Essen. . Muhammet Balaban, Chef der Kommission Islam und Moscheen in Essen, befürchtet, dass neue Moscheen wie Pilze aus dem Boden schießen könnten.
Politiker der Berliner Regierungskoalition regen die Einführung einer „Moschee-Steuer“ an – vergleichbar mit der Kirchensteuer für katholische und evangelische Christen. Wir haben Muhammet Balaban, den Vorsitzenden der Kommission Islam und Moscheen in Essen, zu dieser Initiative befragt.
Herr Balaban, was halten Sie von der Einführung einer Moschee-Steuer für Muslime?
Balaban: Nichts. Es gibt einen festen Grundsatz: Muslimische Gläubige geben ihrer Gemeinde nur freiwillig Geld. Jeder einzelne entscheidet selbst darüber, wie hoch seine Spende ausfällt. Auch der Begriff an sich gefällt mir nicht.
Was stört Sie daran?
Zuerst muss innerhalb der muslimischen Community in Deutschland geklärt werden, wer die Interessen der Muslime vertritt. Das muss auf demokratischer Basis geschehen. Wenn der Islam zu Deutschland gehört, wie Ministerpräsident Armin Laschet kürzlich betonte, muss der Staat präzise definieren, für welche Moscheen er bereit ist Steuern einzutreiben. Ich sehe außerdem die große Gefahr, dass nach Einführung einer solchen Steuer neue Moschee-Vereine auch in Essen wie Pilze aus dem Boden schießen, um in den großen Geldtopf reinfassen zu können.
Die Befürworter der Moschee-Steuer wollen erreichen, dass der ausländische Einfluss auf Muslime in Deutschland abnimmt.
Aber man darf die Schuld beispielsweise nicht den türkischen Moscheen geben. In der Ära Helmut Kohl ist in den 1980er Jahren mit Ankara verabredet worden, dass der türkische Staat Imame nach Deutschland entsendet. Die Absicht war: Türkischstämmige Muslime sollten von gut ausgebildeten Theologen unterrichtet werden und nicht in die Hände irgendwelcher Dorf-Imame geraten. Ich bin jetzt dafür, die Imam-Ausbildung hier in Deutschland zu fördern.