Essen. Im Rathaus und in anderen städtischen Gebäuden stehen Spenderausweis-Boxen, die es bislang nur in Essen gibt. OB zog positive Zwischenbilanz.
Bereits seit zwei Monaten bietet die Stadt Essen im Rathaus und anderen öffentlichen Einrichtungen den Bürgern Boxen für Organspendeausweise an, die die Bürger quasi im Vorbeigehen mitnehmen können. Die Stiftung „Über Leben – Initiative Organspende“ erhofft sich von dem unkompliziertem Zugang mehr Akzeptanz für das Thema Organspende, da in Deutschland die Zahl der Spender seit langem unterdurchschnittlich ist. „Die Ausweisspender werden sehr gut angenommen“, zog Oberbürgermeister Thomas Kufen am Freitag ein erstes Resümee.
Stadt Essen will die Bereitschaft zur Organspende stützen und vorantreiben
Für die Organspende gilt in Deutschland die Entscheidungslösung. Das bedeutet, dass sich jeder Mensch mit der Frage nach einer Organspende auseinandersetzen, eine Entscheidung treffen und diese auf dem Organspendeausweis dokumentieren soll. Die Stadt will mit den Boxen helfen, dass diese Entscheidung möglichst pro Organspende ausgeht.
„Auch in Essen kann wegen des Mangels an Organspendern vielen Patientinnen und Patienten nicht rechtzeitig zu einer notwendigen Transplantation verholfen werden“, so Kufen. Den Ausweis ausfüllen und mit sich führen reiche aus, um die persönliche Entscheidung gültig zu dokumentieren – eine offizielle Registrierung erfolgt bisher nicht.
Scheckkartenformat soll die Haltbarkeit der Ausweise erhöhen
Die insgesamt 25 Boxen stehen im Rathaus, den Bürgerämtern, den Jobcentern, dem Amt für Soziales und Wohnen, dem Straßenverkehrs-, Gesundheits- und Jugendamt, der Ausländerbehörde, der Volkshochschule und der Stadtbibliothek. Das Scheckkartenformat der angebotenen Ausweise soll deutlich haltbarer sein als die Variante aus Papier. Ferner ist der Ausweis der Stiftung „Über Leben“ als erster mit Braille-Schrift versehen, sodass auch Sehbehinderte ihn gut von anderen Karten unterscheiden könnten.
Zum Hintergrund: Im Jahr 2018 sind die Organspendezahlen in Deutschland zwar erstmals seit 2010 wieder gestiegen, was die 2018 gegründete, bundesweit agierende Stiftung durch Aufklärungsarbeit weiter vorantreiben will. Denn im internationalen Vergleich liegt Deutschland mit 11,5 Organspendern je eine Million Einwohner immer noch zurück. Der in Essen erprobte Ausweisspender für Organspendeausweise biete eine Alternative zum bisher üblichen, gesetzlich geregelten Versand über die Krankenkassen, der im zweijährigen Turnus erfolge, sagt Prof. Dr. Karl-Heinz Jöckel, Vorstandsvorsitzender der Stiftung.
Der Ausweisspender als Essener Erfindung dient auch der Sichtbarkeit des Themas
„Während der Brief der Krankenkasse schnell mal als Werbung im Müll landet, holen die Ausweisspender die Bürgerinnen und Bürger in ihrem Alltag ab“, meint Jöckel. Außerdem erhöhten sie die Sichtbarkeit des Themas Organspende, das deutlich mehr Beachtung verdiene, und regten zum Nachdenken und zum Austausch darüber an. „Der Ausweisspender ist eine Essener Erfindung und wird auch hier produziert – umso mehr freuen wir uns über das Engagement der Stadt Essen“, so Jöckel. Laut Umfragen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung besitzt nur etwas mehr als jeder dritte Bundesbürger einen ausgefüllten Organspendeausweis.