Essen-Rüttenscheid. . Auf den Spielplätzen in Rüttenscheid geraten Hundehalter und spielende Kinder oft in Konflikt. Tierschutzverein fordert Hundewiesen.

„Hunde auf dem Spielplatz an der Ernastraße sind ein echtes Problem“, sagt Irmgard Krausenbaum. Die Bezirksvertreterin sitzt für die Grünen in der BV II und hat nun – erneut – auf den schwelenden Konflikt zwischen unbelehrbaren Hundehaltern und Eltern spielender Kinder hingewiesen.

Bezirkspolizist Werner Schroeter kennt das Problem aus Erfahrung. Von seinen 38 Dienstjahren hat er bislang 13 in Rüttenscheid verbracht. „Ich bin in der Regel bis zu dreimal pro Woche im Stadtteil unterwegs.“ Und viel zu oft muss er erleben, dass Hundehalter das stadtweite Verbot ignorieren. „Die Stadt erhält viele Beschwerden wegen Hundekot nicht nur dort, sondern auch auf der Von-Einem-Straße“, sagt Schroeter. „Und alle Meldungen landen auch bei uns auf dem Tisch.“

Trotz Doppelstreife wird selten jemand erwischt

Bei den Kontrollen mit dem Ordnungsamt geht den Streifen aber selten jemand ins Netz, wie der Polizist Frank Hehnke berichtet: „Wenn wir hier die Runde machen, sind die Hundehalter entweder schon weg oder tauchen erst auf, wenn wir Feierabend machen.“

Lea Kühn (27) wurde beim Gassi gehen mit Hund Lila dennoch ertappt. Nun steht sie leicht verdattert vor Frank Hehnke, der es neben einer Ermahnung diesmal bei 35 Euro Verwarnungsgeld belässt: „Es könnten bis zu 100 Euro sein, doch wenn sich die Hundehalter einsichtig zeigen, habe ich einen gewissen Spielraum.“

Die Studentin ist sich des Verbots durchaus bewusst, hat auch einen Beutel für Hundekot dabei, bittet aber um Verständnis: „Ich bin vor knapp drei Wochen nach Rüttenscheid gezogen. An der Ernastraße war ich erst das dritte Mal. Immer auf dem eingezäunten Bolzplatz, weil Lila erst zehn Monate alt ist und noch nicht immer sofort hört.“ Aber auch, weil Alternativen fehlen. „Ich komme aus Frohnhausen, da war das ähnlich. Da gibt es zwar ein Stück Wiese, wo man den Hund laufen lassen kann, doch die ist mit Glasscherben übersät.“

Tierschutzverein fordert abgezäunte Hundewiesen

Aussagen wie diese sind Elke Esser-Weckmann nicht neu. Die Vorsitzende des Tierschutzvereins Groß-Essen weiß um den diskutablen Zustand vieler Hundewiesen in Essen. Davon gibt es 29 Stück, doch oft sind das nur Reststücke, die zum großen Teil sich selbst überlassen werden. „Dort gibt es weder Automaten für Kotbeutel noch Mülleimer“, erklärt Esser-Weckmann. „Oft wird dort auch Müll abgelegt.“

Irmgard Krusenbaum, Bezirksvertreterin der Grünen in der BV II: „Hundebesitzer müssen sich gegenseitig ein gutes Vorbild sein.
Irmgard Krusenbaum, Bezirksvertreterin der Grünen in der BV II: „Hundebesitzer müssen sich gegenseitig ein gutes Vorbild sein. © Vladimir Wegener

Das Online-Portal „Stadthunde.com“ hat einige Hundewiesen getestet. Viele davon erhalten nur mittelmäßige Bewertungen. Was Elke Esser-Weckmann daher fordert: „Wir brauchen große, eingezäunte Hundewiesen in jedem Stadtbezirk.“ Städte wie Dortmund machen es vor. Da gibt es insgesamt 18 Anlagen, die vom Tierschutzverein und der Stadt gepflegt werden. „Die Wiesen sind bis zu 4500 Quadratmeter groß und komplett ausgerüstet.“

„Hundehalter müssen sich selbst Vorbild sein“

Für Bezirksvertreterin Irmgard Krusenbaum ist das eine Option, wenn auch nicht die einzige Lösung. Sie nimmt die Hundehalter selbst in die Pflicht, die sich gegenseitig Vorbild sein sollen: „Ich wünschte mir, dass Hundehalter mit gutem Beispiel voran gehen und sich gegenseitig erziehen.“ Was allerdings nicht immer klappt: „Es ist schon zum Teil dubios, wo gefüllte Hundebeutel deponiert werden. „Einige landen im Wald, andere hängen sie in Brusthöhe an Sträucher.“ Sie fordert: „Wenn mal kein Abfalleimer in der Nähe ist, dann muss man den Beutel eben auch mal eine Zeit mit sich herumtragen.“

Auch sonst hat Irmgard Krausenbaum schlechte Erfahrungen machen müssen. Sie selbst sei schon zweimal von Hunden gebissen worden. Von einem kleinen Wadenbeißer beim Joggen und einmal auf dem Fahrrad von einem größeren Exemplar. „Im ersten Fall versicherte mir die ältere Dame, dass dies ihr Hund nie tun würde. Bis ich ihr die Bissabdrücke zeigte.“

Generell sei es schwierig, das Problem zu lösen. Im Fall des Spielplatzes an der Ernastraße käme eventuell ein Zaun in Betracht. „Doch ich habe immer ein schlechtes Gefühl dabei, wenn Kinder zwischen Zäunen spielen sollen“, sagt Krusenbaum. Und selbst das allein reiche nicht aus: „Es gibt ja auch Eltern, die selbst mit Hund und Kegel auf den Spielplatz gehen. Da sitzt der Hund dann neben der Parkbank.“

>> BUßGELDER WURDEN ERHÖHT

  • Seit dem 1. September 2017 gilt in Essen ein neuer Bußgeldkatalog, der auch Hundehalter betrifft. Wer Tierkot auf Bürgersteigen, in Anlagen und auf fremden Privatflächen liegenlässt, wird mit 100 Euro zur Kasse gebeten.
  • Die Hinterlassenschaften des Hundes auf Spielflächen, Liegewiesen und Kinderspielplätzen nicht zu entfernen, schlägt ebenfalls mit 100 Euro zu Buche – ganz abgesehen davon, dass Hund auf Spielplätzen ohnehin verboten sind.