Essen. . In mehreren Essener Stadtteilen kämen wichtige Schreiben mit deutlicher Verspätung an. Das kritisieren Bürger. Post wehrt sich gegen Vorwürfe.

Was stimmt an dem Gerücht, dass montags keine Post mehr zugestellt wird? Und kommen Briefe wirklich regelmäßig zu spät an? Ein Blick ins Netzwerk Facebook macht klar: Derzeit gibt es wieder viele Beschwerden über die Zustellung quer durchs Essener Stadtgebiet. „Es geht um meine Rente, eine wichtige Bestätigung vom 21. Dezember kam erst heute an“, schreibt eine Nutzerin in Borbeck am 4. Januar 2019. Ein anderer berichtet: Wichtige Post vom 20. Dezember erhielt seine Mutter in Altenessen erst 14 Tage später.

Montags kommt kein Briefträger? Das ist ein Märchen

Unklar bleibt, ob sich die Kritik an die Deutsche Post richtet oder an private Unternehmen wie den Zustellerdienst Postcon. Dieter Pietruck, Sprecher der Deutschen Post, räumt auf mit einigen Vorurteilen, die sich hartnäckig halten – zum Beispiel, dass angeblich montags gar kein Postbote mehr kommt: „Wir sind per Gesetz dazu verpflichtet, an sechs Tagen pro Wochen auszuliefern.“ Trotzdem könne es vorkommen, dass gerade am Montag der Briefträger erst spät im Lauf eines Tages die Briefe zustellt: „Montags haben wir gerade mal zwei Prozent des gesamten Wochen-Aufkommens. Deshalb werden an diesem Tag häufiger Bezirke zusammengezogen, sodass unsere Mitarbeiter erst später einzelne Haushalte erreichen.“

Montags kommt am wenigsten Post

Dass montags so wenig Post unterwegs ist, liege vor allem an der Tatsache, dass die Deutsche Post rund 85 Prozent Geschäftskunden habe. „Und die stecken nun mal nicht samstags etwas in den Briefkasten.“ Grundsätzlich gelte weiterhin das Qualitätsversprechen der Post, dass ein Brief, ordentlich frankiert, in der Regel direkt am nächsten Tag sein Ziel innerhalb Deutschlands erreiche. „Das gelingt uns in 93 Prozent der Fälle, das ist behördlich bestätigt.“ Die Bundesnetzagentur schreibe eine Quote von nur 80 Prozent vor, „sonst erfüllen wir unseren Auftrag nicht.“

Zu einzelnen Beschwerden, so wie sie bei Facebook derzeit geäußert werden, konnte der Sprecher sich nicht äußern – aber: „Weil wir so viele gewerbliche Kunden haben, ist samstags der stärkste Tag bei der Zustellung.“ Die Verbraucher würden dies häufig so wahrnehmen, dass tagelang kaum Post kommt und am Samstag der Kasten überquillt. Was auch an Werbung liegt.

Private Konkurrenz handelt Bedingungen individuell aus

Anders liegt der Fall bei privaten Konkurrenzunternehmen wie Postcon, die mittlerweile viele Großkunden haben und auch in Essen häufig Behördenschreiben versendeten: „Wir handeln mit unseren Kunden individuelle Konditionen aus, die Zustellzeit dauert von einem bis zu vier Tagen“, erklärte eine Sprecherin am Montag. Sowohl die Stadt Essen als auch Justizbehörden greifen auch auf die Dienste von Postcon zu – und gerade, was Schreiben von Gerichten angeht, gibt es derzeit verstärkte Kritik von Verbrauchern auf Facebook: „Das dauert schon mal 14 Tage, bis Schreiben ankommen – ist halt billiger“, schreibt eine Nutzerin zerknirscht.

Dass jetzt die Kritik an den Briefzustellern in Essen neu aufkommt – liegt das vielleicht daran, dass gerade Weihnachten war? „Wir haben keine Rückstände durch Weihnachten, weder bei Briefen oder Paketen“, stellt Post-Sprecherin Britta Töllner klar. Ihr lägen derzeit keine Meldungen aus Essen vor, dass es grundsätzliche Schwierigkeiten bei der Auslieferung gebe.