Essen-Kray. . In Kray fehlt die Hälfte der erforderlichen Spielflächen: In einer kinderreichen Siedlung wurden Eltern und Politiker aktiv – mit Erfolg.

Wenn im Frühjahr der Spielplatz in der Krayer Siedlung Kleine Schweiz gebaut wird, werden einige Kinder bereits zu groß für die Schaukel oder den Sandkasten sein. Denn die Familien warten seit rund zehn Jahren auf neue Spielflächen. Dabei hat die Stadt längst den enormen Bedarf in dem Stadtteil mit den niedrigsten Investitionen in neuen Spielraum festgestellt. Nicht einmal 60 Prozent der erforderlichen Fläche gibt es in Kray, lautete das Ergebnis schon vor Jahren. Passiert sei aber nichts, beschreiben die Nachbarn die Situation. Jetzt gibt es 35.500 Euro.

Wenn also in einigen Monaten die vier Spielgeräte und der Sandkasten aufgebaut werden, dann ist das der Hartnäckigkeit der Eltern und der Unterstützung der Politiker zu verdanken. Dabei schöpften sie alle bereits Hoffnung, als die Analysen der Stadt so klar ausfielen. „Immerhin ist der frühere, nah gelegene Spielplatz schon vor Jahren zwei Neubauten gewichen“, beschreibt Rebecca Schöpper-Hamacher (34). Die junge Mutter ist wie viele andere wieder in die Siedlung gezogen, in der sie selbst aufgewachsen ist. Inzwischen leben zahlreiche Familien mit kleinen Kindern in der Kleinen Schweiz, so dass die Spielplatznot immer größer wurde. „Ein neuer Spielplatz war immerhin seit unserem Siedlungsfest 2009 im Gespräch“, sagt Rebecca Schöpper-Hamacher.

Nach erneuter Absage kippte die Stimmung

Die Eltern wandten sich an ihr Stadtteilparlament. Die SPD stellte einen entsprechenden Antrag, es gab Gespräche mit Grün und Gruga, die auch erfahrene Politiker wie Michaela Heuser und Bezirksbürgermeister Gerd Hampel zuversichtlich stimmten. Als aber Oberbürgermeister Thomas Kufen im August 2018 dem Bezirksbürgermeister von der Fortführung der Analyse schrieb und davon, die Situation in Kray zwei weitere Jahre betrachten zu wollen, kippte die Stimmung in der Siedlung.

© Marie Heibach

105 Häuser, zwei Mehrfamilienhäuser, 300 Bewohner, davon 34 Kinder unter 13 Jahren und 35 Besuchsenkel: Das hat eine Analyse ergeben, die die Nachbarn selbst erstellt haben. Nicht etwa, weil Bewohner wie Samanta Gollin (34) – zweifache Mutter und berufstätig – Langeweile haben. Vielmehr waren sie fassungslos ob der Untätigkeit und Ankündigung der Stadt.

Eltern haben Unterschriftenlisten vorbereitet

„Wir haben viel vorbereitet, wie etwa Unterschriftenlisten und Versammlungen“, sagt die 34-Jährige, die mit ihren Nachbarn eine Elterninitiative gründen wollte. Den Verweis auf andere Spielplätze („da läuft man schon als Erwachsener 25 Minuten an Hauptstraßen entlang“) oder noch schlechter gestellte Stadtteile ließen sie nicht gelten . Sinngemäß habe man ihnen erklärt, dass sie immerhin die Möglichkeit hätten, Spielgeräte im Garten aufzustellen, erinnert sich Samanta Gollin. Bei ihr klingelte dann das Telefon. Das Stadtpresseamt sei am anderen Ende der Leitung gewesen: „Sie sagten uns erst ein Spielgerät aus Stiftungsgeldern und wenig später mehr als 30.000 Euro für einen Spielplatz zu.“

Aus der Überraschung wurde eine Vorlage für die Bezirksvertreter, die nun den Bau des Spielplatzes beschlossen haben. Und so kommen Kletterturm samt Rutsche, Doppelschaukel mit Kleinkindersitz sowie die Drehscheibe und das Sandspielgerät vor allem für Tom rechtzeitig – er ist mit acht Wochen der jüngste Bewohner der Kleinen Schweiz.

>>DIE ANALYSE DER SPIELRÄUME – AM BEISPIEL KRAY

2014 hat der Jugendhilfeausschuss beschlossen, sechs von Kinderarmut betroffene Stadtteile auf der Grundlage der Spielraumanalyse vertieft zu analysieren und überprüfen zu lassen.

Diese Stadtteile sind Stadtkern, Frohnhausen, Bochold, Altenessen-Süd, Katernberg und Kray. Dort wurde eine Spielraumanalyse auf der Grundlage der vorliegenden statistischen Daten aktualisiert.

2016 wurden die Ergebnisse der Politik vorgestellt. Demnach soll etwa die Entfernung bis zu einem Spielplatz/Schulhof nicht mehr als 750 Meter betragen. In Kray trifft das für ein Viertel der Kinder bis fünf Jahre nicht zu. Bei den Sechs- bis 13-Jährigen ist es ein Drittel.

Ähnliche Defizite gibt es in Kray bei kleinen Spielflächen, deren Entfernung höchstens 350 Meter betragen soll.