Essen. . Die Stadt versucht mit einem Millionen-Paket bis zum Sommer genug Klassenraum zu schaffen angesichts hoher Übergangszahlen und Seiteneinsteigern.
Die Stadt Essen reagiert mit einem neuen Notbau-Programm auf die stark steigenden Schülerzahlen im kommenden Sommer. Um den drohenden Andrang der Jungen und Mädchen wenigstens ansatzweise in den Griff zu bekommen, haben Immobilienwirtschaft und Schulverwaltung eine Vielzahl von Standorten ausgemacht, wo mit Um-, An- und Ausbau von Schulgebäuden, vor allem aber mit dem Rückgriff auf moderne, zweigeschossige Container der nötige Platz geschaffen werden soll. „Task Force II Schule“, so der Name des städtischen Engagements, wird die Kommune knapp 15 Millionen Euro kosten. Das Geld wird aus anderen Programmen entnommen, wie etwa dem Neubau der Schultoiletten, ohne an den Plänen etwas zu verschieben, wie die Stadt versichert.
Der Stadt Essen droht ein starker Schüler-Jahrgang
Die Zeit drängt: Der Stadt droht ein starker Schülerjahrgang, etwa 5000 Kinder werden von den Grundschulen in die Sekundarstufe I wechseln. Dazu kommen noch einmal rund 800 Schüler aus den Seiteneinsteiger-Klassen, die als Flüchtlingskinder nach zwei Jahren ins reguläre Schulsystem wechseln müssen. So sieht es jedenfalls das Gesetz vor. 2017 war das Jahr mit dem stärksten Zuzug von Kindern und Jugendlichen aus dem Ausland. Bislang sind diese Kinder an den Gymnasien geparkt, weil es nur da noch Raum für weitere Klassen gab.
Dort werden sie aber nicht bleiben. Für die meisten dieser Kinder dürfte eher der Wechsel an die Gesamtschule, die Realschule oder die Hauptschule realistisch sein. Das schafft neue Probleme, denn gerade die Realschulen müssen in der 7. Klasse immer mehr Kinder aus den Erprobungsstufen anderer Schulen aufnehmen, vor allem von den Gymnasien.
Die Sanierung der Gesamtschulen lässt auf sich warten
Dazu kommen aktuelle Essener Probleme: Die sieben Gesamtschulen zwischen Vogelheim und Steele laufen schon lange über, die Sanierungen von Bockmühle und Frida-Levy sind noch nicht einmal in der Planungsphase. Genau 1226 Kinder haben sich auf
die aktuell vorhandenen 1080 Plätze beworben. Knapp 150 werden also auf die 18 städtischen Gymnasien, zwölf Realschulen und vier Hauptschulen verwiesen. Aber: Abseits der Gymnasien hält die Stadt alle drei Schulformen „für vollständig ausgelastet“. Platz schaffen könne man höchstens an den städtischen Realschulen und Hauptschulen.
Dort sind die Bauarbeiter längst am Start: Bis zum Sommer 2019 will die Stadt 41 neue Klassenräume, fünf Ganztags-Räume, elf Mehrzweck-Räume, eine Küche und zwei Mensen geschaffen haben. Dazu Behinderten-Toiletten und Stunden-WCs. Nahezu jeder Schulraum wurde von der Verwaltung umgedreht, um mehr Klassen bilden zu können. Und dennoch reicht es nicht!
Bis zum Sommer die Kurve kriegen
Mit den „Task Force II“-Plänen will die Stadt die nun aber wenigstens bis zum Sommer Kurve kriegen: An den Hauptschulen Wächtlerstraße und Steele werden sechs neue Klassenräume gebaut, an der Elsa-Brandström-Realschule an der Bergerhauser Straße und an der Bertha-Krupp-Realschule in Frohnhausen sollen eingeschossige Pavillons mit acht Räumen entstehen, und mindestens fünf Jahre als Provisorien den Schulen helfen, den Überhang aufzufangen.
An der Theodor-Goldschmidt-Realschule an der Frillendorfer Straße, und an der Realschule Überruhr entstehen sogar stabile, modulartig gebaute zweigeschossige Neubauten, die jeweils acht Klassenräume bieten, um mit weiteren Klassen aufzustocken, oder, wie in Überruhr geplant, einen sechsten Eingangszug für die neu zu bildende fünfte Jahrgangsstufe zu schaffen.
Das Neubau-Programm wird nicht reichen
Und selbst das wird nicht reichen, noch lange nicht: Den Neubau-Bedarf bei den Grundschulen, vor allem im Bezirk I (Stadtmitte, Frillendorf, Huttrop), im Bezirk II (Rüttenscheid, Bergerhausen, Rellinghausen, Stadtwald) und im Bezirk IV ((Borbeck), dazu im neu geplanten Quartier 51 am Rande des Krupp-Gürtels, den Förderschulen und den Berufskollegs hält die Schulverwaltung für „erheblich“. Die Rückkehr zum längeren Abitur nach neun Jahren ab dem kommenden Schuljahr wird weiteren Raumbedarf schaffen.
Dazu kommen die bereits absehbaren schulischen Großbau-Projekte: der Neubau einer Gesamtschule Altenessen an der Erbslöhstraße, Abbruch, Neubau oder Sanierung der Gesamtschule Bockmühle, des Berufskollegs Stadtmitte an der Schwanenkampstraße, des Gymnasiums Nord-Ost an der Katzenbruchstraße, der Kita/Schule Hatzper Straße und der Frida-Levy-Gesamtschule. Dazu gesellt sich noch die Sanierung der Gesamtschule Nord.
Mit gut 300 bis 400 Millionen Euro, schätzt die Stadt, dürften allein diese Projekte zu Buche schlagen. Auch das, heißt es bei der Schulverwaltung, wird noch nicht das Ende sein.
>>>1000 PLÄTZE ZU WENIG
- Nach Angaben der zuständigen Bezirksregierung Düsseldorf fehlen in Essen aktuell etwa 1000 Schulplätze. Die Situation bezeichnet Essens Schuldezernent Muchtar Al Ghusain deshalb als „dramatisch“. Die Stadt stehe unter enormen Zeitdruck, sagte er am Mittwoch im Schulausschuss. Dabei sei manchmal eben nur die zweitbeste Lösung möglich. Die Stadt sei verpflichtet, den Schulplatz zu schaffen, und nur darum gehe es.