Essen. . Der Essener Schaustellerverband feiert 100-jähriges Bestehen. In der Messe wird deshalb ab dem 30. Januar ein historischer Jahrmarkt aufgebaut.
Kirmes heute – das ist der Geruch von Backfisch und gebrannten Mandeln. Das ist dieses Kribbeln im Bauch, weil es leuchtet und blinkt und weil das neue Karussell so mörderisch aussieht, man sich aber trotzdem traut. Der Jahrmarkt vor 100 Jahren – das waren Artisten und Jongleure und außergewöhnliche Menschen, die präsentiert wurden. Zu essen gab es Rollmops und saure Gurke und die Stars waren das Holzriesenrad und das Holzpferdekarussell. In Essen gibt es in diesem Jahr beides. Denn 2019 ist ein ganz besonderes Jahr für die Schausteller dieser Stadt.
Der Schaustellerverband Essen/Ruhrgebiet wird 100. Und weil obendrein noch der 70. Jubiläumsdelegiertentag ansteht und die Europäische Schausteller-Union 65 wird, feiern sie einfach alle zusammen in Essen und mit den Bürgern. Neben Europas größter Fachmesse für reisende Schausteller wird es in einer Messehalle eine „Kirmes anno dazumal“ geben.
Tausende Schausteller werden in Essen erwartet
„Dort sieht es wirklich so aus wie auf einem Volksfest vor 100 Jahren“, sagt Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbundes, Essener und jemand, der auch in hektischen Zeiten andere ansteckt durch eine gelassen geerdete Art. Gerade ist wieder so eine Zeit, tausende Schausteller werden in der kommenden Woche in Essen erwartet. Ein Heimspiel für den Präsidenten zwar, aber es will so vieles organisiert werden. Wie oft in diesen Tagen sein Handy klingelt? „Gefühlt 200.000 Mal am Tag“, sagt ein lachender Albert Ritter und übertreibt womöglich nur geringfügig.
Zu einer Großkundgebung zum 70. Delegiertentag des Deutschen Schaustellerbundes haben sich für Mittwoch, 30. Januar, etliche Gäste aus Politik, Verwaltung und Organisation angesagt, unter anderem wird NRW-Ministerpräsident Armin Laschet erwartet. Um 16 Uhr beginnt in der Messe Essen ein Programm mit Fahneneinmarsch, Hymnen und Ansprachen. An diesem Tag starten auch die Fachmesse und die öffentliche „Kirmes anno dazumal“.
Der Jahrmarkt mit den historischen Fahrgeschäften ist so etwas wie eine Wanderausstellung. Aufgebaut wird beispielsweise ein Riesenrad von 1902, wobei „riesen“ ein dehnbarer Begriff ist. In diesem Fall ist damit eine Attraktion gemeint, die bequem in eine Messehalle passt. Noch älter ist das Pferdekarussell von 1878, der Klassiker schlechthin in der Geschichte der Volksfeste. Daneben steht ein Kettenflieger und auch der Original-Floh-Zirkus des Münchner Oktoberfestes wird dabei sein und die kleinsten Artisten der Welt mitbringen.
Historische Kirmes-Attraktionen sind TÜV-überwacht
Bei den historischen Fahrgeschäften geht es weniger um das „höher, schneller, weiter“ der heutigen Zeit, es geht mehr um den Genuss und um das ausgeruhte Kirmesvergnügen. Hier kann in Erinnerungen geschwelgt und über alte Kirmeshelden wie die „Schwebende Jungfrau“ philosophiert werden. Es muss übrigens niemand befürchten, dass die historischen Fahrgeschäfte wegen einer Altersschwäche unsicher sein könnten. „Alle werden regelmäßig vom TÜV abgenommen“, sagt Albert Ritter. Früher hat diese Kontrolle übrigens der damalige „Dampfkesselüberwachungsverein“ übernommen.