Essen. . Beim Regionalwettbewerb von „Jugend musiziert“ in Essen geht es für junge Talente um den nächsten Karriereschritt: Zehn Minuten entscheiden.
Giselle Plavsic ist hochkonzentriert. Im Geiste geht die zehnjährige Violinistin zum x-ten Mal die beiden Stücke durch, die sie gleich auf der Bühne der Folkwang Musikschule vortragen wird. Die zarte Viertklässlerin nimmt heute am Regionalwettbewerb „Jugend musiziert“ teil, muss also vor einer Jury spielen und bestehen. Wenn sie die erforderliche Punktzahl erreicht, dann qualifiziert sie sich für den Landeswettbewerb im März. Der ist das angesteuerte Ziel der insgesamt 54 Talente zwischen fünf und 18 Jahren, die beim Wettbewerb an zwei Tagen ihr Können unter Beweis stellen.
Junge Musiker bereiten sich seit den Sommerferien vor
„Wir haben halt einen riesigen Fundus an begabten jungen Musikern“, freut sich Gerd Ott. Der stellvertretende Leiter der Folkwang Musikschule ist seit über 20 Jahren als Vorsitzender des Regionalausschusses Essen für die korrekte Durchführung zuständig. Das musikalische Programm wurde bereits vor den Sommerferien festgelegt, ab da hatten die jungen Musiker Zeit, sich vorzubereiten. Zehn Minuten dauert in der Regel der Auftritt, „das hört sich erst einmal nach einem kurzen Zeitraum an, aber nach unserem Bemessen ist das schon ziemlich anspruchsvoll“, so Ott.
Schwester begleitet kleinen Bruder an der Harfe
Je nach Alter müssen die Violinisten, Cellisten, Pianisten, Flötisten, Fagottspieler zwei bis drei Stücke vorspielen. Darunter nicht nur Klassiker von Mozart, Händel, Bach und Co., sondern auch durchaus Modernes von Astor Piazolla oder Richard Kershaw. „Wir hören in diesem Jahr auch einen jungen Trompeter und einen Kontrabassisten“, freut sich Ott. Und erzählt, wie sehr solch ein Wettstreit die jungen Menschen prägt: „Das Bestmögliche abzufordern hat einen wichtigen pädagogischen Aspekt und stärkt das Selbstvertrauen.“ Und es bereitet das ein oder andere besondere Talent auf seine weitere Karriere vor. So wie die Harfenistin Julia Dietrich. Die 14-Jährige hat allein drei Jugend-musiziert-Wettbewerbe (2011, 2014 und 2017) gewonnen, gab ihr Orchesterdebüt mit sieben Jahren in der Essener Philharmonie. Seither tritt sie mit großen Orchestern auf, auch schon in der New Yorker Carnegie Hall, reist, belegt Meisterkurse bei Musikergrößen ihres Instruments, gewinnt Wettbewerbe in aller Welt.
Doch heute steht nicht sie im Mittelpunkt, sondern ihr Bruder Sebastian (10), der erstmals als Cellist antritt und den sie begleitet. Wie das ist, mit seiner großen Schwester zu üben und zu spielen? „Mit ihr macht mir das Musizieren doppelt so viel Spaß“, sagt Sebastian, „auch wenn wir uns manchmal zanken.“