Essen. . Bernie I. und Katrin I. sind das Essener Stadtprinzenpaar. Ein Gespräch über besondere Momente im Karneval und Herren-Strumpfhosen.

Sie foppen sich unterhaltsam auf der Bühne und haben mit ihrem Karnevalssong „Partymeile“ einen Hit unter den Jecken gelandet. Prinz Bernie I. (56) und Prinzessin Assindia Katrin I. (39) sind das amtierende Essener Stadtprinzenpaar. Wir haben nach ihrem Auftritt bei der Damensitzung der GKG Fidelitas Kray in der Jugendhalle mit ihnen gesprochen – über die ganz besonderen Momente im Karneval, warum während der Session der Haushalt leidet und wie viele Strumpfhosen ein Karnevalsprinz hat.

Was ist das Besondere am Essener Karneval?

Katrin I.: Wir brauchen uns gar nicht hinter Köln oder Düsseldorf zu verstecken. Viele wissen nicht, dass wir 34 Karnevalsvereine in Essen haben. Wir machen hier genauso viel ehrenamtlich – und dabei geht es ja nicht nur um Partys. Es sind auch die vielen Besuche in Seniorenheimen, Kindergärten, Schulen und Behindertenwerkstätten, die den Karneval ausmachen.

Bernie I.
Bernie I. © Vladimir Wegener

Bernie I.: Ein besonderes Highlight war für uns vergangene Woche der Besuch bei den schwerkranken Kindern im Ronald McDonald Haus. Wir sind dort so toll empfangen worden. Die Kinder haben sich alle kostümiert. Sie haben extra den Saal für uns geschmückt. Ein kleines Mädchen ist uns besonders ans Herz gewachsen, die Pia. Sie hat für uns ein Bild gemalt und hat sich zwischendurch umgezogen, weil sie zwei Kostüme hatte. Nach unserem Lied „Partymeile“ hat sie beide Daumen nach oben gezeigt. Als kleines Dankeschön, weil Pia richtig mit dem Herzen bei der Sache war, hat sie unseren Prinzenpaar-Sticker bekommen. Sie hatte leuchtende Augen. Dieser Moment war für uns einfach unbezahlbar.

Sind das die Momente, in denen man weiß, dass sich der ganze Stress des Session lohnt?

Das Stadtprinzenpaar bei der Proklamation am 17. November.
Das Stadtprinzenpaar bei der Proklamation am 17. November. © STEFAN AREND

Katrin I.: Es ist natürlich toll bei den Sitzungen aufzutreten. Der ganze Saal ist voll, alle jubeln uns zu und bei „Partymeile“ tanzen alle mit. Aber das ist nicht zu vergleichen mit glücklichen Kinderaugen, die einen anschauen. Das ist echt der Mühe wert.

Bernie I.: Die meisten meinen ja, dass Karneval nur Bier trinken, Rosenmontag, Halligalli ist. Doch der Volkskarneval findet auch in Seniorenheimen, Schulen, Kindergärten und Behindertenwerkstätten statt. Karneval ist nicht nur für erlauchte Personen, Karneval ist für alle Mitbürger in Essen.

Haben Sie mit Blick auf den Rosenmontagszug Lampenfieber?

Katrin I.: Nein. Ich habe nur Angst, dass es regnet. Es ist nicht unser erster Rosenmontagszug, wir haben ja schon viele erlebt. Nur jetzt sind wir das erste Mal auf dem Prinzenwagen, das ist schon etwas sehr Besonderes.

Was muss man als Prinzenpaar unbedingt immer dabei haben?

„Ich muss immer meinen Blumenstrauß dabei haben“, sagt Katrin I.
„Ich muss immer meinen Blumenstrauß dabei haben“, sagt Katrin I. © Vladimir Wegener

Bernie I.: Gute Laune!

Katrin I.: Gute Laune und Durchhaltevermögen.

Bernie I.: Auf jeden Fall Kondition.

Katrin I. (öffnet ihre kleine Handtasche und kramt): Ein paar Eukalyptusbonbons.

Bernie I.: Stimmt, die haben wir immer dabei. Denn an manchen Tagen ist die Stimme komplett weg.

Katrin I.: Außerdem muss der Prinz immer seine Handschuhe und sein Zepter dabei haben – und ich meinen Blumenstrauß.

Wie klappt es mit den Strumpfhosen?

Bernie I.: Super. Für mich stand immer fest: Wenn ich mal Stadtprinz werde, dann nur in Strumpfhosen. Ich finde, das ist traditionsgemäß. Der Vorteil ist: In warmen Säalen kommt immer ein wenig Luft von unten.

Haben Sie eine Ersatzstrumpfhose dabei?

Bernie I.: Ich habe sechs Strumpfhosen und sechs Paar Handschuhe in Gebrauch.

Katrin I.: Wesentlich mehr als ich.

Bernie I: Nach einem Tag muss die Strumpfhose in die Wäsche. Normalerweise müsste ich mich nach jedem Auftritt umziehen, aber das geht leider nicht.

Bernie I. und Katrin I. beim Essener Prinzentreffen im Januar im Rathaus.
Bernie I. und Katrin I. beim Essener Prinzentreffen im Januar im Rathaus. © Vladimir Wegener

Katrin I.: Und ich schmeiße nachts um 2.30 Uhr nochmal meinen Rock in die Waschmaschine, weil der so schnell dreckig wird.

Wie viele Auftritte haben Sie am Höhepunkt der Session pro Tag? Und wie steht man das durch?

Katrin I.: Ich glaube, der härteste Tag war am vergangenen Samstag mit 14 Auftritten – und auch der Karnevalssamstag wird extrem. Wie steht man das durch? Wenn man morgens ins Auto einsteigt und den ganzen Tag von Termin zu Termin fährt, dann fällt man abends einfach ins Bett. Aber wenn man zwischendurch eine lange Pause hat, dann wird man müde. Dann ist die Stimmung ein bisschen im Keller und man muss sich wieder hochpushen.

Ist Karneval mit dem Job vereinbar?

Berni I.: Ich war bei der RAG und bin seit elf Wochen im Ruhestand. Ich hatte das Glück, dass ich in Vorruhestand gehen konnte und jetzt Zeit für den Karneval habe.

Katrin I.: Ich bin Beamtin und gehe Vollzeit arbeiten. Seitdem ich wusste, dass ich Prinzessin werde, habe ich fleißig Überstunden aufgebaut. Daher habe ist seit vergangenen Mittwoch frei.

Was machen Sie als Erstes, wenn die Session zu Ende ist?

Katrin I. und Bernie I. spielen ihren Song „Partymeile“ bei einem Auftritt auf dem Kaiser-Otto-Platz Anfang Januar in Steele.
Katrin I. und Bernie I. spielen ihren Song „Partymeile“ bei einem Auftritt auf dem Kaiser-Otto-Platz Anfang Januar in Steele. © Socrates Tassos

Katrin I.: Ich verbringe erstmal viel Zeit mit meinem Mann und mit meiner Tochter. Und ich muss mal wieder was im Haushalt tun, der liegt gerade komplett brach.

Bernie I.: Ich glaube, ich werde nach Aschermittwoch erst realisieren, was hier gerade alles passiert. Man ist die ganze Zeit wie in einem Tunnel und läuft von Auftritt zu Auftritt. Aber es ist eine tolle Zeit.

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