am Montag den Barcamp-Blues
Das Barcamp findet wieder im Unperfekthaus statt. Was macht diesen Ort aus?
Barth: Das Unperfekthaus ist ein Ort für alle und Reinhard Wiesemann liegt viel daran, den Dialog zu fördern. Das Unperfekthaus ist der perfekte Ort für das Barcamp. Die Leute gehen dort offen und freundlich miteinander um, man kommt dort in den Dialog.
Wagner: Hinzu kommt, dass es bewusst so verwinkelt ist, man soll sich dort verlaufen und in ein offenes Atelier stolpern, dort mit den Künstlern oder Tätigen in Kontakt kommen, das ist auch eine Form des Dialogs, von der Berthold sprach.
Was ist der sogenannte Barcamp-Blues?
Barth: Viele Barcamp-Teilnehmer wünschen sich in ihrem Job mehr Selbstorganisation und die Freiheit, sich Themen und Lernweisen selbst auszusuchen. Beim Barcamp ist diese Freiheit sehr groß und genau diese Freiheit vermissen einige hinterher in ihrem Arbeitsalltag. Das ist der Barcamp-Blues.
>> Weitere Informationen zum Barcamp Ruhr
- Das Barcamp Ruhr findet am 23. und 24. März im Unperfekthaus, Friedrich-Ebert-Straße 18-26, in der Essener Innenstadt statt.
- Weitere Informationen gibt es auf www.barcamp.ruhr und bei Twitter: twitter.com/barcampruhr.