Essen. . Flüchtlingskrise, Nazis und Konservatismus, soweit man schaut: Beim Abend mit Hagen Rether in der Lichtburg kriegen alle ihr Fett weg.
Optimistisch blickt keiner auf die politischen Entwicklungen dieser Welt nach einem Abend mit Hagen Rether. Der Kabarettist schlendert auf die Bühne in der Lichtburg und beginnt mit seinem Programm. Oder doch nicht? Zumindest setzt er zu einem gemächlichen Klagelied an über die Hektik und Kälte in der Welt da draußen. Schlimm. Sein Ratschlag: Erst mal gemeinsam zur Ruhe kommen. Wäre da nicht diese „weltweite Krisenepidemie“. Alles wird schlimmer.
Sicher auch, weil vieles beim Alten geblieben sei. In Wirtschaft und Politik, Ökologie und Fleischkonsum. Das sind die Themen, da ist die Haltung, mit der Hagen Rether auch an diesem Abend für eine volle Lichtburg sorgt: Weltschmerz, verpackt als provokante Pointen; Aufklärung, serviert als bissige Satire. Performt mit den gewohnten Requisiten: ein schwarzer Flügel, auf dem Bananen für das Publikum liegen.
„Verglichen mit Trump war Bush ein hypersensibler Literaturwissenschaftler“
Sein routinierter und knapp dreieinhalbstündiger Rundumschlag kommt so langsam ins Rollen, als er die Entwicklung der deutschen Innenpolitik abhakt. Merkel? Immer noch da. Aber: „Ist das nicht bitter, dass sie unsere humanistische Referenzgröße geworden ist? Und dann wäre da natürlich noch dieser US-Präsident, der mit rätselhaften außenpolitischen Manövern die Weltgemeinschaft nervt. Rether: „Verglichen mit Trump war Bush ein hypersensibler Literaturwissenschaftler.“
Auf das tagesaktuelle Karussell springt der Kabarettist nicht immer auf. Themen wie die sogenannte Flüchtlingskrise oder die Versäumnisse in der Bildungspolitik greift der 49-Jährige auch in seinem leicht aktualisierten Programm „Liebe“ auf. Für das Schulsystem schlägt er etwa zwei neue Fächer vor: veganes Kochen und gewaltfreie Kommunikation. Das klingt wieder nach der Aufklärung eines Kabarettisten in einer Welt, in der anscheinend der Fortschritt ausbleibe: „Immer das gleiche Spiel.“ Aber Rether verkehrt es zu einem amüsanten und lehrreichen Abend. Alles wie immer.