Essen. . Studio-Bühne wird nach rund einjähriger Generalsanierung wiedereröffnet. Der Erhalt der Kulturimmobilie war viele Jahre hart umkämpft.
Wenn eine Bühne zur Baustelle wird, dann kann sich schon die Vorgeschichte zum veritablen Drama auswachsen. Sechs Jahre immerhin hat der Kampf um die Sanierung der Studio-Bühne in Kray gedauert. Etliche politische Debatten, Machbarkeitsstudien und ein umstrittenes Gutachten später, das die ehemalige Schubertschule an der Korumhöhe 2010 sogar zum Immobilienschrott abwertete, steht das Amateurtheater mit seinen rund 100 Mitgliedern nun vor dem Happy End.
Am 24. Februar soll das grundsanierte Haus, das seit 1990 von dem Verein bespielt wird, wiedereröffnen. Dass Zeitplan und der mit 880.000 Euro bezifferte Kostenrahmen nur mäßig überzogen wurden, darf in Zeiten akuter Handwerker-Not schon als erfreulich gewertet werden. Zumal das Bauen im Bestand immer Überraschungen mit sich bringt – wenn die neue Fäkalienhebeanlage in drei Teile geteilt werden muss, weil sie sonst gar nicht durch die Tür passt. Oder die nachträglich eingebauten Heizungskeller-Wände plötzlich nicht mehr zur Statik des Hauses passen.
So wurden aus Theater-Amateuren am Ende auch echte Bau-Experten, die die Sanierung unter Federführung der städtischen Grundstücksverwaltung GVE mit viel Eigenengagement begleitet haben. Ein Kraftakt, den die künstlerische Leiterin Kerstin Plewa-Brodam sogar in Zahlen fassen kann. Rund 2000 ehrenamtliche Arbeitsstunden haben die Mitglieder in den vergangenen Monaten für Auszug und Wiedereinzug investiert.
Rund 300 Umzugskisten mussten zunächst einmal gepackt, zwischengelagert und wieder neu sortiert werden, Beleuchtung und Bühnentechnik müssen nun wieder installiert und die Theaterwerkstatt neu eingerichtet werden.
Noch türmen sich die Umzugskisten, und statt Rollenstudium steht das Staubwischen an erster Stelle. Doch für Plewa-Brodam steht fest: „Wir müssen endlich wieder Gäste im Haus haben.“ Nach knapp einjähriger Umbauzeit präsentiert sich die Kulturimmobilie ab Februar also generalüberholt, mit einem frischen Anstrich, neuen Böden und Fenstern und jeder Menge neu gelegter Versorgungsleitungen. Im Erdgeschoss gibt es nun eine Behindertentoilette, dazu sorgt ein neuer Hub-Lift für den barrierefreien Zugang zur Studiobühne. Ein paar Extras wie der begehbare Schuhschrank im imposant bestückten Kostümfundus setzen Akzente. Die Probebühne im Dachgeschoss hat viel Licht, und das Pausencafé zieren jetzt eine Stuck-Rosette und ein Kronleuchter unter der Decke, wo früher eine Tarnnetz-Deko das Raumgefühl vorgab. Doch im Grundsatz galt die Devise der Bestandssicherung.
Besucher werden den frisch polierten Mosaikboden im Eingang ebenso wiedererkennen wie den Treppenaufgang. Das Haus hat sich verändert, doch der Charakter blieb erhalten. „Ein Großteil des Charmes wird ohnehin durch die Menschen bestimmt“, ist sich Kerstin Plewa-Brodam sicher. Und die sind trotz der langen Spielpause an Bord geblieben und haben mitgeholfen, freut sich der Vorsitzende der Studio-Bühne Michael Steinhorst, der den politischen Beschluss zur Sanierung der Studio-Bühne auch als generelle Wertschätzung für die freie Szene wertet. Für ihn ist der Erhalt der über 100 Jahre alten Kulturimmobilie jedenfalls eine Bestätigung der vielen Arbeit, die der Verein seit 1990 dort geleistet hat: „Das Haus ist kein Schrott, das ist ein Schatz!“
Theater hat schon über 125 Produktionen gezeigt
Am 24. Februar wird die sanierte Studio-Bühne in einem kleinen Festakt wiedereröffnet. Bereits am Nachmittag soll dann wieder gespielt werden.
Seit 1990 hat die Studio-Bühne mehr als 125 Produktionen herausgebracht. Stücke von Tabori, Gorki oder Camus stehen ebenso auf dem Programm wie Komödien und Kinderstücke.